Burgstall Arnsberg
(Quelle: Berthold Büchele, Stätten der Herrschaft und Macht, Thorbecke Ostfildern 2013, S. 56-57 - ein hervorragendes Buch; vielen Dank dafür!)
Nördlich des Hofs Arnsberg bei Ratzenried, hoch über dem Argental bei Dürren, liegt der
Burgstall Arnsberg. In der ehemaligen Vorburg steht ein Gedenkstein.
Der heutige Name Arnsberg ist ein Schreib- oder Hörfehler, der sich erst in neuerer Zeit
eingeschlichen hat. Dies ist um so bedauerlicher, als er den ursprünglichen Namen verschleiert.
Arnsberg hiess nämlich früher Arensberg, Arnisberg oder Artensberg.
Die alte Schreibweise zeigt deutlicher den Zusammenhang zwischen Arnsberg und Artisberg,
der Burg auf der Insel, die eventuell eine Vorläuferburg von Arnsberg war.
Aus den gleichen Motiven und zur gleichen Zeit wie die Herren von Ratzenried haben wohl auch
die St. Galler Dienstmannen von Artensberg im 12. Jahrhundert abseits, in erhöhter und sicherer
Lage an der Argensteilwand, eine Burg erbaut. Die Burg war von allen Seiten geschützt: von Norden
durch die Argensteilwand, vom Westen durch einen künstlich geschaffenen Einschnitt, von SW durch
den Halsgraben, dessen Aushubmaterial zur Erhöhung des Burgbergs verwendet wurde, und von O durch
den Eggenbach- oder Geißertobel. SW vor dem Graben befindet sich heute noch der ehemalige Bauhof,
der Hof Arnsberg. Der Zugang zur Burg von der Argen aus erfolgte von SW oder/und von der Argen
her, wo die Herren von Arnsberg ja den Brückenzoll innehatten, und zwar auf dem Weg, der vom
Geißertobel entlang auf der linken Seite des Eggenbaches nach oben und durch den Graben bis zum
hof führte.
Im Graben ist eine rundliche Erhebung zu sehen, unter der sich entweder ein kleiner Turm oder ein
ehemaliger Brunnen verbirgt. Vom Hof Arnsberg aus überquerte man den Burggraben über eine große,
auf Pfeilern schräg nach oben führende Brücke und gelangte so auf den Burgberg.
Auf einer ersten Ebene befand sich die Vorburg mit Burgtor und einer heute noch sichtbaren Um-
fassungsmauer. Im nördlichen Bereich stand, an einer Mulde erkennbar, ein Gebäude. Von der Vorburg
aus erhebt sich der eigentliche Burghügel, der noch einmal ca. 8 m über die Vorburg emporragt.
Hier stand eine große Turmburg mit ca. 10 m Seitenlänge.
Die zur Burg gehörende ehemalige Burgmühle war diejenige von Gersundried. Sie stand am Eggenbach,
vermutlich dort, wo ihn heute eine kleine Brücke quert.
Geschichtliche Notizen:
Die Nachrichten über Herren von Arnsberg sind verhältnismässig zahlreich. 1152 übertrug Herzog
Heinrich der Löwe von Sachsen auf Bitten seines Dienstmannes Gebeze (Gebizo) dessen Eigengüter
an das Kloster Weißenau. Als Zeuge wird u. a. Heinrich von Arnsberg genannt. Die welfischen und
seit 1191 staufischen Ministerialen von Arnsberg werden 1196 auch im Traditionsbuch des Klostes
Weißenau genannt, wohl deshalb, weil sie diesem Kloster Besitz vermacht hatten.
1201 trat der Ritter Wernher von Arnsberg als Zeuge für das Kloster Weingarten auf. Berthold von
Arnsberg war 1226 bis 1228 im Gefolge König Heinrichs VII. Das Geschlecht muss höheren Ranges
als das von Ratzenried gewesen sein, denn es wird in Zeugenreihen neben den Herren von Waldburg,
Winterstetten und Summerau genannt.
Auch die Herren von Arnsberg legten sich ein Wappen zu: Da aus Artensberg Arnsberg geworden war,
leitete man den Namen nun von Arn (=Adler) her und wählte deshalb den Adler als sog. redendes Wappen.
Zu Anfang des 14. Jhd. gehörten zur Herrschaft Arnsberg die Burg, der Bauhof, die Fischerei in
der Argen, der Maierhof in Gersunried mit der Mühle, der Sürgenweiher bei Hochstetten und je ein
Hof in Zaun und in Rehmen.
Im Laufe des 14. Jh. aber kam der Arnsberger Besitz allmählich in andere Hände: Er kam zum Teil (vor 1335)
an die Esel von Ratzenried, (vor 1372) an die Herren von Rosenharz und von diesen an seinen Onkel
Heinrich den Sürgen und (um 1400) an die Humpis von Ravensburg. Els von Arnsberg wurde 1381 dann
auch - als letztes Glied der Familie - Bürgerin zu Ravensburg und heiratete den dortigen Bürger
Lutfried.
Spätestens seit dem Kauf des letzten Arnsberger Lehenteiles durch die Humpis im Jahre 1473 war die
Veste Arnsberg nicht mehr bewohnt und hieß seither nur noch Burgstall. Seit der Erbeinigung von
Jos udn Jakob Humpis im Jahre 1498 gehörte die Herrschaft Arnsberg zum Lehen der Unterschlosslinie
Ratzenried. In den Lehenbriefen des Klosters St. Gallen hieß es ab 1498: Lehen der Edlen von
Ratzenried zu Wetzlesried und Arnsberg. Die Herren der Unterschlosslinie nannten sich demnach zusätzlich
nach dem Schloss Arnsberg.
Weiter hieß es: Der Burgstall und Gesäß zu Arnsperg sampt dem Buwhoff gantz. Außer dieser Formel,
die in allen Lehenbriefen - sogar bis ins 19. Jh.- erscheint, ist von der Burg Arnsberg nie mehr
die Rede. Sie war war lange vor dem 30jährigen Krieg verfallen, da für sie als Rittersitz keine
Verwendung mehr bestand. Die Landtafel Wangen von 1617 zeigt sie nicht mehr, und auch bei der
Schadensaufzählung des 30jährigen Kriegs wird sie nicht mehr erwähnt.
Vielmehr heißt es in einer Akte von 1674, dass die Burg vor undenklichen Zeiten völlig zergangen
sei. Trotzdem ist auf der Landtafel Kisslegg von 1720 ein Mauerviereck und in der Urkarte von 1825
noch deutlich der Grundriss der Ringmauer zu erkennen. Späth schrieb 1837 dass, die Höhe des Burg-
bergs gegen Mittag 30 Fuß (ca. 9 m), gegen Morgen 60 (ca. 18 m) und gegen Mitternacht dem steilsten
Abhang 100 Fuß (ca.30 m) gegen den Argenfluss maß. "Die ehemals um die Burg gegangene Ringmauer
hatte einen Umfang von 120 Schritt, wovon nur noch das Fundament theilweise sichtbar ist: der Plaz
misst an der Mittagseite 136 Fuß (ca. 41 m) Breite und gegen Mitternacht 148 Fuß (ca. 44 m) Länge;
gegen Mittag ist noch eine Mauerstelle außer der Erde hervorstehend 9 Fuß (ca. 2,7 m) lang und 5 Fuß
(1,5 m) hoch zu ersehen."
Die Gräben und Fundamentreste lassen sich auch heute noch einigermaßen deutlich erkennen: die Ringmauer
mit ca. 120 m Länge und bis zu 1 m Höhe sowie ein Mauersockel des Hauptturms; dieser misst 10 m Seiten-
länge und zeigt an der östlichen Ecke noch einen mächtigen Eckquader. Da heute nur noch diese eine
Seite des Burgturms sichtbar ist, kann man sich gut vorstellen, dass die anderen drei Seiten des Turmes
in die Argen abgerutscht sein müssen.
Burgstelle ist in folgender Tour zu finden:
Arnsberg-Waffenried |
Beim Bauhof der Burg
Hinten der Burghügel, hier liegt alles kreuz und quer
Blick zum Bauhof, hier war früher die Zugbrücke
Hier stand vermutlich ein Fundament für die Stütze der Zugbrücke
Ein echter Stein von der Burg
Steile Hänge rings am Burghügel
Teile der Ringmauer
Die Ringmauer
Es geht überall steil hinab, der Burghügel wurde vermutlich noch durch den Aushub des Grabens künstlich erhöht
seitliche Terrasse des Burghügels
Hier befand sich ein Gebäude, die Mulde war der Keller
Der Eckstein des großen Turms (ging nach links, ist alles abgerutscht)
Der Gedenkstein
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