De Hettisrieder Nikolaus



"Heit isch so weit, heit isch so weit, heit isch so weit!" s Hänsle ka nix anders meh denke.
Scho seit ar in dr Frieh aufgschtande isch, goht deam Bue de Klausedag im Kopf rum. Ibrall,
wo ar nakut, merkt ar, daß es auf Weihnächte zue goht ond des ka m Hänsle
oigentlich gar it gschwind gnue gau.
Blos heit, do isches eam it so wohl. Z eschte Mol in seinem kuze Kinderleabe kut heit dr Nikolaus
zum Hausbesuch, so hot d Mama eam gsait ond reacht streng glueget derzue. Vo de Nachbaurskind hot s Hänsle
scho gehrt, daß des iamol gar it so luschtig sei, wenn dr Nikolaus käm. Do käm dann it blos der alte, liebenswürdige Bischof
drher, sondern der dät au dean wiaschte Kneacht Rupprecht mitbringe, mit Schealla ibrall rum ond
ar gherige Goißl drbei. Die Goißl däbet die Kind zum gschpiere kriege,
die s Johr über it so brav gweah sind. Ond des macht iatz eiser Hänsle eabe derart oriebig.
Die Ohruhe isch im ganze Haus zum gschpiere, aber so zapplig wie s Hänsle, isch dann doch koinar.
Nix ka ar lang mache, nix gscheit afange, allat muess ar meh an de Klause denke. Auf alle Fäll reißt ar sich heit gherig zämet
ond isch so brav, wie a Engele. Alls, was d Mama sait, duet ar auf dr Stell ond ohne Widerred. D Mama wundret
sich gehrig, so kennt se ihran Bue gar it. Grad heit kut ihr des gleagele, weil se mit m Loiblebache
afangt, ond do ka se a kloine Hilfe scho brauche. Ond s Hänsle isch froh, weil so dr Dag wenigschtens a wink
gschwinder rumgoht. Es isch ja allgemein bekannt, daß für d Kind sette Däg bsonders lang sind.
So gohts ganz hofele auf de Obend zue, dr Vattr kut rei, d Mama richtet a Brotzeit her, wie an alle
Däg halt. Dussa isch scho gherig dunkel ond d Kälte beißt sich in d Fenschterscheiba nei.
S Hänsle hocket ganz riebig am Tisch ond loset am zuene Fenschter naus. Iamole bilt ar sich ei, ar tät Schealla here ond a Gschroi.
Also wohl ischm s it, m Hänsle, ar wiad wegs jedam Mucksar blass im Gsicht.
Iatz hocket se am Brotzeite dana, die ganz Famille isch do ond alle außer m Hänsle sind riebig
ond zfriede. Vattr ond Muettr merket des natürlich scho, die wisset ja au, daß heit no was Bsonders passiere wiad.
An s Hänsle na land se sich aber nix amerke. Zmole zuckt s Hänsle zamm, als ob n an Blitz troffe hätt: an dr Haustür hot s klopfet!
"Iatz isch so weit," denkt ar sich ond sei kleins Heaz hot bumpret, wie no nie im Leabe.
Dr Vattr duet ganz überrascht ond moint, wer denn do um die Zeit no komme dät? "Komm, gang du ond mach auf",
sait de Vattr zum Bue, doch der macht koin Zuckerar meh vor lauter Aufregung. D Muetter erbarmt sich dann ond stoht auf.
Dussa vor dr Haustür ka ma dann fremde Schtimma höre.
Mit am wilde Glockeschealle kut dr Rupprecht rei in d Stube, hinter eam de Bischof, ganz in Rot
mit am lange, weiße Bart ond am hohe Huet, der glei an dr Decke agoht. D Mama
macht d Tür hinter deane zue, ond da standet se iatz vor m Hänsle da.
Der sait gar nix, der lueget blos die zwoi Gschtalta a. Groß ond wild lueget dr Rupprecht drei, mit sei m
speckige Schofspelz ond seine große, schwere Stiefel. Am Gürtel hänget a paar Schumpeglocka
ond jedsmole, wenn ar sich rührt, läutet die tief ond wild, grad zum Drvolaufe. Sei Gsicht isch hinter
am wilde, schwaze Bart versteckt on sei Wollkappe hot ar so tief in d Auge razoge, dass ar kaum no rausluege ka.
In dr Hand hot ar an schwere Haselnuss-Steacke ond im Gürtel steacket zwoi Goißla dinn, die so ausseahnet, als ob ar se scho oft hergnomme hett.
Mit seine Stiefel ond sei m Steacke stampft ar auf de Stubebode, daß alls wacklet ond d Glocka scheallet
drzue, daß sogar d Muetter gschwind mol verschrocke dreilueget. Iatz sott ma ja moine, daß dr Bischof drfür reacht mild ond gütig auslueget.
Aber der sieht au eher ofreindlich aus, denkt sich s Hänsle, der hot so an strenge Blick ond mit sei m goldene Bischofsstab do schlecht ar au auf de Bode.
Die ganz Gschicht deicht m Hänsle it rar ond am liebschte dät er bei dr Tür naus ond futspringe. Aber do standet ja die Klause, do kut ar it dur, des isch m scho klar.
"Drauß vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr..", so fangt de rote Bischof-Klaus a.
S Hänsle lueget ean mit große Auge a. Was der alls so gsait hot, kut beim Buebe gar it a. Zmol heart ar
de Bischof froge: "Ja, wie hoisch denn du, du kleinar Ma ? Bisch du des Hänsle vom Bohrar-Hof?" S Hänsle sait allat no nix.
Dr Bischof zieht aus sei m dicke Mantel a kleins goldenes Büchle raus, lueget nei ond sait dann mit ar
strenge Stimm:"So, Hänsle, dir hot s wohl d Sproch verschlage, aber iatz los no amole her, weil in deam Buch do standet allerhand Sächela dinn,
die it so rar sind. Bischt scheints a gherigar Lausar, gell. Flueche dätsch öfters ond reacht freach
seiesch allat an d Muetter na ond an d Verwandtschaft. Woisch du denn it, daß ma des it deaf ?" Dr Bischof
steckt mahnend de Zoigefinger aus ond dr Rupprecht loht glei amole me seine Schealla läute.
A Weile sait s Hänsle allat no nix, aber dann regt sich in eam dinna irgendwie a Gerechtigkoitssinn,
der die Anschuldigung it oifach auf sich sitze lau ka.
"Ja, aber," fangt s Hänsle a, "die Flüech hot mir alle de Papa zoiget, der fluechet ja de ganz Dag omanand,
grad sobald ebbas reacht huret. Do ha i die alle gleanet, ond d Mama, die sait s scheinbar au reacht gean, weil se ja au reacht oft rumfluechet." S Hänsle stockt
kuz vor Aufregung, dann moint ar no:"Obwohl, gleanet ha i s scho vom Papa, d Mama fluechet eigentlich allat die gleiche drei Flüech.
Wänder se mole höre ?" Dr Klaus winkt verschrocke ab ond moint: "Frei jo it, du, gell!"
Do fangt de Rupprecht a mit seinar tiefe, drohende Stimm ond sait:"A reachtar Schlampar bisch, du Lausbue, du!
Mir isch zu Ohre komme, daß bei dir im Zimmer dr Verhau dermaßen isch, daß a jedam grauset. Ond aufrumme däbesch du nix. Bürschle,
so goht des frei it, gell, des muess besser weare!" Um des zum bekräftige, zieht dr Rupprecht scho mol a Goißl aus m Guht raus.
Desmole braucht s Hänsle it so lang, bis ar a Antwort findet: "Ja, aber," fangt ar meh a, "d Mama rummet doch
au nix auf, lueget doch amol in d Kuche naus, do wiads ui grause! Ond grad so siehts au in dr Speis ond in dr Wäschkuche aus. Ond im Gate ond vor
m Haus ond im Bad ond...." M Hänsle fällt grad nix meh ei. "Ond m Papa isch des grad wurscht, weil der nämlich au nie zum Aufrumme kut, der sait allat, später
dät ar s mache, aber do isch no nie was druss wore. Isch ui des gar it aufgfalle ? So an sauschtall, wie bei eis ums Haus rum ond im Tenne
doba geits suscht grad niena meh! Bei eis findt ma doch nix meh. Ond do machet dir a Gfrett, blos weags meim Zimmer!"
Mit jedam Satz wiad s Hänsle mutiger ond a wink lauter. So a Ogerechtigkoit ka ma oifach it auf sich hocke lau,
ond wenn s zwoimol d Klause sind!
Dr Rupprecht lueget reacht kritisch zum Bischof ond der sait druff, scho a bitzle freindlicher:
"Do stoht no in deam Buch dinn, daß du allat beim Rantsche wäresch ond glei noch dr Schuel zum Nachbaursbue numspringe dätsch, anstatt deine Hausaufgaba
z machet. Ond z Obend kämesch dann oft z spät hoi, grad escht, wenn s dunkel wiad! Sowas goht doch it!"
Dr Bischof droht mit sei m Stab in Richtung Hänsle ond dr Rupprecht loht glei meh an gherige Scheallar los.
Aber s Hänsle loht iazt numma luck: "Ja, aber, dr Papa goht doch au allat nochm Schaffe glei in d Wiatschaft
zum Eikehre ond der kut sogar escht dann hoi, wenn mir scho alle lang im Bett sind! Drum hammer doch dean Sauschtall do drhoi.
Ond wenn ar denn doch amole friehner kut, dann isch ar so miad, daß ar blos no ins Kanapee neidrimslet
ond dann macht ar koin Mucksar meh. Iamole sieh i de Papa a paar Däg lang numma!"
Dr Rupprecht bremst s Hänsle ond sait, a wink osicher in dr Stimme:"Dann bleib halt wellaweag drhoi ond hilf dr Mama
a bitzle, dann wäeret dir deam Sauschtall au besser Her!"
S Hänsle lueget verzweiflet ond sait aufgregt:"Ja, aber d Mama
isch doch au kaum drhoi. Oft muss i mir s Easse doch noch dr Schuel seal warm mache, weil se scho meh im Fleacke
oder z Kempte dinn beim Eikaufe isch. Bei de Hausaufgaba hilft mer ja au koinar. Am Namittag, do hot se dreimole
in dr Wuche ihr Kaffeekränzle ond dann muess se in de Frauebundvorstand ond am gotzige Dag, wo se mole drhoi isch, do isch se
dann so miad, daß se ihre Rueh braucht. Do gang i doch glei zum Seppi num, des isch doch klar, bei deam ka i z Mittag was easse
ond d Hausaufgaba machet mir dann mitanand! Bei deam sind d Eltre wenigschtens do, do hammer s allat reacht nett."
Iatz klappt dr Bischof sei Büchle zue ond lueget zum Rupprecht num. Der isch au scho ganz still wore.
A kuze Zeit isch es grad ganz riebig im Zimmer. S Hänsle ond seine Eltre standet mit am rote Grind do, koinar sait was.
Ma ka scho richtig gschpüre, wie sich a Oweatter zämetbraut.
Dann setzet d Klause a, neamet d Steacke fescht in d Händ ond gand mit am grimmige Gsicht auf die Alte zue.
Daß an deam Obend dr Klaus die zwoi Alte derart verschlecht,
mit deam hot koinar greachnet, wahrscheinlich it amole die Klause seal.
Bis heut hoißt s no, daß dr Hettisriedar Klaus endlich mol die Reachte verdwischt hot!



Der Hettisrieder Nikolaus - hochdeutsche Version -

"Heit isch so weit, heit isch so weit, heit isch so weit!" Hänschen kann an nichts anderes mehr denken.
Schon seit er in aller Frühe aufgestanden ist, geht dem Buben der Klausentag im Kopf herum. Überall im Haus
spürt er, dass es auf Weihnachten zu geht. Dem Hänschen kann es gar nicht schnell genug gehen.
Nur heute ist ihm nicht sehr wohl. Zum ersten Mal in seinem kurzen Kinderleben kommt am Abend der Nikolaus
zum Hausbesuch, dies hat ihm Mama mit recht strengem Blick angekündigt. Vom Nachbarsbuben hörte Hänschen
bereits, dass es manchmal gar nicht so lustig sei, wenn der Nikolaus käme. Es käme nicht nur der alte,
liebenswürdige Bischof daher, sondern er brächte auch den wilden Knecht Rupprecht mit. Der führe eine Geissel
mit sich und sei überall mit Schellen behängt. Die Geissel würden die Kinder zu spüren bekommen, die während
des Jahres nicht immer brav gewesen sind. Und genau dies beunruhigte unser Hänschen so sehr.
Eine Unruhe ist im ganzen Haus zu spüren, aber so zappelig wie das Hänschen ist sonst keiner. Nichts kann er
lange machen, nichts richtig anfangen, immer muss er wieder an den Nikolaus denken. Auf alle Fälle reisst er
sich heute besonders zusammen und ist sehr brav. Wie ein Engel ist er heute. Alles, was die Mama ihm sagt,
erledigt er auf der Stelle und ohne Widerspruch. Die Mama wundert sich sehr, so kennt sie ihren Sohn gar nicht.
Aber gerade heute kommt es ihr sehr entgegen, weil sie mit dem Plätzchenbacken anfängt und da kann sie immer
wieder kleine helfende Hände gebrauchen. Und das Hänschen ist froh, weil auf diese Weise wenigstens der Tag
schneller vergeht. Es ist ja allgemein bekannt, dass solche Tage für Kinder immer besonders lange erscheinen.

So geht es ganz langsam auf den Abend zu, der Papa kommt herein, die Mama bereitet die Brotzeit vor, wie alle
Tage. Draussen ist es bereits dunkel und die Kälte beisst sich an den Fensterscheiben fest. Das Hänschen sitzt
ganz still am Tisch und lauscht zum geschlossenen Fenster hinaus. Manchmal bildet er sich ein, er würde Glocken
klingeln hören, manchmal einen Schrei. Hänschen fühlt sich sehr unwohl und bei jedem Geräusch wird er blasser
im Gesicht.
Jetzt sitzen alle am Tisch bei der Brotzeit, die ganze Familie ist da und alle ausser dem Hänschen sind ruhig und
zufrieden. Papa und Mama bemerken natürlich schon die Unruhe, die Hänschen befallen hat, sie wissen schliesslich
bescheid, was heute noch geschehen wird. Dem Hänschen gegenüber lassen sich sich nichts anmerken. Plötzlich zuckt
das Hänschen wie vom Blitz getroffen zusammen: an der Haustüre hat es geklopft!
"Iatz isch so weit", denkt er sich und sein kleines Herz klopft, wie noch nie in seinem Leben.

Der Papa tut, als ob er überrascht wäre und meint, wer denn um diese Zeit noch zu Besuch käme. "Komm, geh du und
mach auf", sagt er zu seinem Buben. Doch Hänschen macht keine Anstalten vor lauter Aufregung. Die Mama erbarmt
sich dann und steht auf. Von der Haustüre her hört man fremde Stimmen.
Mit wildem Glockengeläute stürmt Knecht Rupprecht in die Stube hinein. Hinter ihm schreitet würdevoll der Bischof,
ganz in Rot gekleidet, mit einem langen, weissen Bart und einem hohen Hut, der bis zur Decke reicht. Die Mama
schliesst hinter ihnen die Türe und da stehen sie jetzt, genau vor dem Hänschen.
Der Bub blickt stumm die zwei Gestalten an. Groß und wild schaut der Rupprecht aus mit seinem speckigen Schafspelz
und den großen schweren Stiefeln. Am Gürtel hängen ein paar Schumpenglocken und jedesmal, wenn er sich rührt, läuten
sie tief und drohend, gerade zum Davonlaufen. Sein Gesicht ist hinter einem dichten, schwarzen Bart versteckt und
seine Wollkappe hat er tief bis zu den Augen herabgezogen, dass er kaum noch hinausschauen kann. In der Hand hält
er einen dicken Haselnussstecken und im Gürtel stecken zwei Geisseln, die so aussehen, als ob er sie schon oft
benutzt hätte.
Mit seinen Stieflen und dem Stecken stampft er auf den Stubenboden, dass alles wackelt und die Glocken schellen dazu,
dass es sogar die Mama für einen Augenblick erschrak. Jetzt sollte man meinen, dass dafür der Bischof mild und gütig
ausschaue. Aber auch der sieht sehr unfreundlich aus, denkt sich das Hänschen. Er hat einen strengen Blick und mit
seinem goldenen Bischofsstab klopft er energisch auf den Boden. Die ganze Sache gefällt Hänschen überhaupt nicht und
am liebsten würde er davonrennen. Aber es stehen ihm ja die Klausen im Weg, da käme er nicht durch, das wird ihm
schnell klar.

"Drauss vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es Weihnachtet sehr..." beginnt der rote Bischof-Nikolaus.
Das Hänschen blickt ihn mit großen Augen an. Was der Bischof redet, erreicht den Buben gar nicht. Plötzlich hört er
den Bischof fragen: "Ja, wie hoisch denn du, kleinar Ma ? Bisch du des Hänsle vom Bohrar-Hof ?" Hänschen bleibt stumm.
Der Bischof zieht aus seinem roten Mantel ein kleines, goldenes Büchlein heraus, blättert darin und sagt dann mit
strenger Stimme: "So, Hänsle, dir hot es wohl die Sproch verschlage. Aber iatz los amole her, weil in deam Buch do
standet allerhand Sächela über di dinna, die it so rar sind. Bischt scheints a gherigar Lausar, gell. Fluche dätsch
öfters ond reacht freach seiesch allat an d Mutter na ond au an d Verwandtschaft. Woisch du denn it, dass ma des it
deaf ?" Der Bischof erhebt mahnend den Zeigefinger und der Knecht Rupprecht lässt gleich mal seine Schellen rasseln.
Eine Weile sagt das Hänschen nichts, aber dann regt sich in ihm irgendwie ein Gerechtigkeitssinn, der diese An-
schuldigungen nicht auf sich sitzenn lassen kann.
"Ja, aber", fängt das Hänschen an, "die Flüch hot mir alle de Papa gleanet, der fluchet ja de ganze Dag omanand, grad,
wenn ebbas reacht huret. Do ha i die alle gleanet, ond d Mama, die ma s scheints au reacht gean, well die au oft rum-
fluchet ond goschet." Hänschen stockt kurz vor Aufregung, dann meint er noch: "Obwohl, gleanet ha i se scho vom Papa,
weil d Mama fluchet oigentlich allat blos die drei gleiche Sacha. Wender se mol höre ?" Der Bischof winkt erschrocken
ab und meint: "Fei jo it, du, gell!"
Da mischt sich der Knecht Rupprecht mit tiefer, drohender Stimme ein: "A reachtar Schlampar bisch du, Lausbue, du! Mir
isch zu Ohre komme, dass bei dir in dr Kamar dr Verhau dermassen isch, dass es jedam grauset. Aufrumme däbesch glei gar
nix. Bürschle, so goht des frei it, gell. Des muss besser weare!" Um seine Ermahnung zu bekräftigen, zieht der Rupprecht
schon mal eine Geissel aus dem Gürtel.
Diesmal braucht das Hänschen nicht so lange, bis es eine Antwort parat hat: "Ja, aber", beginnt es wieder, "d Mama rummet
doch au nix auf, lueget doch amol in d Kuche naus. Do wiads ui grause! Ond grad so siehts au in dr Speis ond in dr Wäsch-
kuche aus. Ond im Gate ond vor m Haus ond im Bad ond..." Dann fällt dem Hänschen noch ein: "Ond m Papa isch des grad wurscht,
well der nämlich au nie zum Aufrumme kut. Der sait allat, später dat ar es mache, aber do isch dann nie was druss wore.
Isch ui des gar it aufgfalle ? So an Saustall, wie es bei eis ums Haus rum hot, oder au im Tenne doba, des geits suscht
niena. Bei eis findesch doch nix meh. Ond do machet ihr so a Gfrett, blos weags meinem Zimmer!"
Mit jedem Satz wird Hänschen mutiger und steigert die Lautstärke. Diese Ungerechtigkeit kann man doch nicht auf sich
sitzen lassen, und wenn es zweimal die Klausen sind.
Der Rupprecht blickt kritisch zum Bischof. Dieser sagt dann, schon etwas freundlicher: "Do stoht no in deam Buch dinn,
dass du allat beim Rantsche seiesch ond glei noch dr Schul kämesch dann oft spät hoi, grad escht, wenns dunkel wiad. So
was goht doch it, gell!" Der Bischof droht mit seinem Stab in Richtung Hänschen und der Knecht Rupprecht lässt wieder
seine Schellen rasseln. Aber das Hänschen gibt jetzt nicht mehr nach: "Ja, aber, der Papa goht doch au allat noch m
Schaffe glei in d Wiatschaft num zum Eikehre ond der kut sogar escht dann Hoi, wenn mir scho alle im Bett sind! Drum hammer
doch ibrall dean Saustall drhoi. Ond wenn ar dann doch amole friehner kut, dann isch ar so miad, dass ar blos no ins
Kanapee neidrimslet ond koin Muksar meh duet. Iamole sieh i de Papa a paar Däg lang it."
Der Rupprecht bremst das Hänschen aus und meint mit ein wenig unsicherer Stimme: "Äh, dann bleib halt wellaweags drhoi ond
hilf dr Mama a bitzle, dann wearet ihr deam Saustall scho besser Heer."
Hänschen schaut verzweifelt und sagt aufgeregt: "Ja, aber, d Mama isch doch au kaum drhoi. Oft muss i mir s Easse noch dr
Schul seal warm mache, well d Mama me im Fleacke oder z Kempte beim Eikaufe isch. Gut, bei de Hausaufgaba hilft mer eh koinar.
Am Namittag do hot se dreimol in dr Wuche ihr Kaffeekränzle ond suscht muss se in de Frauebund-vorstand ond am gotzige Dag,
wo se do isch, do isch se dann so miad, dass se ihre Rueh braucht. Wisset ihr, do gang i doch glei zum Seppi num, des isch
doch klar. Bei deam ka i z Mittag was easse ond d Hausaufgaba machet mir dann mitnand."

Jetzt klappt der Bischof sein goldenes Buch zu und blickt den Rupprecht an. Der ist schon ganz still geworden. Für eine kurze
Zeit ist es im ganzen Haus totenstill. Hänschen und seine Eltern stehen mit hochroten Köpfen da, keiner sagt etwas. Man kann
richtig spüren, wie sich ein Unwetter zusammenbraut.
Dann legen die Klausen los, nehmen ihre Stöcke fest in die Hände und gehen mit grimmigem Gesichtsausdruck auf die Eltern zu.
Dass an diesem Abend der Nikolaus die zwei Eltern dermassen verdrescht, damit hat keiner gerechnet. Wahrscheinlich nicht
einmal die Klausen selber.
Bis heute heisst es noch, dass damals der Hettisrieder Nikolaus endlich mal die Richtigen erwischt hat.