Burgstelle / Schloss Siggen



(Quelle: Berthold Büchele, Stätten der Herrschaft und Macht, Thorbecke Ostfildern 2013, S. 87-89 - ein hervorragendes Buch; vielen Dank dafür!)

Auf einem Hügel über dem Siggener Weiher, wo heute ein Wohnhaus steht, war einst die Burg Siggen.
Das Anwesen gehört dem Fürsten von Windisch-Grätz und ist an der Stelle erbaut, wo einst eine
mittelalterliche Burg stand. Später, bis zu seinem Abbruch 1838 stand dort das Schloss Siggen.
Die ursprüngliche Turmburg bestand aus einem quadratischen Turm; dieser wurde 1734 als heidisch Gemeier
und im Grundriss als ehemaliges Castell bezeichnet und soll -laut Volkssage- mit den Steinen
der abgebrochenen Burg Albris I erbaut worden sein. Im Turm befand sich u. a. eine Burgkapelle.
An ihn wurde später ein Schlossbau angefügt, ein quadratischer Hauptbau mit zwei Treppentürmen.

Geschichtliche Informationen:
Schon im 11. Jahrhundert existierte in Siggen eine Kirche, denn 1094 übergab Adalbert von Willatz
dem Kloster Allerheiligen in Schaffhausen u. a. die halbe Kirche von Siggen, d. h. deren Einkünfte und
Patronatsrechte. Demnach müssen sie die ersten Herren von Siggen gewesen sein.
1128 wird ein Odalricus de Siggun zusammen mit Hatho von Grünenbach in einer Ochsenhausener Urkunde erwähnt.
Baumann vermutet, das Geschlecht sei edelfrei und eines Stammes mit den Herren von Willatz gewesen.
Diese Siggener Ortsherren starben in unbekannter Zeit aus.
Wohl im Zusammenhang damit, dass König Rudolf von Habsburg 1288 den Kemptener Abt auch als (Gegen-)abt
von St. Gallen einsetzte und dieser sogleich versuchte, sein Kloster mit fremdem Besitz zu bereichern,
fiel die Herrschaft Siggen um diese Zeit an Kempten und war seither Lehen desselben.

1353 hatte das Patronatsrecht die sonst unbekannte Familie Klusser. Zwischen 1371, 1390 und 1392 wird Lutz
der Sürge als Inhaber der Herrschaft Siggen genannt. 1392 wurde auch ausdrücklich die Burg Siggen
genannt. In diesem Jahr kamen Burg und Herrschaft in den Besitz Konrads von Prassberg, eines Verwandten der Sürgen,
der den Besitz an Heinrich von Schellenberg verkaufte. 1413 war Benz von Heimenhofen zu Hohentann Besitzer.
Dieser verkaufte 1416 die Burg und das Burgstall ze den Siggen mit dem Bauhofe den wyger und wyersrecht der Kirche
zu den Siggun öund die Widmen (Pfarrgut) daselbst, darin der Kirchensatz,
das Kirchenlehen und jus patronatus gehört, um 2.280 Pfund Hellere an Tölzer von Schellenberg zu Kißlegg.
1423 gab Schellenberg die Absicht bekannt, innerhalb von 10 Jahren das Schloss wieder aufzubauen.
Demnach muss es damals zerstört oder in ruinösem Zustand gewesen sein.

Tölzer von Schellenberg zu Kißlegg verkaufte 1433 den Turm und Burgstall mit dem Burgberg und der Hofraitin
darum, den Kirchensatz, die 2 Weiher, den Siggenheimer Wald, das Hüslin am Burgberg, den Bauhof, die Mühle
samt 6 Höfen und Höfen in Bildarzhofen und Meggen, alles Lehen des Klosters Kempten um 3.000 Pfund Heller an
Ytal Humpis von Ravensburg. 1451 heißt es im Kemptischen Lehenbuch: Item der Turm und daz
Burgstall zu Siggen mitsamt dem Burgberg und die Hofraitin darumb. Damit gründeten die Humpis in Siggen eine eigene Linie.
1498 erhielten sie von Kaier Maximilian die Niedere Gerichtsbarkeit in ihrem
Burgsäß und Dorf und 1509 das Recht, Namen und Wappen der Herren von Waltrams mit dem ihrigen zu vereinigen:
seither nannten sie sich Herren von Waltrams zu Siggen und führten als Wappen drei schwarze Hunde
auf weißem Grund . Deshalb bezeichnete man die Siggener Humpis-Linie auch als die Schwarze Linie.

Das Schloss wurde 1525 während des Bauernkrieges besetzt und geplündert. Im 17. und 18. Jahrhundert wohnten
die Humpis nur noch sporadisch in Siggen, denn sie hatten Hofämter u. a. am fürstenbergischen Hof inne;
der Siggener Wirt übernahm den Bauhof und benützte die unteren Lauben des Schlosses samt Stuben und Kammern
für Tanzfeste und Übernachtungen. 1716 ist das Schloss auf der Mappa Trauchburg abgebildet.
Seit dem 18. Jahrhundert verfiel das Schloss immer mehr, und 1730 starb die Siggener Linie der Humpis aus.
In einem Beschrieb von 1734 wurden die einzelnen Zimmer beschrieben, die großenteils zweckentfremdet waren;
auch gab es z. T. keine Fußböden, Türen und Fenster mehr, und das Dach bestand nur aus sog. Landern (Holzschindeln)
und war völlig undicht. Um 1757 wurde der alte Schlossturm wegen Baufälligkeit
abgebrochen und die Steine dem Bau des neuen Pfarrhauses zugeführt.
1767 kauften die Grafen von Traun und Abensberg, die 1661 schon die Grafschaft Eglofs erworben hatten,
Schloss und Herrschaft Siggen als freies Eigentum um 30.000 Gulden. Auch künftig wurde das Schloss kaum
bewohnt und verfiel daher trotz Reparaturen immer mehr.

1804 kam Siggen an die Fürsten von Windisch-Grätz. Diese wollten 1816 das inzwischen völlig ruinöse Schloss
auf Abbruch verkaufen, doch es fand sich kein Käufer, weil der Abbruch der aus rohen Kieselsteinen
bestehenden Mauern sich nicht lohnte. 1828 war das Dach so undicht, dass es durchsichtig war, gleich einer Laterne;
es fehlten Türen, Böden und Fenster. Durch die unverzeihliche Nachlässigkeit des fürstlchen
Beamten zu Eglofs, der sich nicht um dieses altertümliche Schloss kümmerte, solches Wind und Wetter preisgab,
ist solches am 23. September 1830 in sich selbst zusammengestürzt und wird jetzt (1837)
auf polizeiliche Anstalt vollends abgebrochen, und die Steine hievon zu anderen Gebäuden verwendet.
Im gleichen Zeitraum wurden auch die Nebengebäude abgebrochen. Im 20. Jahrhundert erbaute sich Fürst
Windisch-Grätz auf dem Burghügel ein Wohnhaus.



Die Burgstelle ist in folgender Tour zu finden:

Rund um Siggen
























So sah die Burg auf einer Postkarte von Eugen Felle aus. Eugen Felle ist bekannt für seine ralsistischen, detailgetreuen Zeichnungen.

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