Burgstall Kranzegg (alte und neue Burg)
Der alte Burgstall:
Der Burgstall Kranzegg befindet sich beim Weiler Burgkranzegg bei Petersthal
im Burgkranzegger Tobel, von Burgkranzegg gesehen, gleich am Anfang,
zwischen dem Hinterwies- und dem Petersbach.
Teilweise ist er durch einen 23 m breiten Flankengraben und an anderer Stelle
durch einen 13 m breiten Flankengraben geschützt. Der Burgplatz misst ca. 18 x 17 m.
Funde vom Platz sind nicht bekannt.
Die geringe Entfernung des Burgstalles zur nur ca. 150 m tobelabwärts liegenden Ruine
Burgkranzegg legt einen Zusammenhang mit den erstmals 1267 genannten Herren von Kranzegg
nahe, die diesen somit als Vorgängeranlage oder zumindest zeitweise parallel benutzt haben
könnten. Spuren einer befestigten Vorburg sind im Gelände nicht zu erkennen.
Ein Gedenkstein ist vorhanden.
Über den Tobelwanderweg ist dieser Burgstall sehr gut zugänglich.
Der neue Burgstall (Ruine Kranzegg):
Die Ruine befindet sich auf einem Hügel über dem Burgkranzegger Tobel, ziemlich am Anfang
des Ortes Burgkranzegg. Der Hügel ist dicht eingewachsen und somit recht schwer zugänglich.
Der Burgplatz misst ca. 35 x 30 m. Es sind sogar noch Mauerreste zu finden.
Sie stammen wohl von einem 11 x 11 m messenden Wohnturm.
Funde liegen nicht vor.
Geschichtliche Informationen:
Erstmals nachweislich treten die Herren von Kranzegg im Jahre 1267 mit dem als Vasall der Constanzer
Domkirche genannten Ritter Swigger von Kranzegg in Erscheinung. Im Jahre 1314 besiegelte ein Gerung
von Kranzegg den Ankauf von Leibeigenen in Wohlmuts durch das Kloster Mehrerau. Zwischen 1339 und 1350
erscheint ein Konrad von Kranzegg des Öfteren als Zeuge bei verschiedenen Erwerbungen und Vergabungen
des Stiftes Kempten an andere. Konrad von Kranzegg dürfte mit einer geb. Adelhaid von Horben vermählt
gewesen sein, da er für sich und seine Frau Jahrtage in Petersthal sowie Gestratz abhalten ließ.
Noch 1366 erscheint ein Tesseras von Kranzegg. Nach dem Verkauf der Rettenberger Herrschaft im Jahre
1351 an das Augsburger Hochstift dürfte kurze Zeit später auch die Herrschaft Kranzegg an das Hochstift
gefallen sein, so dass fortan der Landschreiber der Pflege Rettenberg seinen Sitz in der Burg hatte.
Von 1454 bis 1469 taucht ein Jörg Prugkperger als "Richter und Landschreiber, Vogt zu Kranzegg" auf.
1502 bis 1512 bekleidete der spätere Landamman auf Fluhenstein Jörg Straub in Kranzegg dieses Amt.
Sein Nachfolger, Hans Josef Guß von Gustat, siedelte nach dem Brand auf der Burg im Jahre 1521 in die
"Tavern nach Großdorf" über. 1571 empfängt der Schwiegersohn einer Witwe Jakob Reisers "Burg und Burgstall
samt Graben" als stiftkemptisches Lehen.
Ein Gedenkstein ist auf dem Burgstall vorhanden.
Diese Informationen sind von der Gemeinde Petersthal (die Homepage archiv-petersthal.de kann ich nur empfehlen,
es sind sehr viele wertvolle und interessanten historischen Informationen zu Petersthal dort zu finden. Super!):
Woher kommt der Name Burgkranzegg?
Erläuterungen lt. Norbert Herrmann, Petersthal, Geschichte einer Allgäuer Gemeinde, Kempten 1976
Der Ortsname ist leicht erklärbar; denn dahinter verbirgt sich der Name des Adelsgeschlechtes der Herren von Kranzegg.
-egg bedeutet einen Bergvorsprung oder den Ausäufer eines Höhenzuges; Kranz leitet sich von ahd. chranich = Kranich her.
Er könnte Wappenvogel oder Helmzier unbekannter Vorfahren jenes Adelsgeschlechtes gewesen sein, wofür allerdings kein
Nachweis vorliegt. Vielmehr trugen die Kranzegger als Helmzier einen Kranz mit fünf stilisierten Rosen und im Schild
einen blauen Dreiberg auf weißem Grund. [Merz-Hegi, Die Wappenrolle von Zürich - 1930]. Beide Elemente fanden Eingang
ins Petersthaler Gemeindewappen. Die im 13. und 14. Jahrhundert genannten Ritter von Kranzegg hatten zwei Burgen
dieses Namens, die eine bei Kranzegg selbst, die andere bei Petersthal, ohne dass bekannt ist, welche ihr Stammsitz war.
[Baumann Franz Ludwig, Geschichte des Allgäus - 1883 bis 1894]. Ein Burgstall aus noch älterer Zeit, von dem heute
lediglich die Erdwälle erkennbar sind, befand sich am entgegengesetzten Ende von Burgkranzegg, am Zusammenfluss von
Hinterwiesbach und Petersbach. Wir wissen nicht, wer diese Burg erbaut und bewohnt hat. Immerhin aber stellt dieser Platz
die früheste Ansiedlung dort oben dar.
Anfangs gab es den Familiennamen Kranzegg nicht im Ortsnamen.
Der Ort wurde nur in seiner Lage zur Burg genannt: 1380 "vor der Burg im Tal"
[Weitnauer Alfred, Oberallgäuer Bauern in Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts - AAG XIV], 1453 "by der Burg in Taler pfarr"
[Stiftkemptisches Lehenbuch von 1453, Stadtarchiv Kempten], 1461 "im Tal ze der Burg" [Dertsch Richard, Historisches
Ortsnamenbuch von Bayern. Schwaben, Stadt- und Landkreis Kempten - 1966]. Erst ab 1550 bürgerte sich der Name
"zur Burg Crantzegg" oder ähnlich ein.
Erwähnungen und Namensdeutung lt. Dertsch, Historisches Ortsnamenbuch, Stadt- und Landkreis Kempten, München 1966
1380 vor der Burg im Tal (= Petersthal)
Quelle: A. Weitnauer (Herausgeber) Alte Allgäuer Geschlechter, Band 14 : Oberallgäuer Bauern in Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts [1330 - 1544], 55
1453 des Rysers Gut im Buhof by der Burg in Taler pfarr
Quelle: Neuburger Abgabe (im Hauptstaatsarchiv München) 1700, 67
1461 Jörg Rysers Gut im Tal ze der Burg
Quelle: Neuburger Abgabe (im Hauptstaatsarchiv München) 1701, 73
1552 Hans Reiser zur Burg
1550 ff. zur Burg Crantzegg
Quelle: Name: Urkunde Ho 27
1573 empfängt der Schwiegersohn der Witwe Jakob Reisers Burg und Burgstall samt dem Graben als stiftkemptisches Lehen
Quelle: Neuburger Abgabe (im Hauptstaatsarchiv München) 977, 148
1621 10 hochstiftische Feuerstätten
Quelle: Hochstift Augsburg, Neuburger Abgabe (im Hauptstaatsarchiv München) Literale 1286
Die im 14. Jahrhundert genannten Ritter von Kranzegg hatten zwei Burgen dieses Namens, die eine bei Kranzegg selbst
und diese bei Petersthal, ohne dass bekannt ist, welche ihr Stammsitz war, letzte aber scheint noch von ihnen bewohnt gewesen zu sein.
Quelle: Franz Ludwig Baumann, Geschichte des Allgäus, Band 2, 531
das Bauerngut (Burgkranzegg 1) war zunächst noch Bauhof der Burg
Ãœber den Ortsnamen Kranzegg (zu ahd chranich = Kranich) vergleiche das Ortsnamenbuch (ONB) Sonthofen
Bilder von der alten Burg:
Im Burggraben
Der ehemalige Bauhof der Burg
Bilder von der neuen Burg:
Hier ist alles sehr verwachsen
Ein schönes Kreuz steht hier noch
Der Gedenkstein
Mauerreste
Die Fläche des Burgstalls
Hier rechts oben ist der Burgstall
Nochmal Blick zum Burgstall, hinten in der Bildmitte