Burgstall Leupolz

Bei Leupolzbauhof ist der markante Burghügel erkennbar.

(Quelle: Berthold Büchele, Stätten der Herrschaft und Macht, Thorbecke Ostfildern 2013, S. 381-384 - ein hervorragendes Buch; vielen Dank dafür!)

Auf dem sog. Schlossberg, einem 25-30 m hohen Moränenhügel südlich von Leupolz,
südwestlich des Weilers Leupolzbauhof, gekennzeichnet durch einen Merkt-Gedenkstein
von 1939 am Fuß des Burghügels.

Die Burganlage: Sie nahm einst ein ovales Areal von ca. 200 x 30m ein. Im südöstlichen
Bereich sind noch Mauerzüge bis 1,5m erhalten. Im ungestörten nordwestlichen Bereich zeichnet
sich aus dem Oberflächenschutt der Grundriss des Bergfrieds ab. Nach der Landtafel Wangen von
1617 besaß dieser einen Fachwerkaufsatz, und es schlossen sich im südöstlichen Burgareal Wohn-
bauten (Palas?) an, welche eine Ringmauer umgab. Heute sind davon nur noch einige Fundament-
und Mauerreste zu sehen.

Der einstige Burgweg kam von Norden und führte am Bergfried vorbei. Die heutige Auffahrt an der
Südwestseite dürfte um 1820 zum Abtransport des Abbruchmaterials eingerichtet worden sein.

Von der Burg zum Burgstall: Die Burg Leupolz war -vergleichbar mit Prassberg- im Laufe des 12.Jh.
aus einer Turmburg (späterer Bergfried?) sanktgallischer Ministerialen hervorgegangen. Sie blieb
aufgrund ihrer Lage auf einem hohen, nach allen Seiten abfallenden Moränenhügel relativ kleinräumig.

Als es im Krieg zwischen den Fürsten und den süddeutschen Reichsstädten 1389 zu einem missglückten
Angriff des Truchsessen Johannes II. von Waldburg (1362-1424) auf Wangen kam und der beim Angriff
verletzte Truchsess auf seiner Flucht bei Rudolf Vogt von Summerau auf Burg Leupolz Zuflucht fand,
wurde diese von einem Aufgebot der Städte erobert und zerstört.
Der Krieg wurde im Vertrag von Weingarten am 15.08.1389 beigelegt, der außer einem Schiedsgericht
zur Beilegung der Streitigkeiten auch die Freilassung des Truchsessen anordnete. Die Vögte verlegten
in der Folge ihre Residenz auf das 1411 erworbene Prassberg.

Erst ab 1455 durfte die Ruine Leupolz mit Erlaubnis Kaiser Friedrichs III. wieder instand gesetzt werden.
Die damals entstandene Anlage ist in der Landtafel Wangen abgebildet. Sie wurde beherrscht von einem
mächtigen Bergfried mit Fachwerkaufsatz, wohl der ursprünglichen Turmburg, an den sich ein Palas anschloss.

Wenige Jahre nach der Fertigstellung der Landtafel am 24.06.1624, endete die Geschichte der Burg endgültig.
Sie brannte infolge eines Blitzschlags ab und wurde danach nicht wieder aufgebaut, sondern dem allmählichen
Verfall preisgegeben.

Nach fast vierhundert Jahren Verfall ist der heutige Zustand der Ruine mehr als beklagenswert. Noch um 1820
waren größere Mauerreste von Ringmauer, Burg und Palas mit Erlaubnis des Fürsten von Wolfegg durch die
Falllehenbauern zur Errichtung von Bauernhäusern abgeräumt worden.
Nachdem Burgstall und Bauhof in Privateigentum übergegangen waren, wurde dem Eigentümer im 20. Jahrhundert
ein Kiesabbaurecht eingeräumt. Dadurch wurde der Burgberg auf der Ostseite, wo er sich einst bis zur
heutigen Strasse erstreckt hatte, stark verstümmelt und die Ruine infolge abrutschender Mauerteile und
Steine weiter geschmälert.
Heute sind nur noch wenige Fundamentreste und Trümmer von Mauern und Gebäuden zu sehen.

Geschichtliche Notizen: Burg und Herrschaft Leupolz waren ursprünglich Teil des umfangreichen Besitzes des
Klosters St. Gallen im Allgäu. Sie waren als Dienstlehen Ministerialen anvertraut worden, den später
sog. Herren von Leupolz, die zwischen 1229 und 1277 urkundlich genannt werden.
1341 erwarb Hans Vogt von Summerau Burg und Herrschaft Leupolz; urkundlich wurde 1342 erstmals sein Sohn
Rudolf Vogt von Summerau zu Leupolz genannt.

Die Herren von Burg und Herrschaft emanzipierten sich allmählich aus der anfangs straffen Klosterherrschaft
und wandelten das Dienstlehen in ein erbliches, also relativ unabhängiges adliges Lehen des Stifts um.

Die Vögte von Summerau, ursprünglich staufische Ministerialen, zählten seit etwa 1269 zu den Reichs-
ministerialen und danach zum Niederadel. Die Familie besetzte zahlreiche angesehene kirchliche und welt-
liche Ämter: Mit Sixt Werner (166-27) und Franz Johann I. (1645-89) stellten sie Fürstbischöfe von Konstanz.

Ein Heinrich IV. von S. war Abt von Kempten (1224-34), eine Amalia von S. Äbtissin im Kloster Medingen (1430)
und eine Ursula von S. Fürstäbtissin des Damenstifts Lindau (1476-91). Andere Mitglieder waren Domherren zu
Augsburg, Basel, Eichstätt, Konstanz und Salzburg.
Um 1270 hatten sie ihr dem Hochstift Kempten gehöriges Lehen Laimnau an der Argen bei Alt- und Neusummerau
an das Bistum Konstanz und in der Folge weitere Besitztümer und Rechte in diesem Raume verkauft.
Um diese Zeit übersiedelten sie unter unbekannten Begleitumständen für einige Zeit auf die Kemptener Burg
Wolkenberg.

Im Jahre 1411 erwarb Heinrich Vogt von Summerau zu Leupolz von Heinrich von Schellenberg zu Wagegg auch die
benachbarte St. Galler Burg Prassberg. Seither teilten Burgstall und Herrschaft Leupolz das Schicksal von
Burg und Herrschaft Prassberg. Vogt Heinrich von S. vereinigte Leupolz und Prassberg für alle Zeiten zur
Herrschaft Prassberg und baute die baulich intakte und größere Burg Prassberg zum Hauptsitz aus, nach dem sich
die Vögte von nun an auch nannten.

Nach ihrem Wiederaufbau ab 1455 diente Burg Leupolz bei Erbteilungen ab 1492 mehrmals als Sitz von Nebenlinien
der Vögte von Summerau zu Prassberg, die sich dann auch zu Leupolz nannten. Von 1383-1533 hatten die Vögte als
Reichslehen auch die von den Herren von Ebersberg um 600 Gulden erkaufte Vogtei Eisenharz mit dem Forst
in Besitz.

Die Burgherrschaft: sie umfasste im Westen das Gebiet der späteren Gemeinde Leupolz, laut einer Urkunde des
Vogtes Rudolf von Summerau von 1357 Güter und Menschen von 20 Höfen in den Orten Bach, Buchen, Ehrlach, Feld,
Finken, Holtz, Hub, Leupolz, Niederweiler, Oberweiler, Steinberg, Strass und Stützenberg.
In diesem Bereich waren die Burgherren in erster Linie Grund- und Leibherren und besaßen die 1478 durch Kaiser
Friedrich III. bestätigte Niedergerichtsbarkeit mit Zwing und Bann. Deren Manifestation waren insbesondere die
herrschaftliche Leupolz-Mühle (ehemals unterhalb der Burg am Karbach), die Badstube, die Tafern (heute Land-
gasthof "Zur Sonne" bei der Pfarrkirche) sowie der Kirchensatz über die Pfarrkirche St. Laurentius zu Leupolz.

Die hohe Gerichtsbarkeit und die Forstliche Obrigkeit (Forsthoheit mit Hoher Jagd) lagen im Spätmittelalter bei
der Landvogtei Schwaben in Altdorf.

Nach Säkularisation und Mediatisierung: die Herrschaft Prassberg(-Leupolz) fiel im Gefolge der Säkularisation
des Reichsstifts St. Gallen 1803 zunächst an die Fürsten von Waldburg-Wolfegg. Nach deren Mediatisierung 1806
wurde sie trotz Widerspruchs Württembergs zuerst vom Königreich Bayern in Besitz genommen.
Durch Staatsvertrag vom 13.10.1806 wurde sie aber samt der Herrschaft Siggen an das Königreich Württemberg
zurückgegeben, wo sie spätestens ab 1830 die standesherrliche Gemeinde Prassberg bildete, bis diese 1883 in
Gemeinde Leupolz umbenannt wurde.
Seit der Gemeindereform 1971 gehört Leupolz zur Stadt Wangen. Außer Fundamentresten der Burg erinnern heute
nur noch einige stolze Grabsteine und Epitaphien in der Pfarrkirche St. Laurentius an die einstige Feudal-
herrschaft der Vögte von Summerau zu Prassberg und Leupolz.
Der ehemalige Bauhof der Burg besteht noch heute, wurde aber seit 1803 in mehrere Besitzanteile zersplittert
und zersiedelt.

Eingeschränkte Besichtigung: Der Burgstall Leupolz ist heute nicht frei zugänglich, sondern in Privatbesitz
und daher nur nach Absprache mit dem Eigentümer zu besichtigen, zumal dieser den Burgberg eingezäunt hat und
dort eine Damhirschzucht betreibt.

Die Burgstelle ist in folgender Tour zu finden:

Von Vogt nach Leupolz