Mundart-Gedichte von Marianne Sauter
Die Marianne kenne und schätze ich schon lange Jahre.
Zwischendurch schreibt sie Gedichte und zwei davon hat sie mir zur Verfügung gestellt und mir
die Veröffentlichung erlaubt. Eine schöne Bereicherung für uns alle.
Von de Stara
D Stara sind komme, viel ho i gseah
des ischt a freudiga Ablick gweah
Die sind doch erscht ganga, des ka doch it sei
Wia schnell gand doch dia Monat vorbei
An manchem Haus seahnet se andere Leit
Weil s dia vorherige numma geit
Des stört dia aufgregt Stare it groß
Bei dene ischt jetzt ebbes los
Starakaschda butza, a Sauerei gibt s jedes Johr
Doch au des bringt uns Freid, jo, des isch wohr
Dann wird scho eigricht, s ischt Arbet, reat viel
Oier neilega, isch dann s nägscht Ziel
Dia bruetet ma a Weile aus,
Dann schlupft au scho was Hungrigs raus
Vo Afang a hond dia Leaba, sia machet a Gschroi
D Eltra kommet schier it noche mit da Futtrarei
Ab und zua sieht ma statt am Grend
Au amol des hintere End
Und im hohe Boga
Kommt da Scheiss dann glfoga
S goht s zua in jedem Johr
Des isch grad schee, jo wikle wohr
Dia Junge wachset schnell drher
Bei so ra Pfleag isch des it schwer
Bald wird s Fliaga ausprobiert
Do ischt au scho viel passiert
Katza sind gern umanand
Und holet sich do allerhand
Irgendwann ischt alles gschafft
D Vogeleltra brauchet Kraft
Dia Junge sind jetzt stark und fit
Und machet manchen Blödsinn mit
Dia Alte dund sich no verhola
Luaget aber scho verschtola
Wia dia Sonn am Himmel stoht
Weil s irgendwenn noch Süde goht
Sia sammlet sich zu große Schwärm
Und machet au an reate Lärm
Doch zmol wird s still ond mir wird klar
Dass des grad dr Abflug war
I denk noch ond komm ins siniera
Was wird, bis se wieder kommet, alles passiera ?
Mein Kommentar: ein wunderschönes Gedicht, das den kleinen Alltag der Staren als Zugvögel schildert
und doch viel mehr. Die Verse: An manchem Haus seahnet se andere Leit, weil s dia vorherige numma geit -
und auch: Zmol wird s still ond mir wird klar, dass des grad dr Abflug war.
Diese Verse treffen mich richtig ins Herz, es sind alltägliche Vorgänge und doch nimmt mich das Sterben
von Bekannten und Freunden, Abschiede meiner Kinder richtig mit. So hat Marianne in ein scheinbar einfaches
Alltagsgedicht Lebenserfahrung hineingepackt, toll.
Und hier noch viele Vogelarten:
Wiaviel s doch geit
Amsel, Drossel, Fink und Star
Des ischt scho a schöne Schar
Gimpel, Dohle, Habicht, Henn
Alle Arte i it kenn
Stieglitz, Storch und Wiedehopf
alle hond an nette Kopf
Kiebitz, Kleiber und de Sperber
Werred all im Frühling Werber
Tauba, Möwa, Spatza, Specht
Au dia Arta sind it schlecht
Kräha, Kranich, Elster, Ent
jo, des ho i au no gschwend
Lerche, Kuckuck ond Pirol
Fühlet sich bei uns au wohl
Steinkauz, Uhu, Papgei
Wer ghört zu der Rasse it nei?
Wanderfalk und Nachtigall
Kennt ma doch auf jeden Fall
Mauersegler, Falk und Eul
Traget dozua ihren Doil
Bachstelz, Bussard und Milan
Sind besser wia dr Kormoran
Dompfaff, Kohlmois, Eichelhäher
manchmol kommt au oiner näher
Zaunkönig, Schwalba, Ziegenmelker
Zählet au zua dene Völker
Turmfalk, Rohrdommel, s hört it auf
Doch des nimmt ma gern in Kauf
Rotkehlchen, Stoiadler und Neuntöter
Sind mir liaber als die Köter
47 Name ho i grad aufzellt
Sicher no so mancher fehlt
Doch des Blatt, des goht jetzt aus
Und drum hör i oifach auf