Die Einladung
Es isch Winter. Seit Mitte November hot dr grimmige Siach eiser Land fescht im Griff. Alls isch bockgfrore ond dr oinzig
Fleack, an deam ma s no guet aushalte ka, isch in dr Stube, meglichscht näh am Ofe dana. In de letschte Däg hot aber d
Kälte scho a Wink nochglau. Lichtmeß isch ja au scho a Weile her. D Leit ond d Viecher watet ahebe auf mildere Temperatura,
s wär an der Zeit, daß a Gschmäckle vom Friehling ums Hauseck gschliche käm.
Heit isch aber grad so, als ob dr Winter eis zoige will, daß ar no koi Eisehe hot, daß er eis no gar it loslau will. Es
stürmt ond stuibt Dussa bsonders fichtig. Die Gähwinda wachset wie Berg vor m Hof ond dr kähl Wind bringt allat no me Schnee
hinda vo Oppreachts ra.
"Do hot ma Dussa nix verlore", sait sich dr Baur ond bleibt brav in dr Stube dinna. An sötta Däg isch Neihocke ond Nausluege
viel besser als umkeht.
Zmol schellets an dr Haustür, dr Baur verschrickt a Wink. Bei deam Weatter ka ma koine drei Meter weit seah, drum hot niemed
gmerkt, daß a Fremdar dinet vom Buckl ra komme isch.
Nochdeam ar de ärgscht Schnee von Häs, Schueh ond Grind aklopfet hot, lot man amole - so wie sichs khet - in d Stube nei.
Fremde kommet in deane Zeita it oft vorbei, iamol halt a Störschuschtar oder so Ebbs, ond drum hot sei Akunft s ganze Haus
zämetbrocht.
D Bäurin stellt m a Schale hoiße Milch mit Honig na, zum Aufwärme. Escht nochdeam ar an tiefe Schluck gnomme hot, frogt n d
Bauer noch m Woher ond Wona.
Ar kut vom Voralrberg rum ond isch unterwegs noch Mindelhoim zue, sei Schwester sei do im Dienst. Se sei verkranket ond drum
will ar se bsuche ond nochm Reachte luge.
Dr Bauer bietet ihm a kleine Brotzeit a ond für d Nacht a Lager im Heu.
"Weitergau isch für heit nix meh, d Stroßa sind it grummet, d Gfohr isch groß, daß ma sich verlauft ond no in a Tobel nafliegt.
Des muß it sei."
Mit so am Angebot erhellt sich s Gsicht vom Fremde. Dankbar nimmt ar a.
Am Obend hand sich dann alle Leut vom Hof in dr Stube versammlet, um jo dean nuie Hoigate it zum versumme. Ma heat ja suscht
it viel Nuis do omanand. Der Gascht, ar hoißt Mang, verzellt vo dr Not im Österreichische, vo schleachte Ernta, wenig Heu,
drfir aber viel Reage.
"Ja, ja, des letschte Johr isch koi guets Johr gwea," stimmt dr Bauer dem Mang zue. "Aber ui gohts allat no reacht gut" moint
dr Mang ond luget a bizele hungrig auf des gherige Stuck Graichtes, des hinda in dr Kuche hanget. Dr Bauer lächlet still
ond dankbar. Gean denkt ar zruck and ie letzte Monat, nochm Omade, im Herbscht. "Des hot au an bsondre Grund" sait ar und auf d
Nochfrog vom Mang verzellt d Bauer die Gschicht.
"Dr Fürst vo Kronburg, der bei eis omanand d Herrschaft ond s Marktreacht hot, der hot sich letschtes Johr entschlosse, a
großes Fescht für viele vo seine treue Obere Herre auszumrichte. Drei Däg sollet die Feierlichkoita daure ond ma hot gsait,
jedar, der glade isch, gilt als bsondrar Freind vom Fürscht. S hoißt, daß ar sogar Gschenke für die Gäscht hergrichtet häb.
Hot ma denn so was scho mol ghert ?
Glei wuchaweis sind die Vorbereitunge gange, die beschte Sacha zum Easse, Wei, Bier ond wunderschöne, feine Kloider für d
Gäscht sind hergrichtet wore. Mei ma, des hot m Fürst a Stange Geld kostet. Er isch a großzügiger Ma.
Nochdeam alls grichtet war, sind d Kneacht ond Bote mit de Einladunga im Beutel woile losgritte. Iatz hand natürlich alle Leit
wisse welle, wer do bei deam bsondre Fescht glade isch. Mir auf m Berg doba sind it so viel inna wore. Bis was Nuis zu eis rauf
kut, dauret scho sei Zeit. So oft kut ma it in Fleacke na. D Nachbeirin hot s eis dann verzellt, wie es do zugange isch. Los
gut zue:
Dr Escht, der glade wore isch, des war dr Bürgermeister. DEr hot gsait, er ka it komme, er hätt grad a Stuck nuis Feld kauft,
so 13 Dagwerk, ebe ond gut, ohne Roi. Er müsst glei los ond do nochm Reachte luge. Sag amol, wie ka ma des do ?
Dr Nächscht, zu deam die Bote vom Fürschte komme sind, war dr Pfarrar. Der hot au absait! Hot ar doch vom Kloster z Ottobeure
a Paar nuie Zugochse verdlehnet kriegt. Er müsst iatz woile noch am gute Futter luge ond aufpasse, daß die wertvolle Viecher
au gut unterbrocht weaert, des sei a wichtige Sach für die ganz Pfarrei."
Dr Bauer hot de Kopf gschüttlet ond dann weiter verzällt:
"Iatz isch dr Kneacht zum Grubar num, woisch, des isch dr gröscht Hof weit ond breit. Au der isch glade wore. Iatz hot der aber
grad zum zwoitemol gheiret. Ar war scho zwoi Johr verwitwet ond so lang ka ma an große Hof it ohne fleißige Bäuerin führe.
Zudem hots an Haufe nette Mädla geabe, die auf ean - a gute Partie - gspechtet hand. Mei, der war no schleacht beinand, so kuz
noch dr Hochzeit! Er hot au sei nuie Faru it glei alloi lau welle, drum hot ar gsait, er kunnt it komme, es ging eam it guet,
s nächste Mol gean.
So hand die Kneacht ihre Runda dreht, ond viele isch grad so gange. Ganz wenig Leit sind der Einladung vom Fürschte nochkomme.
Iatz isch eiser Fürscht a gutar ond freindlichar Herr, aber des war eam doch z viel. Ma sait, er hätt gherig töberet im
Schloss doba ond dann hot ar no amole seine Kneacht losgschickt.
Die sind iatz auf alle Weilar ond Höf komme, hand an Jede zum Fescht eiglade, der wo komme will. Ma isch ghoiße wore, sich glei
auf de Weg zur Kronburg zum mache, damit alle no zur reachte Zeit eitreffe dätet. Au zu eis isch a Kneacht vom Fürst komme.
Hättet se it s fürstliche Wappe trage, i hätts it glaubt, daß des wohr isch, was se gsait hand. Dann hammer aber denkt, der
Fürscht isch a gutar ond aufrichtigar Herr, ond wenn der die kleine Baure ond Hungerleidar einladt, dann sott ma ament scho au
nagau. Wer woiß, ob so ebbas im Leabe no oimol vorkut.
I ha dann alle Leit ond Gsind vom Hof zämetgrufe, mir hand d Viecher no gut gfuttret, dann simmer loszoge, auf Kronburg zue.
An Haufe andre Leit vom Fleacke donda sind mit eis gange.
Mei, des Fescht dann! Mein Leabdag ha i no nie so viele gute Sacha zum Easse kriegt. A jedar hot easse ond trinke deafe, so
viel, wie ar grad welle hot, a Musik hot gspielt, mir hand alle feine, niue Gwänder a kriegt ond sind begrüßt wore, grad wie
Prinze ond Prinzessina. Des Häs hammer sogar bhalte deafe! Stell dir des vor! Ond gfreit hand sich gar alle Leit. Dr Herr
Fürscht isch bestens aufglegt gweah, alle Leit do waret so luschtig! Was hammer doch alls geasse: brotene Ochse, Kälbla,
Spaferkel, Kapaun, Schinke, Graichts, siesse Sacha. Die bescht Selz, do hosch koine Bodebira me blangret, sag i dir!
Anstatt ar Milch hots blos Wei ond Bier gea. Dann hots no Sacha gea, die hot glei gar niemet kennt, aber gschmeckt hand se
gut. Kaum daß a Tellar oder Krug leer gweah isch, hand n d Dienar scho me aufgfüllt ghet. Mei, oh mei, des war ebbas Schens.
I ka s imol fascht it glaube.
Aber s Beschte kut no: j jedar der komme isch, hot an Beutel mit Gold, an Sack Gerschte ond Woize ond s Holzschlagreacht im
fürschtliche Wald kriegt. Ja, geits denn des au; koinar hätt denke kenne, daß eiser Herr Fürscht so a großartigar Ma isch!
Des Fescht isch vergange wie im Traum. Wenn mer dann hoimkomme sind, hetts koinar glaubt, daß des wohr war, wenn mir it des
Gold, Getreide ond dean Holzbrief vom Fürscht khet hettet.
Später dann hot ma ghert, daß jedar von de gladene Gäscht, die abgsait hand, aller fürstliche Rechte verlustig wore sind. Die
hand bled glueget, se hand dann fiechtig gjammret ond in de Wiatschafta rumlamentiert.
Lue, seit dem Herbscht gohts eis kleine Baure so guet wie no nie in dera Zeita. An jedam Tag danket mir eisrem Fürschte ond
schließet ean in jeds Vaterunser ei, des mer beatet. Wenn oinar vo eis Läscht oder Not hot, deaf ar alleweile zur Fürscht
aufs Schloss komme, er dät eis helfe, wo ar ka, so isch des eis zugsichret wore."
Dr Bauer wiat still, zündt sei Pfeife a ond luget ausm Fenschter naus. Dr Mang ond alle, die zugloset hand, schüttlet de Kopf.
Dr oi, weil ar so was ja no nie ghert hot ond die andre, weil se es allat no gar it reacht glaube kennet. "Ja, geits denn
sowas!" hot dr Mang glei a paar Mol gsait.
Noch ar Weile hot ma no a gherige Brotzeit auftrage, weil so hot dr Baur gsait, "Wenn mir so reich beschenkt wore sind, soll
des eisr Gascht au gschpüre." Auf d Nacht hand no alle an guete Schluck Obschtlar kriegt ond hand sich dann zur Ruh glegt.
Am nächste Morge hot dr Wintersturm nochglau, ar hot scheints z Nacht sei Kraft verpulvret. Dussa war alls riebig. Dr Mang
isch bald aufbroche, Mindelhoim zue. Wenn d Kronburg hinda rausglueget hot, hot ma ean allat no de Kopf schüttle gseah.