Dr Hochvogel verzellt



Wenn meine Felse an Rumplar gmachet hand, sind die Bergla, wenn ma des zu deane Bückel überhaupt sage ka, verschrocke ond hand mit eizogene Grind ängschtlich zu mir naufglueget.
Bei mir hoba, do isch d Luft am dünnschte, d Dohla miesset am weiteschte nauf fliege, wenn se auf meim graue Grind lande wänd.
Guet, des gib i scho zue: gar so wild ond wiascht war i nie, i bi eher a friedlichar Typ, i ma s gean hofele, it pressant. Solang ma mir mei Rueh loht, ka i a ganz umgänglichar Berg sei, gell.
I muess sage, sogar die Gemsa, die Sieche, bringet mi kaum aus dr Rueh. Zwar kitzlet die allat gherig auf mei m Buckel, wenn se respektlos auf mir rumhäzet. Als ob i koine Gfühle hett, als ob i blos a Haufe Schutt ond Stoiner wär. Aber so sind se halt, die Lausar. Do denk i mir: ganz riebig bleibe, lass se doch, die hands iamol it leicht, miesset luege, daß se was zum Freasse findet. It alle vo deane überleabet a Jährle.
Drgege brauch i iatz nix zum Easse, sowas isch mer fremd, des isch was für Schwache ond Kuzleabige; do kher i schließlich it drzue, do bi i aus am ganz andre Stoi.
Häze ond omanandspringe kennet die Gemsa wie verruckt...des liegt mir iatz itta so. Mei, i ha s au no nie probiert, i sieh koin Grund, worum i überhaupt oin gotzige Schritt mache sott. Bi i doch dr Gröscht im Gai, besser ka i des niena hau. Aber, wer woiß, wie i springe dät, wenn i denn wott...aber blos weags dr Freid die Springerei afange, des kut mer it in Frog. So weit goht mei Intresse dann doch it. I ha s au it nötig, deane Gemsla do zum zoige, was i alls ka, die wisset des scho au so, gell. Wenn i meh mole die oi oder ander mit am Trumm Schtoi ztotgschlage ha, dann merket se glei, wer do s Sage hot, in de Bearg.
Sodela, was geit s denn suscht no zum verzelle, hm, ganz so viel isch bei mir it los do hob, des gib i zue. So a Berg wie i hot halt eher a riebigs Wease, gell. Zugea muess i: es wachst it viel auf mir, i bi a erbar stoinigar Kerle. Blos a paar Fleackla Gräs ond Moos kennet sich an mir hebe. Die sind dann aber um so schener. Ma dät it denke, was do Hoba sogar alls für Bluma bliehet, im kuze Friehling ond bis in de Sommer nei. Des frait mi scho gherig, well i find, des geit meinar wilde Felsegschtalt a paar nette Tupfar nei, ond des ohne, daß i glei so a verwoichlichtar, doigetar Gräsbuckel wäre müsst, des dät mer ja grause:
Vo onda bis oba blos grie ond vollar Bluma, na, na, des wär mei Untergang. Die Sieche, die griene, die ma i scho gar it seah. Mir isch grad reacht, daß se a gherigs Stuck weg vo mir sind. Felsig, stoinig, grau ond steil, so muess a reachtar Bearg sei, sag i.
Vor it langar Zeit sind des ja no gar koine Gräsbückel gweah, gell. Loset no, des waret ganz gwöhnliche wald-Bergla. Vo oba bis onda mit Tanna ond so am Zuig gschpickt. Jo, natürle hand die au als Waldbückl bei weitem it an so oi wie mi raschmecke kenne, des isch klar, aber a oigene Wildhoit ond so a bitzle ebbas Duschteres hand se an sich ghet.
Aber dann isch es gherig berga gange mit deane Kerle, ho, ho, berga, des isch guet...
Zescht ha i gmoint, die hättet halt reacht ogsond gleabt, des kinnt ja sei, bei so niedre Bearg woiß ma des nie so gnau, aber dann ha i gseah, daß do so Mändla komme sind, die hand deane - ond iatz muess i scho sage arme Bückela - die ganze Bäum agholzet ond hand Viehwoida druss gmachet. Viehwoida! Stell dr des amole vor! Do saisch doch nix meh: so nackede Berg sind se wore, die arme Sieche. Also, des hot mir sogar weh dau, gell. Ja mei, dann hand se do Alphütta baut, overschämterweis aus de seale Bäum, die se de Berg weggsäget hand. D Viecher scheißet iatz auf deane rum, brrr, so schüttlet s mi glei...was witt do no sage.
Auf alle Fäll koi Wunder, daß aus deane nix reachts meh wore isch, iatz sind se verwoichlicht ond verblödet. Wenn i iatz no dra denk, daß in die Grasbückel Murmela ond wer woiß suscht no alls ihre Höhla ond Löcher grabet, also, des dät i mir it gfalle lau, deane dät i gau helfe mit a paar schene Gröll-Lawina, do wär glei aufgrummet. Aber sowas kennet die damische Gräsbückel ja it, gell, die hand sich ja vor bled sei zuewachse lau ond iatz hocket se do mit ihram griene Pelz ond lueget reacht dumm zwischbe de Murmele-Löcher raus.
Wie dr scho seahnet, ha i es it so mit m Gräs, mir sind Schtoi oifach lieber, die hebet länger ond seahnet wilder aus. Was länger hebt, isch allat guet bei eis im Allgäu, bei eis ka ma it allebot me was Nuis herdo.
Lueget doch die Gräsbückel a, was do für Rinna ragand, wie de Reage deane mit dr Zeit alls futnimmt! Ganze Erdrutsch ka s do gea! Vom Immestädtar Horn ha i ghert, dass deam Buckel glei a ganz Stuck futgrutscht isch!
Do ha i halt a Rueh, gell, i lass scho au mole a odele Schtoilawine mit Schwung nadoldere, nei in a Kar, aber des it so oft ond au blos so viel, daß es mir it weh duet.
Guet, oinzelne Schtoi, die flieget mir scho iamole aso ra, mei, des brauchts au, suscht wearet die Gämsa übermietig. A bitzle muess ma die Kerle scho im Zaum halte.
Ha ? Was i so de ganz Dag mach, witt wisse ? Ja, mei, so viel halt it, i ma s am liebschte riebig. Amole do ond det a Schtoile naweafe, dann hot s des au scho gau. Pressiere duet mir sowieso nix, gell, was i in de iatzige hundert Johr it mach, des mach i dann halt in de nächste hundert Johr oder no später, so sag i mir allat. Was i suscht no due ? Ha ? Mei, so guet wie nix, gel, so a Bearg-Leabe isch it aufregend. S Weatter due i halt all Dag beobachte, was bei deam alls los isch: Sonneaufgang ond glei druff isch scho me dämmreg, d Sonne goht me unter, dann isch es a kuze Weile stockdunkel...halt, it ganz: iamole leichtet Schteaner in dr Nacht über mir ond funklet mi a. Des ma i gean, die Schteaner sind mir ähnlich, deane pressierts au gar it, se behauptet, se wäret no älter als i, des ka i mir aber it vorstelle.
Aber guet, i kenn halt au kaum ebban, i komm doch it so weit rum...also, die Schteaner sind reacht nett ond dann au dr Mau, der scheint hell zwischbenei. Des gfällt mer dann au guet, in deam bleiche Liacht, do seahnet meine Felse so richtig oheimlich aus, alle Zacka ond Grot ond Schatte ond Spalta geabet a richtig wilde Stimmung zämet bei mir hoba. Jau, de Mau, dean ma i gean, well der mir no ähnlicher isch als d Schteaner, der isch nämlich ganz aus Schtoi ond Felse gmachet, so viel i woiß. Oft sieh i dean aber leider it, der wiad allat mole größer ond dann meh kleiner, i woiß it, wie der des macht. Auf Dauer wär mer des au viel zu hektisch, aber mei, der kut halt au vo weit her, der Mau. Do detta wiad halt alls andersch sei, wie bei eis.
Dann isch au so, des miessed dr scho wisse, oft kut do so a Haufe Wolka auf mi zue ond der bleibt dann an mir hange. Dann ka s sei, es reaget oder s schneit, wie s halt grad kut. Die Sauweattra bleibet iamole a ganze Weile dann hange, die kitzlet mi dann reacht. Do siehsch dann a Weile au nix meh, aber mei, do kasch nix mache. I ha scho mole a paar Schtoi auf die Wolka nafliege lau, aber des hot deane gar nix gmachet. A komisches Volk, die Wolka, die.
Aber iatz los, dann kut oft dr Wind, mei Freind, vorbei, der bloset die läschtige Kerle dann meh fut, ond i ha meh a Weile a Rueh, wenn it glei dr nächst Wolkehaufe drherseglet, des ka natürle sei. Wenn i de Wind it hett, i glaub, i dät gar nie meh was seah, so aufdringle sind die Wolka. Des sind eh ganz ausgschämte Sieche. Iamole kut do zescht a kleins Neabele, dann kut s oi ond s ander Neabele drzue, die schleichet dann weit donda um mi rum, dond so als bo se blos zuefällig grad omanand wäret. Eine Rumscharwänzlerei hand die, omeglich.
Ond zmole rucket se alle zämet, s wearet allat meh Neabelfeatze, ond mir-nix-dir-nix isch auf mei m Grind scho meh a Wolkehaufe dob ond versauet mir die ganz Sicht! Des isch frei so a Bagasch, a nixige. Die sollet doch num, ins Lechtal, do geit s au Bearg, sapprament, oder no weiter fut, aber noi, allat goischtret se an mir omanand. Do hands iatz die kleinere Bearg meh besser, auf die isch dr Neabl scheints it so scharf, die loht ar eher in Rueh, der druckt am liebschte denn zu mir rauf.
Iatz wisset dr meh, daß es it allat oifach isch, dr Gröscht, dr Bescht ond dr Gscheitscht zum sei, gell.
Aber dann kut halt doch allat meh mein Freind, dr Wind, gell. Des frait mi scho. Der bloset mole vo do noch det, dann meh umkeht, vo dot noch do. Also i woiß iatz it, wo der allat meh umdreht ond zruck zu mir kut, der kurvet scho gherig omanand. An ond für sich passet mir gar it so guet zämet, well mir halt so unterschiedle sind, gell. Deam sei Gfrett mit seinar dauernde Oruhe, des dät i it aushalte. Auf dr ander Seite kommet mer vielleicht grad drum so guet aus, well mer so unterschiedle sind....

Was mir no allat guet gfällt, isch dr Winter. Glücklicharweise dauret der bei eis reacht lang, so vo Oktober bis Juni, dät i sage. Do isch oft so, daß wuchaweis a schenar, woichar Schnee mi zuedeckt. Mei, isch des dann gmietlich ond nett. An deane Däg isch es bsonders riebig ond friedlich bei mir hoba. A ganze Weile rührt sich do nix. Duet des guet, bevor dann me dr hektisch Friehling ond d Sommer drherkut. Do isch dann meh alls voll mit Pflanza ond Viecher.
Zwischbedur lass i dann mole a Ladung Schnee meine Flanka nasause, mei, des duet Schäpperar, des macht Freid! A paar Schtoi nimmts mer dann zwar au gean mit na, aber die ka i verschmerze, um oi isch eh it schad. Mit dr Zeit verwittret des Glump ond wiad brüchig. Oi krieget ganz schwaze Fleacke, oi wearet mit Flechta zuegwachse...des isch alls a Gfrett.
Ond des nixig Wasser, des nixig, des lauft mer oft in meine Spalta nei, dann gfruht des reacht ond sprengt mer dann meh a paar Felse weg. Des ha i dick, sag i dir! Wenns blos die mindre Schtoi weghaue dät, des wär mer ja glei, aber noi, au die bessre verdwischt des Wasser iamol.
Wie dr seahnet, isch so a Bearg-Leabe gar it so lankweilig, wie ma denke kinnt. Es isch allat ebbas los, bei mir hob.
Iatz muess i aber scho no was sage, gell:
S isch no gar it lang her, so um die 200 Johr, do hand mindre Zeita agfange: Do sind Mändla, a wink größer als Gamsböck, aber viel schleachter beinand, auf mir rumghäzet.
Mit Steacke ond Soiler sind se komme, die Kerle. Gschwätzt hand se ond reacht wichtig dau. Simmer die Sieche dann doch auf mein Gipfel nauf ghocket ond hand brotzeitet. Gratuliert hand se anand, wunder was se do iatz zämetbrocht hättet, ganz verruckt sind se gweah. I für mi seal ha glachet, meima, die Mändla do, die hand gmoint, se hättet was ganz bsondres gmacht ond hättet a bsondre Aussicht vo do hob. Wenn die gwisst hättet, daß grad do auf deam Schtoi, wo se ghocket sind, scho seit Johr ond Däg d Gamsböck nagschisse hand (was mi allat a wink gschtört hot) ond des ja überhaupt nix Bsondres isch, do auf deam Schtoi zum brotzeite, dann hättet se gwiss it so a Freid ghet.
Dean Weg, dean die zu mir raufkomme sind, dean juckt jede kranke Gams in a paar Minuta rauf. Die hand Stonda braucht ond hand gschnaufet wie bled. Ond dann no die Rumkreiserei vo deane, oifach lächerlich. Auf alle Viere, grad wie Murmela sind se omanandghätzet. Also i moin halt, wenn ma s it ka, dann sott ma s gau lau, gell. Also, wenn die bei jedam Buckel so a Gfrett hand, dann kommet se it weit. So krischplig, wie die drheargseah hand, kommet se eh koi zwoit s Mol meh rauf, des ha i mir so denkt.
Guet, i gib zue, daß die so begoischtret vo meine Felse ond Schtoi waret, des hot mr scho gfalle, des war mer nui. Meine Gemsla hand sich do nie was amerke lau, daß se mi ond meine elegante Flanka eschtumiere dätet.
Wie gsait, i ha mir denkt, des war halt so a Ausrutschar, wissed ihr, ds ka ma mole sei, mir isch au scho dr oi oder ander Schtoi aus Verseah nagfloge, no hots halt amole a Viech drwischt, oder a paar Bluma oder Bäumla. Mei, do kasch nix mache. Amend hand sich die Mändla halt verloffe vor bled sei, sowas hett i deane scho zuetraut.
Aber mit deane läschtige Kerle wars dann doch koi Ausrutschar, gell. Well zmol a kuze Zeit später nummol a Gruppe drherkomme isch. Do ha i mir no allat nix denkt, ond bei dr nächste Gruppe au no it. Des hot aber glei gar numma aufghört! Allbot sind meh so Hansela raufghätzt, mit ihre Rucksäck, mit ihrar Brotzeiterei auf mei m Gipfel. Oi hand dann no s Jodle agfange. Sag amole, kennet die denn gar koi Rueh it gea ? So was ka i doch überhaupt it verbutze!
Des war aber no it alls: An am friedliche Friehlingsdag, i ha grad mit am kloine Rutsch no a Schneereschtle in a Kar nagschobe, do kut so a Trupp auf mi zue: mit de Schteacke on d Soi ahnd die zwoi schwere Balke mein Buckel naufzoge. A so a Schpinnerei! Ar Gams wär des nie eigfalle. Aber deane Mensche do scho. Dann hand se oifach auf meim höchste Punkt a Loch neighaue ond do dean Balke feschtbonde mit ihre Soiler. Dann dean zwoite Balke quer zum eschte weiter doba verschraubt, seitlich o a paar Soiler gschpannt, a paar andre hand rote Farbdupfar mir auf meine saubre Schtoi gmolet, do war was los! So a Bagasch isch des gweah!
Se hand no zum singe agfange, drnoch hots meh a Brotzeit gea, dann sind se meh na. De Balke hand se oufach schtau lau. So a Sauerei! Di kinnt ja a jedar sei alts Glump oifach auf mir doba rumflacke lau ond mir-nix-dir-nix verschwinde.
Aber pass auf, es kut no minder: seitdeam der Balke doba war, sind allat no meh Leit drherkomme, des hot gar numma aufghert. A paar bsonders nixige Siehe hand richtige kleine Weg in meine Felse neighaue, voana nauf ond hinda meh na. Oi hand dann no an a paar Schtella Soiler gschpannt ond die Farbdupfar no größer gmachet.
Bald druff hand se agfange, a Hütte mir vor d Näs zum baue, also do hand sogar die zwoi Wilde, dr groß ond dr klei, reacht goschet, wo die suscht doch nie mitnand ois sind. Aber do sind se s wore!
Mit der Hütte sind natürle no meh Leit drherdappet, gell. Ond i muess au sage, seitdeam bi i allat so nervös, so oriebig wore. Der Rummel duet mr it guet. Hinda, an oim Kar dond, do ha i scho richtige Durchbluetungsschtörunga, do ha in gherige kalte Winkl kriegt. Wenn des so weiter goht, dann derbreslets mi gau.
Ond des alls hand die oifach gmacht, koinar hot mi gfroget, ob mir des reacht wär! I ha dann scho gau zwischbedur a paar gherige Rumplar lau, oi vo deane Sieche hot s dann wegputzt, aber des hot die it vertriebe, im Gegetoil: des sind allat no meh wore! Seitdeam frei i mi scho, wenn meh amole a paar Gemsa vrbeikommet, weil die hand sich rar gmacht, die sind nämlich au it scharf auf die Leit do. An manke Däg isch do iatz a Geschnatter auf mir, des isch kaum zum aushalte! Freile, meine Bergdohla freiet sich, die hand iatz so viel zum freasse wie no nie.
Aufgregt ond gärgret ha i mi, Dag ond Nacht, ka i ui sage. Es sieht au gar it drnoch her, als ob des amole meh besser weare dät. Generationa vo Gämsa ond Leit sind komme ond meh gange, a Ruhe ha i nie meh ghet.
Ond it blos mir isch es so gange, au de Bückel um mi rum, bis naus zu de Gräsberg: ibrall wumslets vo deane Leit, ibrall stellet se settne Bälke auf, an andre Schtella bauet se Hütta ond Heiser. Vo alle Seita ond zu alle Zeita hätzet se eis arme Berg auf de Grind rum, znacht no mit Liachter, s isch zum drvoschpringe!
Ond nix kennet mer drgege do, mir Berg. So hoch ond wild mer au sind, gege die Mändla isch koi Kraut it gwachse.
I hoff blos, daß in a paar taused Johr des meh amole a End nimmt, mit der Plog.
Friehner war i groß, mächtig ond einsam. Iatz bi i groß, mächtig ond a Wanderberg ond koinar hot mi gfroget, ob i des denn sei will!