Auf den Spuren des Fuchses (lose Gedanken aus 1992)



Auf den Spuren eines Fuchses stapfe ich durch den Schnee, allein am Waldrand entlang. Gestern war hier ein Jäger auf der Pirsch und was bleibtim Heute ?
Nur Spuren im Schnee. Ungefähr in zwei STunden, wenn ich wieder zu Hause bin, bleibt auch meine Spur draussen auf der Wiese zurück. Dunkelheit wird sie bedecken, zusammen mit der Spur des Fuchses.
Spuren der Vergangenheit im Schnee, das ist alles, was bleibt vom Gang der Zeit; und Einsamkeit.
Der Wald hat sein schwarzes Kleid mit weissen Rändern verziert. Hinter dem Hügel leuchtet der Himmel in zartem Orange. Dort will ich hin, wo die Sonne untergeht, wo das Abendlicht auf der Anhöhe leuchtet.
+ Liebevoll betrachte ich die Spur hinter mir, weiss ich doch, wer hier soeben gegangen ist - schon vorbei. Und hinter dem Hügel leuchtet der Himmel. Freude und Erwartung ziehen mich hinauf, durch tiefen Schnee.
Ich will heraus aus dieser Kälte, Einsamkeit und Verlorenheit. Dort vorne leuchtet es hell, dort ist mein Ziel. Immer schöner wird das Licht, bis ich oben auf der Hügelkuppe stehend in die letzten orange-goldenen Sonnenstrahlen getaucht werde.
Welch eine Freude! Stolz blicke ich auf das Land unter mir, die kleinen Häuser, so weit weg. Die Sonne geht soeben im Festglanz unter, gerade wie mein Leben langsam verlöschen wird, durch nichts aufhaltbar.
Feshalten versuchen, heisst nur, noch schneller zu verlieren.
Eine wunderbare Mischung aus Wald, Schnee, Sonnenglanz, Höhe, Kälte und Himmel. Wie oft arbeite ich vor mich hin, ohne aufzublicken, bin endlos beschäftigt und achte nicht auf das Leben. Am Ende weiss ich dann schon gar nicht mehr, weshalb ich so gestresst bin. Der Sinn des Lebens verliert sich dann aus meinem Blick.
So gerne würde ich an die Wurzeln des Lebens gehen, doch ich fühle mich schwach und unfähig.
Nicht einmal hier, beim Sonnenuntergang bin ich ganz hier. Die Gedanken drehen sich um so viele Dinge, viele Menschen und Gefühle, die mein Leben berühren. Und bevor ich sie verarbeiten kann, sind sie schon wieder vorbei.
Ich kehre zurück, ohne etwas von diesem Abend zu begreifen. Meine eigenen Spuren führen mich nach Hause, doch wo ist das eigentlich ?
Der Fuchs weiss nichts von alledem, er jagt seine Beute, um zu überleben. Ich bin die Beute des Alltags, gehetzt von vielen Jägern.
Der Spaziergang endete, wie er begann: in Melancholie.