Burgstall Allmishofen
(Quelle: Berthold Büchele, Stätten der Herrschaft und Macht, Thorbecke Ostfildern 2013, S. 271-272 - ein hervorragendes Buch; vielen Dank dafür!)
Auf dem Schlossbühl im Osten oberhalb des Weilers Allmishofen befindet sich der
Burgstall.
Die Burg war im Osten durch einen Tobel und Bach geschützt, auf den anderen drei
Seiten durch einen halbkreisförmigen Graben, der noch bis zu 8 m tief ist. An einer
Ecke besitzt der Graben noch den Rest eines Außenwalls, der nach Roth 1869 noch voll-
ständig erhalten und 3 m hoch war. Der Hügel überragte den Wall um 6 m.
Roth beschrieb:
Im Jahre 1840 hat sich neben diesem Bühl eine Stelle gesenkt, was auf ein unterirdisches
Gewölbe schliessen lässt. In den fünfziger Jahren hat ein Bruder des gegenwärtigen Guts-
besitzers verschiedene Grabungen an dieser Stelle vorgenommen und fand folgende Gegenstände:
altmodische Ziegel, verkohltes Holz, zerschlagene irdene Geschirre, über 100 Bretter- und
sechs vierzöllige Leistnägel, einen kleinen noch erkennbaren Glockenklöppel und verschiedenes
jedoch unkennbares Eisenwerk; auch mehrere zusammengeschmolzene Klumpen von Glas, Gestein und
verschiedene Metalle. Alle diese Gegenstände lagen in einem aufgehäuften Schutte nur ca. 60 cm
tief in der Erde und bekunden, dass hier ein außergewöhnliches Gebäude gestanden und vielleicht
durch Krieg oder Brand zerstört worden war.
Allem Anscheine nach muss dieses Gebäude schon über 300 Jahre im Schutte liegen, da schon vor
ca. 50 Jahren Eichen an dem Schlossbühl umgehauen wurden, die ein Alter von ca. 200 Jahren
verrieten.
Diese Beschreibung weist nicht nur auf Reste einer Burg hin, sondern auch auf ein Kellergwölbe
oder einen unterirdischen Gang. Der Volksmund erzählte schon zu Roths Zeiten und tut dies auch
noch heute, von hier habe ein unterirdischer Gang nach Grünenbach geführt. Die Großeltern
hätten in ihrer Jugend noch teils aufrecht, teils kriechend in den Gang eindringen können.
Selbst wenn ein Gang bis Grünenbach unwahrscheinlich ist, so weist doch die Senkung des Bodens
neben dem Berg auf einen unterirdischen Hohlraum hin.
Roth schrieb weiter:
Neben diesem Schlossbühl ist ca. 9 m entfernt noch eine zweite Anlage und hat einen Durchmesser
von 6 m und ist ebenfalls mit einem Graben umgeben, der aber 1843/44 größtenteils geebnet wurde.
Diese beiden Anlagen waren jedenfalls durch eine Brücke miteinander verbunden und stand vielleicht
auf letzterem ein Vorhof. Der um diesen Schlossbühl aufgeführte Damm ist nicht horizontal, sondern
gegen Norden niederer angelegt, daher waren zu Stauen des Wassers im Graben mehrere Querdämme an-
gebracht, von denen der letzte 1858 weggebrochen wurde. Dieser Damm war somit nicht von Natur,
sondern durch Menschenhand angelegt worden und es fanden sich im Inneren noch Ziegel und eine Art
Mauer vor. Alle diese Nachforschungen samt den künstlichen Anlagen, wie wir uns selbst augen-
scheinlich überzeugten, beweisen hinlänglich, dass hier ehemals eine Burg oder ein Schlösschen stand.
Dieser zweite Hügel ist heute stark gestört; man sieht aber, dass der Graben zwischen ihm und dem
eigentlichen Burghügel verändert ist; in ihm befindet sich jetzt ein Forellenteich. Auch wurde
die Kuppe abgetragen und darauf ein Bienenhaus gesetzt. Der Graben um den vorgelagerten Hügel wurde
zwar weitgehend eingeebnet, aber an der Nordseite führt noch ein kleiner Bach vorbei, so dass man
sich vorstellen kann, dass auch dieser Hügel einst von dem von Roth erwähnten Graben umgeben war.
Der Zugang zur Burg könnte auch von hier aus über eine Brücke erfolgt sein.
Geschichtliche Informationen:
Der Ort Allmisried (Aleuuigeshouun) wird 870 als Urkundenort und als sanktgallischer Besitz erwähnt
und muss also damals schon eine gewisse Bedeutung gehabt haben. Deshalb ist der vielleicht im
12. Jahrhundert erfolgte Bau dieser Burg wohl im Zusammenhang mit der Verwaltung und Sicherung des
sanktgallischen Besitzes durch Ministerialen zu sehen. Eine bestimmte Ortsherrren-Familie ist dieser
Burg jedoch nicht eindeutig zuzuordnen. Ob der 1224 im Codex Salemitanus genannte Berthold von
Allmishofen hierhergehört, ist fraglich. Möglicherweise war Cunrad von Macalmshoven, ein Ammann im
nahen Maggmannshofen, der Besitzer, der mit dieser Burg seinen Status deutlich machen wollte.
Er uns seine Söhne Cunrat und Heinrich von Macalmshofen besaßen in Allmishofen einen Hof, der 1299
von Werner von Raderach an das Kloster Weingarten übergeben wurde. Vielleicht ist dieser Cunrat
auch identisch vom Konrad dem Schultheiß von Alwishofen, der zwischen 1345 und 1357 als Landrichter
auf der Leutkircher Heide fungierte. An zwei Urkunden ist sein Siegel noch erhalten.
Die Identität mit dem Wappen des Grafen Ulrich von Helfenstein, der um die gleiche Zeit Landvogt in
Oberschwaben war, ist frappierend. Konrad könnte ein Ministeriale des Helfensteiners gewesen sein.
Konrad der Schultheiß war auch in Willerazhofen begütert. Auch in Herlazhofen und Grimmelshofen ist
von einem Landrichters-Gütle die Rede. Conrad von Allmishofen war 1392 Mitglied in der Ritterver-
einigung St. Georgs Banner. Ein Sohn von ihm könnte der ehrbare Mann Benz der Schulthaiss, gesessen
zu Alwishofen, Bürger von Leutkirch, gewesen sein.
Wann die Burg zerstört oder abgetragen wurde, ist unbekannt.
Die Informationen stammen aus dem sehr empfehlenswerten Buch "Stätten der Herrschaft und Macht", das ich
auch unter der Rubrik Bücher vorgestellt habe.
Burgstelle ist in folgender Tour zu finden:
Nach Allmishofen |
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