Allgäuer Philosophe-Däg: Am Bächle



Kennet ihr die Allgäuer Philosophe-Däg ? Noi ? Dann loset mol zue:
Schorsch ond Kare hocket dond am Koppach bei dr Knochestampfmühle auf m Bänkle. Grad sche isches: d Sonne scheint frühjohrsmäßíg warm ond de kiehl Oschtwind gruebet grad für an Nammittag. Sowas kut Ende März it oft vor, drum hand die Zwie sich noch m Mittageasse zämetgfonde ond sind zu am Spaziergängle aufbroche.
Zescht hinda naus über Strobels ond Knaus, dann bei Figlers gradaus am Waldrand vorbei an Doblars Fischweihar ond dann onterhalb vo Hub rum. Se hand do no die Reschte vo deane Dämme aglueget, wo friehner mole a großar Weihar vo de Kemptnar Fürschtäbte gweah isch. Viel sieht ma numma, aber ma ka s sich no guet vorstelle, wie die ganz Viehwoid bis Figlars naus oi große Wasserfläche war. De Schorsch dät ja welle, daß ma do wieder dean Weihar herrichte dät, well des für Altusried doch nett wär, wenn ma an See vor de Näs da hett. Aber de Kare moint, des wäret viel z viel Umständ, do müsstet sich die Grundbesitzar zescht amole ois weare, ond wer sott des alls zahle, des isch halt dann moischtens s End vo ar guete Idee: s Geald, beziehungsweise, s it vorhandene Geald.
Nochdeam se do a Weile hin ond her dau hand, sind se dann numm zur Knochestampfmühle gange ond do aufs Bänkle ghocket.
Dr Koppach plätschret gmietlich vo unterhalb dr Weihalde her auf d Mühle zue. "Mei, do stoht se halt, die Mühle", sait de Schorsch, "meh au it." - "Ha ? Wie moinsch des ?" frogt de Kare.
"Ja woisch, friehner war do dana koi Mühle, die hand se halt nochträglich oifach do aufbaut. Oigentlich khert se do dana it na. Se dät auf Manze nauf khere, aber do hand ja a paar verreckte Hundskrüppel die nett alt Mühle hie gmachet, drum hot ma se s Manze numma stau lau kenne, gell. Drum hot ma se iatz do dana det, wo se an ond für sich gar it nakhere dät. Dr Altusriedar Knochestampf war beim Stampf dond, do dienet, wo iatz d Freilichtspiele afanget. Do hot dr alt Stampfar, de letscht war de Philipp, sein Knochestampf betriebe. Isch scho lang her, alls fut, alls hie, dr Stampfar isch tot, des Kapitel isch erledigt. Die Mühle do dana, die isch halt no was zum Aluege, nix Echts meh, gell. So goht d Zeit halt rum, do kasch nix mache."
De Schorsch zieht a Halbe aus m Rucksack ond geit m Kare au oine. "Woll, woll, so isches halt", stimmt de Kare zue. "I bi froh, daß sich Mankes gändret hot, gell, die Schinderei friehner, die wott i frei numma hau. Do kinntet mer it grad so gmietlich do honda hocke ond esren Pelz vo dr Sonne wärme lau. S hot au sei Guets, daß it alls bleibt, wie s isch. Zum Wohl!" Se stosset a ond genießet a paar Schluck vo ihram Haiarbier, wie se allat saget.
"Mei, mir hands doch sche, so miegele warm, grad reacht", sait de Schorsch zfriede mit zuene Auge. De Kare hot au d Auge zue gmacht: "Jo, schie hammers. D Vögela pfeifet so nett ond s Bächle gluckret so friedlich. Wenn i iatz it des guete Bier grad hett, dät i nagau ans Bächle ond an Schluck vo deam herrliche, klare Wasser drinke. Was isch des doch au für a Seage, daß mir so a guets, saubers Wasser hand bei eis im Allgäu. Eisre Bergbächla, eisre klare Quella. Koi Wunder, daß s Bier au so guet grotet, gell." De Kare nimmt glei no a paar Schluck vom Export.
M Schorsch isch die stimmung glei meh a Anlass zum Sinniere:
"So klar, wie der Koppach do isch; rausdrinke dät i iatz it obedingt, gell. So isches grad mit dr Wohrhoit im Leabe, Kare: ma sott it ibrall raussaufe. Manke Leit verzellet an Zuig, so wie des Bächle do: s hert sich im Hohliacht recht guet a, sieht sauber ond nett aus, aber wenns drinksch, kriegsch d Scheisserei oder no was Minders. Jo, ond dann geits natürle au no sette, bei deane gwiss woisch, daß es blos a gfährlichar oder bledsinnigar Mischt sei ka, was die so vo sich geabet. Des kasch dann glei vergeasse....des isch dann wie a faulige Wasserlache, do woisch glei, was auf di zuekut, wenn do rausdrinke dätsch. Gottseidank geits dann ja no des klare, frische Bergbächle, aus deam kasch grad drinke, so viel de witt, des isch sauber, des schadt dr it, im Gegetoil: des duet dr richtig guet. Ja, so a Bergbächle, des sott jedar hau."
"Mei", moint de Kare schläfrig, "ma ka a Wasser ja akoche, gell, so wie bei deinar mindre Quelle auf m Hof drhoi."
"Hm, akoche, hm, ja, des ka ma scho, des muess ma iamole au, do hosch wohl reacht. Grad so, wie bei manke Leit: wenn die was als d Wohrhoit verzellet, dann muesch des Gschwätz au zescht amole akoche, halt geischtigt, verschtosch ? Bei manke muesch gherig koche lau, bis no des Bitzle Wohrhoit rauskut, des bei dem Gsiate dinnasteacket." De Kare unterbricht de Schorsch:"Jau, grad so, wie bei dei m Wasser.." De Schorsch dappt m Kare auf de Fueß. "Du hosch leicht schwätze, mei Quelle isch halt amole so oberflächlich, do kasch nix mache. Aber iatz los no: Dann geits Leit, be deane ihrem Gschwätz (de Schorsch luegt gradaus zum Kare num) kasch akoche so viel de witt, do kut nix Wohrhoitsmässigs meh raus, gell. Die sind dann so wie a triebe Wasserlache. Dann geits aber au a Wohrhoit, die isch so klar ond sauber, die brauchsch nie akoche, des Wasser ka gar numma besser weare. Gell, des geits au."
"So, so", sait de Kare, "was soll des denn meh all hoiße, ha ? Wie ma mit dr Wohrhoit umgau soll ?" De Schorsch schüttlet leicht de Grind: "Ja ond noi Kare. Woisch, ma sott halt wisse, wie ma mit jedam Wasser, also mit deam, was Leit so behauptet ond verbroitet, umgau soll. Was nützt dr s, wenn du a verfaults Wasser allat no zum Akoche probierscht ? Gar nix, des kasch vergeasse. Do sottesch halt unterschoide kenne, wo sich die Akocherei no rentiert ond wo numma, gell. Ond grad so isches mit m Bergbächle: do kasch dir die Akocherei au spare, do geits gar nix zum Akoche, gell, do wärsch au bled, wenn do no lang akoche dätsch, bevor s drinksch."
De Kare isch no it ganz begoischtret: "Schorsch, do sottesch mer iatz a paar Beispiele sage, dann komm i amend eher no mit."
"Dann los no amole her, Kare. Der vergammlete Schamane, der bei mir doch allat s Wasser holet, well ar sich eibildt, des wär a altes keltisches Heilwasser, der wo kleine Engela ond was woiss i no für a Ziefer um mei Quelle rumfliege sieht, also, wenn der mir was vom Leabe verzellt, do verzicht i aufs Akoche, des vergiss i glei.
Dann hättet mer do no eisern Pfarrar, der allat in dr Kieche rumgoschet ond jammret, daß viel zwenig Leit no in d Kiche gand, well se z faul zum aufschtau sind ond au allgemein koi Intresse meh an Astand ond dr Kieche hättet, bei deam ka koch i scho was a. Des was sei Problem isch, isch, daß die Leit, deane ar des sait, gar it drvo betroffe sind, well des ja grad no die paar sind, die aufstandet ond no in d Kieche gand. Deane nützt die Ermahnung nix, des verkochet also. Was aber an Wohrhoit bleibt, isch natürle, daß sich huitzedag wirklich kaum no oinar um eisern Herrgott kümmret, gell, ond Astand zellt au nix meh. I denk mer also, es isch it alls falsch, was dr Pfarrar so sait, es bleibt scho a Wohrhoit übrig."
De Kare nickt zustimmend ond moint: "Aha, iatz isch mer s a bitzle klarer, Schorsch. Blod dät i gau no wisse welle, was oder wer bei dir dann des klare Bergbächle wär..dr Bürgarmoischter ka s it sei. Geits des überhaupt ? Muess ma it alls, was d Leit saget, zescht amole gherig akoche ?"
"Du hosch fascht reacht, Kare", sait de Schorsch, "für mi geits blos oi Bergbächle, wo i gar nix akoche muess, des klar ond gsond für mi isch. I glaub, für jedan Mensche ka s blos oin Bergbach gea, aus deam ar trinke ka, so viel ar will, ond des alls ohne Akoche. A Mensch ka des gar nie sei, wär ar au no so gscheit."
Der Moinung isch de Kare au. Se hocket no a Weile gmietlich auf m Bänkle, loset auf de Koppach ond auf d Vögela, dann gand se zum Eikehre in Fleacke nauf.
In dr Sonne, am Stammtisch, do geits dann meh meh als gnue zum akoche...