Burgstall Alt-Kisslegg




Der Burgstall liegt neben dem ehemaligen Burghof beim Weiler Burg bei Kisslegg.
Wo früher Leibeigene schufteten, ist jetzt eine Hundeschule angesiedelt.
Hinter dem Haus im Dickicht versteckt, ist der Burghügel noch gut erkennbar.
Leider jedoch ist er sehr schwer zugänglich, weil so sehr verwachsen und verwildert.
Links vom Burghof ist auch noch der große Burggraben erkennbar, der das Gelände teilweise umgab.

(Quelle: Berthold Büchele, Stätten der Herrschaft und Macht, Thorbecke Ostfildern 2013, S. 249-253 - ein hervorragendes Buch; vielen Dank dafür!)

Die Burganlage erreichte man über eine Brücke über den Graben, in der Nähe, wo heute die Zufahrt
zum Burghof existiert. Der Weg führte an einem kleinen Rundturm mit Zwiebeldach und Glockentürmchen-
Aufsatz vorbei und an einer Mauer entlang zum Eingangstor des Wirtschaftsbereichs mit verschiedenen
Gebäuden.
Die Kernburg bestand aus einem sechseckigen Wohnturm, wie es ihn in unserer Region sonst nicht gab.
Jede Seite maß ca. 9-10m, der Durchmesser betrug 20m. Mit einer Grundfläche von 160 qm hat dieser Turm
eine stattliche Größe.

Geschichtliche Informationen:
Die Kißlegger Burgherrschaft geht auf die uralten Beziehungen zum Kloster St. Gallen zurück. Am 4. Mai
788 vermachte der Priester Ratbot dem Galluskloster seinen ganzen Besitz im Nibelgau. Vergabt wurde
auch ein namenloses Gut, das Ratbot selbst gerodet und urbar gemacht hatte. Dieses Rodungsland wird
mit der am 6. Juni 824 genannten Ratbotizella identifiziert.
Vom 12. und bis ins 15. Jahrhundert hieß der Ort wechselnd Zell, 1353 Kisleggcell, 1394 im Dorffe zu
Celle, in dem Ampte, das zu der Vesten Kyslegg gehört, 1399 und 1400 Zell im Amt, 1420 Zell bei Kißlegg,
1497 Kißlegg, Zell im Markt.
Der Besitz St. Gallens in und um Zell und im Nibelgau war im 12. Jahrhundert so angewachsen, dass ihn
das Kloster durch Ministerialen verwalten ließ, durch die Herren von Kisilegge. Sie waren eines der
ältesten und wichtigsten Ministerialengeschlechter der Abtei St. Gallen nördlich des Bodensees.
Ihre vom Stammsitz zum Teil beträchtlich entfernten Besitzungen in Wasserburg, Hindelang, Deuchelried
und Epplings sowie ihre Beziehungen zu Reichsministerialen und Altadeligen geben Aufschluss über
ihre angesehene Stellung.

1135 wird Waltherus in Zell als Maier des sanktgallischen Fronhofes erwähnt. Weitere Glieder der Familie
im 12. Jh. sind die Laienbrüder Adalbert und Cunthram und die Ritter Berthold von Kisilegge. Der Maier-
hof in Kißlegg stand vielleicht an der Stelle eines der beiden heutigen Schlösser. Er dürfte mit seinen
35 Huben der größte St. Galler Maierhof nördlich des Bodensees gewesen sein.
Diese Maier, bzw. Herren von Kißlegg waren es wohl, die beim heutigen Weiler Burg im 12. oder 13. Jh.
eine Burg, die Burg Kisilegge, die später dem Ort Kißlegg den Namen geben sollte, erbauten. Die Herren
der Burg führten die Verwaltung ihres Herrschaftsbesitzes Kißlegg und zugleich als St. Gallische
Ministeriale im nahen Ort Zell die Oberaufsicht über den Kellhof.

Von den Herren von Kisslegg, die auf dieser Burg lebten, sind mehrere Generationen bekannt. Zu ihnen
gehören Berthold von K. und Burkhard, der 1241 mit seinem Sohn im Gefolge König Konrads IV. war,
dann wohl ein jüngerer Berthold von K. und dessen Bruder Burkhard und 1275 ein Frater H. de K. im
Kloster Paradies (Schweiz). 1284 war Dietrich von K. Mönch im Kloster Salem. Mit diesen Gliedern
starb die Familie von Kißlegg im Mannesstamm aus.
Es ist ungeklärt, warum das Siegel Bertholds von K. 1241 zwei Widderhörner
im gespaltenen Schild zeigt, während das des Berthold von K. von 1274 und 1276 einen aufgerichteten
Panther mit Ochsenhörnern abbildet.

Um 1300 kam die Herrschaft durch Heirat der Tochter Bertholds von Kißlegg an die Herren von Schellen-
berg. In der Mitte des 14. Jh. teilte sich die Familie in zwei Linien auf, weshalb die Brüder Tölzer
und Märk von Schellenberg 1381 mit ihrem Vetter Märk d. Ä. und dessen Sohn Märk einen Teilungsvertrag
schlossen.

Die zum Niederen Adel zählenden Schellenberger erhielten 1394 von König Wenzel das Marktrecht und den
Blutbann. Sie traten dem St. Georgenbund des Adels, 1488 dem Schwäbischen Bund und 1531 dem Ritter-
kanton Allgäu-Hegau-Bodensee bei.
1437 wurde die eine Hälfte der Herrschaft und der Burg Kißlegg zwischen den Brüdern Marquard und Ulrich
von Schellenberg nochmals aufgeteilt.
1525 verkaufte die Witwe des Balthasar von Schellenberg zusammen mit ihrem Sohn Marquard die halbe
Burg und die ihr zustehende halbe Herrschaft Kißlegg an Friedrich von Freyberg.
Die Streitigkeiten zwischen beiden Parteien und sicher auch ein anspruchsvollerer Lebensstil führten
dazu, dass die alte Burg Kißlegg allmählich aufgegeben und nur noch als Gefängnis benutzt wurde.
Im Jahre 1662 wird deutlich, dass die Burg endgültig zur Ruine geworden war - vermutlich im 30jährigen
Krieg. Das Kloster in Kißlegg wurde größtenteils aus den Steinen der Burg erbaut. Noch 1720 waren
große Überreste der Ruine zu sehen.
1837 waren immer noch ansehnliche Reste der Burg vorhanden.

Nach einer alten Sage soll in den Kellern der Burg ein Schatz verborgen sein. Eine gespenstische,
große Katze zeige sich bisweilen dort, spaziere auf und ab und verschwinde wieder.

Es gäbe noch viele weitere Informationen hierzu. Ich empfehle das hervorragende Buch "Stätten der Herrschaft
und Macht".



Burgstelle ist in folgender Tour zu finden:

Am Rand von Kisslegg
























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