Burgstall Buschel bei Kisslegg




(Quelle: Berthold Büchele, Stätten der Herrschaft und Macht, Thorbecke Ostfildern 2013, S. 260-261 - ein hervorragendes Buch; vielen Dank dafür!)
Auf dem Windhag, dem großen Höhenzug zwischen Kißlegg und Immenried,
befindet sich nördlich von Oberreute der sog. Buschel (kommt von Burgstall),
von dem aus man einen herrlichen Rundblick auf die Alpenkette hat.

Er ist ein etwa 5m hoher, länglicher Hügel, an dessen Südwestecke noch ein
Fundamentquader erhalten ist. Der Hügel ist auf allen Seiten abgeböscht und
hat auf der Südseite einen Graben mit Aussenwall. Im Norden wurde die Anlage
gestört durch Kiesentnahme und zusätzlich 1980 durch den Bau einer Wasserreserve.
Der ursprüngliche Burghügel ist stark verändert, ein ehemaliger Graben war
bereits um 1900 nicht mehr vorhanden.




Geschichtliche Notizen:
Dr. Schmid von der Denkmalpflege BW ordnete die Anlage als sog. Fliehburg ins
Frühmittelalter ein, als burgentypologisches Bindeglied zwischen den großen
prähistorischen Burgen und den hochmittelalterlichen Herrschaftsburgen. Solche
Fliehburgen waren nicht ständig bewohnt, deshalb haben sich auch keine Reste
von Bauwerken erhalten. Abschliessend wird festgestellt: Die Wehranlage Buschel
ist eine der wenigen erhaltenen rein frühmittelalterlichen Burganlagen im
Regierungsbezirk. Vergleichbare Anlagen finden sich nur noch drei weitere.

Baumann hatte hingegen aufgrund der Zeugenreihe in einer Urkunde von 1269 ver-
mutet, der Buschel sei der Sitz der Familie Vönenberg gewesen. In der Zeugenreihe
wird Ulrich von Vönenberg zwischen den Herren von Ratzenried und Lautrach genannt:
er habe in einer Abhängigkeitsbeziehung zu den Herren von Kißlegg als Ausstellern
der Urkunde gestanden und stamme aus dem Weiler Winneberg bei Kißlegg.
Allerdings ist dieser Weiler erst durch die Vereinödung im 18. Jahrhundert entstanden
und erhielt vom damaligen Besitzer Winneberg seinen Namen.
Trotzdem könnte der im Bereich Kißlegg existierende Familienname Winneberg sich von
Vönenberg herleiten und der Buschel der Sitz dieser Familie gewesen sein. 1229 wird
ein Ritter Rudolf von Fonenberg zusammen mit Hugo von Leupolz als Gesandter des Abts
von St. Gallen zu König Heinrich VII. genannt. 1233 war derselbe in Esslingen, 1234
und 1235 in Würzburg im Gefolge König Heinrichs VII., 1269 siegelte er für den Ritter
von Kißlegg. 1290 wurde Ulrich Vönenberg Bürger in Ravensburg. Seit 1312 waren die
Vönenbergs auch Bürger Wangens.
Damit endet wohl auch für diese Familie die Burgenzeit. 1592 wird der Burgstall zu
Oberreute noch ein letztes Mal erwähnt. Auf der Landtafel Kisslegg von 1720 ist er
mit einem B. bezeichnet, aber ohne Mauern dargestellt.


Die Burg ist in folgender Tour zu finden:

Rund um Kißlegg



Hier führt rechts der Weg zum Buschel hinauf















Blick zurück auf den Buschel/Windhag

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