Der Dreiländerstein im Hörtwald
61000 Gulden Ablöse zahlte Abt Johannes Romanus vom Kloster Irsee an das Fürststift Kempten. Vor 315 Jahren bekam das Reichskloster dann von Kaiser Leopold I. den Blutbann verliehen.
Seine Grenzen liess das Kloster mit Marksteinen abgrenzen.
Noch heute stehen wenigstens vier dieser Steine, wobei der zweifellos prächtigste der sogenannte Dreiländerstein im Hörtwald ist, schreibt der Heimatforscher Ludwig Dinger.
Der geschliffene Kalkstein steht am Schwarzenbach bei Binkenhofen und hat drei Seiten, wobei jede eine Herrschaft begrenzte, die auch als Inschrift eingemeisselt wurde:
Nach Nordosten die Kurpfalz Bayern und Reichsherrschaft Mindelheim (CFB-RHM und ein Wappen),
nach Südosten das Fürststift Kempten (FTK und ein Wappen)
und nach Osten das Reichsstift Irsee (RSY/Irseer Löwe).
Heute zeigt der Dreiländerstein die Grenzen der Gemeinden Eggenthal und Unteregg sowie dem 1978 zu Eggenthal eingemeindeten Bayersried. Während dieser Stein von 1791 stammt, soll der
Vorgänger vor rund 400 Jahren aufgestellt worden sein.
Weniger alt und aufwändiger sind die weiteren Marksteine, die das Territorium Baisweil, Eggenthal, Frankenhofen, Irsee, Ketterschwang, Lauchdorf, Mauerstetten, Pforzen, Rieden, Romatsried und
Schlingen umfasste. Der Stein an der Strasse zwischen Frankenhofen und Stockheim stammt von 1791 und wurde inzwischen durch eine Kopie ersetzt. Nach Norden grenzte er Mindelheim (CFB-RHM) und
nach Süden mit dem Ronsberger Löwen das Kloster Irsee (RSTY) ab.
Dagegen sind die beiden anderen Steine gut versteckt. Im Staffelwald am Eibach ragt ein Sandstein von 1678 etwa einen Meter aus dem Boden. Mit einem Hirsch und Eichenlaub auf Irseer Seite grenzte
er einst Kaufbeuren und Kleinkemnat ab. Dagegen markierte der Irseer Löwe auf dem Stein von 1692 im Röhrwanger Wald die Grenze zum Fürststift Kempten.
Mit den Marksteinen zug das Reichskloster sukzessive seine Jurisdiktions- , Jagd- und Territorialgrenzen, wobei die Jagdmark über die gezogenen Linien hinaus gehen konnte.
Blutgerichtsbarkeit beim Kloster
Mit dem Kauf der Blutgerichtsbarkeit vor 315 Jahren - auch ius gladii (Recht des Schwertes), Blutbann oder Halsgerichtsbarkeit genannt, hatte das reichsunmittelbare Kloster das Recht erwirkt,
Straftaten, die mit Verstümmelungen oder dem Tode geahndet wurden - also blutige Strafen - auszusprechen. Dies geschah bei schweren Verbrechen wie Raub, Mord, Diebstahl, Notzucht oder Hexerei.
Die Form der Hinrichtung bei einem Todesurteil war vom Vergehen abhängig: Ertränken für Kindesmörderinnen, Feuertod für Notzucht oder Rädern für Mord. Das schnelle Enthaupten war lange Zeit
Adeligen vorbehalten.
Insofern waren die Grenzsteine Ausdruck von Macht und Abschreckung, was jedoch 1802 mit der Säkularisation endete.
Den Dreiländerstein findet man, wenn man von Oberegg hinab nach Benkhofen fährt, hier rechts weiter nach Bayersried. Ein Stück nach Benkhofen ist am Strassenrand (im Wald) rechts ein kleines
Wegkreuz an einem Baum. Ziemlich gegenüber führt ein Forstweg links zum Dreiländerstein.
Hier Bilder vom Dreiländerstein:
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Hier noch ein netter Artikel in Bezug auf den Weiler Benkenhofen/Binkenhofen:
Weitläufig erstreckt sich die Gemeinde Eggenthal mit ihren rund 20 Ortsteilen, Weilern und Einöden. Wer in Bayersried , einem der größeren Ortsteile Eggenthals, nach Norden fährt, stößt
auf eine Abzweigung mit einem Verkehrsschild, das den Weg in den Weiler Binkenhofen weist. Doch direkt darunter hängt ein weiteres Schild für Radler: das weist interessanterweise nach
Benkhofen.
Während die Autofahrer gemäß dem Hinweisschild noch drei Kilometer zu fahren haben, müssen die Radler nur 2,7 Kilometer strampeln. Nun, darüber kann man ja noch großzügig hinwegsehen. Aber:
wer nach Binkenhofen fährt, sucht vorher vergebens nach Benkenhofen. "Da kommt definitiv kein Weiler mehr dazwischen" weiß eine einheimische Dame. Der Eggenthaler Bürgermeister ist auch etwas
ratlos: "Mir ist das schon aufgefallen", sagt Harald Polzer. Benkenhofen sei wohl die alte Bezeichnung für den Weiler und Binkenhofen die neue, meint er.
Das frühere Standardwerk für die Region "Ostallgäu einst und jetzt" gibt ihm recht: Um 1599 wurde ein Hof und eine "Sölde zu Benken" (Grund eines Söldners) erwähnt. Doch 1984, steht in dem
Werk, heißt der auf vier Häuser angewachsene Weiler Binkenhofen. Unter dem Namen sind auch im Internet Eintragungen zu finden - allerdings gilt das auch für die Schreibweise Benkhofen.
Und Letztere bezeichne den richtigen Namen, erklärt Oberregierungsrat Ralf Kinkel vom Landratsamt Ostallgäu. Das ergebe sich aus dem amtlichen Ortsverzeichnis für Bayern, Stand Juli 2010.
"In der aktuellen Version des Ortsverzeichnisses findet sich für den Weiler nur die Schreibweise "Benkhofen", berichtet Kinkel.
Nach seiner Kenntnis hieß der Ortsteil wohl immer so, auch wenn sich das vor Ort anders eingebürgert haben mag und dieser Name sogar mit mindestens einem offiziellen Verkehrsschild bedacht
wurde. Deshalb werde die Gemeinde angehalten, das Schild auszutauschen.
"Die Dringlichkeit der Änderung dieser Schilder ist an der Verkehrsbedeutung, Verkehrssicherheit und des Risikos einer Irreführung zu messen", meint Kinkel. Verirrte Touristen seien aber
kaum zu befürchten. Deshalb müsse die Gemeinde auch nicht sofort das Schild auswechseln - auch wenn sich in der Nähe des Weilers der "Dreiländerstein", der einst die Grenzen der Kurpfalz
Bayern mit der Reichsherrschaft Mindelheim von dem Fürststift Kempten und dem Reichsstift Irsee abgrenzte, findet.
Aber den Weg dahin kennen ohnehin nur die Einheimischen. Doch nach Benkhofen wollen die vorerst nicht: "Es ist ganz klar: das heißt Binkenhofen" sagt etwa eine alteingesessene Bayersriederin.