De gschpässig Schorsch - Oheimlich

Es war an am graue Obend im April. Es war kiehl, feicht ond richtig ogmietlich. De Schorsch isch z Fuss spät no i Kempte unterweags. Gschwind lauft ar vo de Bücherei dond am Park vorbei, zur Residenz nauf.
Graue Häuser, dunkle, riesengroße Bäum, schwaze Wolka am Himmel, so molet sich der Dag grad seal duschter ond schwer. Vom Mariaberg her bloset a Windle. Es bringt an Nieselreage ond loht Blätter raschle. M Schorsch isch reacht uwohl, koi Sau isch omanand, ar isch ganz alloi auf m Weag. A oigene Stimmung breitet sich aus.
"Irgendwas Bedrohlichs hot der Park grad," denkt sich de Schorsch, "als ob heit Obend alles it ganz zämetpasse dät."
Hintr dr Residenz lueget hoffättig die Türm vo de Lorenzkieche na auf de Schorsch.
Er muss an die Fürstäbte denke, die do feudal ghauset ond gherrscht hand, vor langar Zeit. "Hand se do it no a Hex verbrennt, detmols ?" goht m dur de Grind. A paar Neablfeatze schleichet sich vo hinda her. De Schorsch schaudrets. "Suscht isch doch do allat an Haufe los, ma kriegt kaum an Parkplatz ond am Jugendhaus hots allat a paar Radaubrieder. Aber heit sind ittamol die Penner, wo suscht d Parkbänk bsetzet, omanand." Blos a paar leere Schnapsfläscha ond Bierdosa flacket no unter de Bäum rum.
Zmol streichlet ebbas an seine Füss. De Schorsch macht an Juckar auf d Seite ond kriegt ibrall Hennebrupfa. A Katz isch m über de Weg gloffe, suscht war nix.
Er hot iatz allat des Gfühl, als ob ebbar hinter eam her gau dät, drum lueget ar sich allbot um, aber ar sieht niemed. Es isch ihm oifach it wohl. Bled, dass ar grad nächt dean saublöde Horrorfilm im Fernsehar aglueget hot, blos weil ar z faul war, ins Bett zum gau. Do hot a dunkle Gschtalt mit dr Kettesäge a paar Bube ond Fehla verseaget, so noranand ond ausgreachnet des goht m iatz numma aus m Grind.
"So a Bledsinn, des war ja in Texas, ond it bei eis, im schöne Allgäu," sait ar sich. Wenn ar no bald beim Auto doba wär, dann wär m scho meh wohler. "Guet, Kettesäga geits bei eis rum au viel, seal ha i sogar oine drhoi, gell, so wärs it. Aber mibba in Kempte dinn, na, des ka it sei, do isch ja allat viel los, so viel Leit auf dr Schtross, do het a Mördar gar koi Rueh....ausser heit..iatz grad..."
De Schorsch kriegt wieder Hennebrupfa. Glei isch ar bei dr Residenz dana.
Zmol juckt s n in dr Näs ond ar muss mordsmässig pflitzge.
Genau in deam Moment goht de groß Springbrunne im Park aus ond d Beleuchtung vo de Residenz wiad dunkel.
Verschrocke sait de Schorsch laut: "Mei, oh mei, des ha i frei it welle. Des war aus verseah!"
Dann lueget ar auf d Uhr: es isch grad Zehne, d Kiechesuhr fangt a schlage.
"Ach so, se hand agschalte, wie allat um die Zeit."


Version in Hochdeutsch:

Eine unheimliche Geschichte vom Schorsch

Es war an einem grauen Abend im April. Es war kühl, feucht und richtig ungemütlich. Schorsch war noch spät in Kempten unterwegs. Eilig geht er von der Bücherei unten am Park vorbei, zur Residenz hoch.
Graue Häuser, riesige dunkle Bäume, schwarze Wolken am Himmel, so malt sich der Tag selbst in dunkle und schwere Farben. Vom Mariaberg her bläst ein leichter Wind. Er bringt Nieselregen und lässt Blätter rascheln. Schorsch fühlt sich sehr unwohl, kein Mensch ist unterwegs, er ist ganz alleine. Eine eigenartige Stimmung breitet sich aus. "Irgendwas Bedrohlichs hot der Park grad, "denkt Schorsch, "als ob heit Obend alls it ganz zämetpasse dät."
Hochnäsig blicken hinter der Residenz die wuchtigen Türme der Lorenzkirche auf ihn hinab. Er muss an die Fürstäbte denken, die dort feudal geherrscht haben, vor langer Zeit. "Hand se it no a Hex verbrennt, detmols ?" geht es ihm durch den Kopf. Nebelfetzen schleichen sich hinter ihm an. Schorsch schaudert. "Suscht isch doch do allat an Haufe los, ma kriegt kaum an Parkplatz. Ond am Jugendhaus hot s allat a paar Radaubrieder. Aber heit sind ittamol die Penner, wo suscht d Parkbänkla bsetzet, omanand." Nur ein paar leere Schnapsflaschen und Bierdosen liegen noch unter den Bäumen.
Plötzlich streicht etwas an seinen Füssen. Schorsch macht einen Sprung zur Seite und bekommt eine Gänsehaut. Eine Katze hat ihn gestreift, sonst nichts.
Er hat jetzt immer das Gefühl, als ob jemand ihn verfolgen würde, deshalb blickt er sich dauernd um, jedoch sieht er niemanden. Er fühlt sich sehr unwohl. Dumm, dass er gerade gestern diesen dämlichen Horrorfilm angeschaut hat, nur weil er zu träge war, ins Bett zu gehen. In dem Film hat eine dunkle Gestalt mit der Kettensäge ein paar Jugendliche nacheinander zersägt und ausgerechnet jetzt gehen ihm diese Szenen nicht mehr aus dem Kopf.
"So a Bledsinn, des war ja in Texas, ond it bei eis im schöne Allgäu," sagt er sich. Wenn er nur bald am Auto wäre, dann wäre ihm wesentlich wohler. "Guet, Kettesäga geits bei eis rum au viel, seal ha i au sogar oine drhoi, gell, so wär s it. Aber mibba in Kempte dinn, na, des ka it sei, do isch ja allat so viel los, so viel Leit sind auf dr Schtross, so hett a Mördar gar koi Rueh...ausser heit...iatz grad.."
Schorsch stellen sich alle Haare auf. Gleich ist er an der Residenz. Plötzlich kitzelt es ihn in der Nase und er muss kräftig niesen.
Genau in diesem Moment fällt die Fontäne des großen Springbrunnens nebenan in sich zusammen und die Beleuchtung auf dem Platz vor der Residenz erlischt.
Erschrocken sagt Schorsch laut: "Mei, oh mei, des ha i frei it welle. Des war aus verseah!"
Dann schaut er auf die Uhr: es ist genau Zehn. Die Kirchturmuhr fängt zu schlagen an.
"Ach so, se hand agschalte, wie allat um die Zeit."