Der gerechte Lohn
Liachtmeß war scho a gute Weile vorbei, doch dr Winter hot scheints no allat nix drvo gmerkt. A schienar, mildar Friehling will ja so ahebe ins nue Johr
neidrucke. Des leichte Lüftle hot aber it lang herghebt, ond in de steaneklare, kalte Nächt hand scho alle gmerkt, daß dr Friehling im Allgäu no nix zmelde hot.
An settene Spät-Winterobende bleibt ma am beschte beim Ofe hocke ond passt gut auf, daß allat gnue Brennholz nocheglegt isch.
So hand s au die eis scho bekannte Bauresleit aus Oppreachts gmachet. Alle, vom Hiatebue bis zum Baure nauf, sind in dr Stube versammlet gweah. D Weibsbilder
hand Häs gflickt, drbei an gute Hoigate ghet, ond dr Kneacht hot mit m Bue a paar Reache fürs Friehjohr hergrichtet. Dr Bauer isch still am Tisch ghocket, hot beim
Fenster nausglueget ond nochgsonne.
Zmol sair ar:"Do kut ebbar". Dr Kneacht legt de Reache auf d Seite, stoht auf ond goht bei dr Tür naus. Ma ka it alle Leit glei bei r Tür neilau,
Obacht geabe isch ganz normal in deane Zeita. Im Hausgang heht ma, wie de Kneacht ebban begrüsst on d Leit in dr Stube wearet
gau neugierig, wer do wohl komme isch. Bald druff goht d Stubetür auf, dr Kneacht kut me rei ond hinter eam taucht a bekannts
Gsicht im Liachtschei auf: es isch dr Mang vom Österreichische dinet.
Iatz regt sich was in dr Stube: "Ja do lue her", "Ja griass di", "Wo kusch du denn her?", "Ja, geits denn so was, dr Mang isch
meh do", so schwätzet alle duranand, bis dr Bauer aufstoht, m Mang freundlich d Händ schüttlet ond moint:"Du bisch eis willkomme,
Mang, griess di, komm, hock na, grub aus. Ond dir andre sind iatz amole still."
Dr Magd wiad glei agschaffet, was zum Trinke ond a guete Brotzeit zum hole. "Du hosch ja gwiss an Hunger," moint dr Bauer zum
Mang. "Mei, vergelts Gott, ihr sind halt doch gute Leit", erwidret dr Gast und loht sichs glei gherig schmecke.
Dann kommet se so mitanand zum Schwätze, dr Mang verzellt vom Bsuch bei sei r Schwester in Mindelhoim donda, daß ar s scho me
besser goht ond se sich gherig gfreut hot, de Bruder wieder asichtig zum weare. Dann wärs aber gau me Zeit zum Hoiweg wore,
dr Schnee schmilzt bald ond dann geits aufm Hof in dr Hoimat meh an Haufe Arbat.
Auf d Nochfrog, wie s denn aufm Hof dodana goht, hot dr Bauer gsait:"Allat no gut, du woisch ja, seit deam Fescht beim Fürscht
vo Kronburg hand mir koi Not meh leide müsse. Do simmer allat no so dankbar."
Dr Mang luget a wink unsicher drei ond moint hofele:"Uier Fürscht in Ehren, auf mei m Weg doher ha i aber au scho andere Moinunga
ghert." - "Hoi, was saget denn d Leit so ?" frogt dr Bauer do. "Ja, beim Müllar s Lege dond hot ma mir verzellt, der Fürscht
wär zu a paar Leit scho reacht großzügig, aber derfir zue manch andere wieder gherig ungerecht. Dr Müllar hett do scho saumäßig
schleachte Erfahrunga mit m Fürschte gmachet. Dene Großkopfete ka ma nie traue, so hot ar goschet."
"So, so, dr Müllar vo Lege, do lue her. Jo hot ar denn was Gnauers gsait, wie ar die schleachte Erfahrunga gmachet hot?" Iazt
hand alle glei meh wisse welle.
"Ja, mei, was Gwiss woiß i it, aber dr Müllar hot gsait, dr Fürscht häb im letschte Sommer a paar Leit an unreachte Lohn zahlt.
Meh woiß i aber au it" , so hot dr Mang gmoint.
Do hot dr Bauer d Stirn grunzlet ond wieder beim Fenschter nausglueget. Noch ar Weile hot ar sich umdreht und gsait:"Iatz los amole,
Mang, der Müllar hot dir do it alls verzellt. Des war nämlich so:
Dr letscht Sommer war a gutar, warmar ond druckenar Sommer gweah. Bei eis amole scho, i woiß natürle it, wie ar bei ui im Vorarlberg
dinet gweah isch. Scho früh war all ober, s Gräs isch woile gwachse, es hot au allat zur reachte Zeit greanget. Die ganze Baure im
Gai hand also frieh mit Haie agfange ond hand au alls gschwind trucke reibrocht. Eiser Fürscht, musch wisse, hot ja au große
Ländereia ond eam gheret neabe m Wald au große Flächa an Grieland. Ma hätt grad moine könne, bei deam wärs Gräs bsonders guet
grote, weil deam seine Kneacht no allat it amole d Hälfte vom Hai hinnakhet hand, wo mir kleine Baure scho lang fetig waret.
Die Leit, die sich auskennet hand dann aber scho gmerkt, daß des guete Weatter numma lang hebe wiad. Iatz isch eiser Fürscht
scho a bsondrar Ma, des woisch ja no vo dem Fescht her, oder ? So hot ar au desmol an aussergwöhnliche Einfall ghet. Ar hot sich
gsait, wenn in de nächste Däg a Weatter kut, dann verhauts mer an ganze Haufe vo meim guete Hai. Des deaf it sei. Nochar isch
ar hergange ond hot seine Kneacht als Bote ins Land nausgschickt ond hot eis Baure, Kneacht ond Hiatebube agworbe, bei eam doch
am nächste Dag beim Eiführe zum helfe. Wenn gnue Leit zämetkommet, dann kut no alls drucke rei in de Denne beim Schloss.
Seine Kneacht sind scho frieh im Dunkle losgritte, damit se alle Baure - se wohnet ja so weit verstreut - no verroichet.
Ja, was soll i sage, mir do aufm Hof hand eis it zwoimol bitte lau, mir waret ja scho fetig mit eisrem Hai, so hammer glei
zugsait. Als Lohn hot dr Fürscht für oin Dag an ganze Wuchelohn für jedan Haiar versproche. So an Haufe Geld für oin Dag!
I moi, do goht ma dann doch gean glei in dr Früh los."
Dr Bauer macht a Pause ond schenkt sich a Gläsle Rotwei ei, dann verzellt ar weiter: "Dr Müllar vo Lege ond mir Leit vom Hof
sind als eschtar in Kronburg akomme. Dr Fürscht persönlich hot eis empfange, a jedar hot a gherige Brotzeit aufs Feld naus
mitkriegt ond ar hot eis nummol dean volle Wuchelohn für dean oinzige Dag zugsait. Am Obend, wenns dunklet, sollet alle Helfar
in de Schlosshof komme, do wiat dann auszahlt.
Woll, d Arbat war an Haufe ond schwer. Am Afang waret mer au zwenig Leit, aber mit dr Zeit sind allat meh komme. Z Mittag sei
dr Fürscht noamol ins Dorf na ond hätt noch zusätzliche Arbeitar glueget, weils halt allat no an Haufe Heu zum Eiführe war.
A paar Leit hot ar no auftriebe, des hot dann glei gut dau. Oi Fuder noch m andre hand d Ross neizoge, auf Kronburg zue. Des
isch gherig gloffe. Am Namittag isch dann allat schwüliger wore, ond so gege Fünfe isch hinda vo Aichstette frei reacht schwaz
reizoge. Iatz isch dr Fürscht no amole ins Dorf na gritte ond hot doch glatt nummol a paar Leit mitbrocht. Die hnd dann au gherig
zuglanget. So um Neine rum hammer dann endlich alls dinna khet. Des hot am Schluss doch alls passt: s Weatter hot sich no a Weile
Zeit glau ond in dr Tenne hot alls Hai no Platz ghet. Mir Arbeitar hand eis dann alle im Schlosshof versammlet.
Dr Fürscht hot scho gwatet; ar hot sich glei bei eis für die gute Hilfe, die woile gmachte Arbeit herzlich bedankt. Ar sei ja so
froh, daß alls Hai no guet reikomme wär. Dann hot ar agfange, de Lohn auszahle.
Zescht sind die drakomme, die am Obend escht komme sind. Deane hot ar an ganze Wuchelohn auszahlt! Stell dir des vor, an ganze
Wuchelohn für so a Stündle schaffe! I sag dir, die oine hand bled glueget ond die andre hand sich fiechtig gfrait. Aber pass auf,
es goht ja no weiter: dann sind die komme, die z Mittag zum Helfe komme sind, au die hand grad an ganze Wuchelohn kriegt. Am
Schluss sind dann no mir, die ja scho in allar Frieh dowaret auszahlt wore. Mir hand natürle gmoint, mir dätet iatz frei meh
Lohn kriege, aber noi, dr Fürscht hot eis au an Wuchelohn auszahlt. I moi, des isch ja an Haufe Geld für oin gozige Dag schaffe,
gell, aber a paar Leit - grad au dr Müllar vo Lege - hand dann scho a wink goschet ond gmoint, des wär ja it ganz reacht, wenn
die, wo blos a Stund gschaffet hand, gleich viel krieget, wie die, die scho de ganze Dag do waret.
Die, wo do so ozfriede waret, sind dann zum Fürscht nagange ond hand ihr Aliege no amol vorbrocht. Se wäret ja bled gweah, daß
se de ganze Dag gschaffet hand, se sei doch koi Zuig it, des sei doch Ureacht, se hättet schließlich an ganze Dag do in dr
Hitz aushalte müsse, sowas khet sich doch it, ond so weiter hand se alle m Fürschte vorgworfe.
Iatz los amole, was dr Fürscht deane gsait hot: Er hot ganz freundlich gmoint, daß se doch de vorher ausgmachte Lohn kriegt hand
od des wär doch wirklich a guets Geld für die Arbat gweah. Deane andre hot ar halt au an Wuchelohn versproche ond er dieft doch
mit seim Geald do, was er will ond mit seinar Sach so umgau, wie er moint, oder ? So hot dr Fürscht gschwätzt. Dann hot ar se
a wink agange ond hot gmoint, ob se vielleicht neidisch auf die andre seiet, weil ar zu deane bsonders großzügig gwea isch. Do
solletse besser aufpasse, so a Neid wär denn it gut.
Ja mei, a paar sind dann riebig wore, a paar andre hand allat no weitergmaulet. Grad dr Müllar vo Lege hot glei gar koi Rueh
it glau. Er hots oifach it eigseah ond drumm isch ar au seit deam numma gut z spreachtet auf de Fürschte.
I ha dann auf m Hoiweg mit meine Leit gschwätzt ond mir sind alle zu der Asicht komme, daß dr Fürscht it Oreacht hot. Was er
mit sei m Geald macht, goht eis nix a ond mir sind ja scho gherig zahlt wore. Des mit m Neid, des isch a Hurezuig, deam deaf
ma jo it nochgeabe, des führt blos zu Verdruss ond Händel."
Dr Bauer duet gschäht, lueget no amole zum Fenster naus ond moint dann: "Ja, über eisern Fürschte hammer eis scho oft gwundert,
ond mir land nix auf n komme, weil ar doch so gut zu eis kleine Leit isch. Pass no auf, es isch it allat grad so, wie d Leit
über andre verzellet."