Allgäuer Philosophe-Däg - Toleranz -
Kennet ihr die Allgäuar Philosophe-Däg ? Noi ? Ja dann loset mol zue:
Schorsch ond Kare sind scho lang alte Freind. So unterschiedle se au sind, kommet se wellaweags richtig guet mitnand aus. Am Migde treaffet se sich allat
in dr Sonne auf a Hälbele. Noranand kommet dann moischtens no a paar drzue.
Daß se so jeden Migde zum Eikehre gand, hot scho a lange Tradition, ond wenn ma se froget, worum denn des sei muess, saget se: Mei, ma muess halt au amole
onter d Leit komme, des isch wichtig. Iatz sind des halt allat blos die gleiche Leit, onter die se do kommet ond s gleiche Gschwätz isches denn au allat,
so wie ibrall in deane Dorfwiatschäftla im Gai omanand. Ond wenns Schorsch ond Kare do it gäb, dann wär s a erbar lankweilige Gschicht.
Heit siehts aber au bei deane zwoi it grad interessant aus: se hocket lätscheg vor ihrar Halbe dana, de Schaum isch scho zämetgfalle. Die Halbe dät grad
lieber lack weare, so lack wie die boide sind.
Des ka scho amole vorkomme, entweder weil se an zu strenge Dag khet hand oder weil se it so guet aufglegt sind, oder au suscht, wenn halt nix bsonders
los isch. S geit it alleweil was zum Schwätze, des gilt bsonders im Allgäu.
Die Boide brauchet au it allat an Hoigate, ma ka au guet in Eintracht blos mitanand still sei, s isch oft sogar gscheiter.
Am Neabedisch, der reacht guet bsetzt isch, hocket die Großkopfete ond Wortführar vom Fleacke -halt die bessre Leit- zämet ond hands gherig wichtig. Des
isch der Tisch, wo die "moderne" Leit sind, wo die wichtige Sacha verklaubet wearet. Drum hand de Schorsch ond de Kare det nix verlore, do kheret se it
drzue, des meget se au it.
Zuelose dond se do iamol ganz gean, weil der gscheide Hoigate, dean se det dienet hand, bringt die zwoi Freind leichtsam zum Lache. Je wichtiger se s det
hand, um so luschtiger ka s für Kare ond Schorsch weare. So isches au heit.
Oinar verzellt grad, was ar nächt im Fernsehar gseah hot: "Meima, des Dschungelcamping, des Dschungelcamping, des isch ja a so a Rotz, a bledar. Daß ma
so an Käs überhaupt zuelot im Fernsehar dinna, des wundret mi scho. I ha nächt a paar Minuta aglueget, dann ha i ausgschaltet. Was die Leit do mit sich
mache land, blos drmit se im Fernsehar dinna kommet, des isch a Schand! Dann kommet do no allat die saudamische Werbepausa in deane mindre Sendar ond
später no die Fimla mit de Nackede, Esoterik-Filmla oder so, gell. Um die Zeit goht dr oi oder ander vo eisrem Stammtisch allat zuefällig grad hoi....des
isch a Sauschtall, des muess scho gsait sei. Do sott ma was drgege do!"
Glei regt sich Widerschruch, vo am ganz modern eigschtellte, also vo am eher evangelische:"Iatz komm, des ma scho it ganz reacht sei, aber huitzedag sott
ma do a wink toleranter sei, gell, die Zeita sind vorbei, wo des alls no verbote war, wo ma die Leit, deane so was gfällt, schief aglueget hot. Au wenns
dir it passt, modern isches, so sind die Zeita. Des sott ma scho aushalte, mir leabet ja schließlich numma im Mittelaltar. Mi ärgret zum Beischpiel die
saudumme Superschtars allat, do wearet ja au d Leit als Volldeppe nagschtellt ond alle Wealt lachet über se. So was find i schlimm. Aber ma muess halt
au andre Moinunga gelte lau, Toleranz isch eminent wichtig (koinar hot des Wort kennt), grad in eisre Zeita."
Die andre am Tisch murmlet beifällig ond oinar moint no: "Reacht isch, modern ond tolerant, so simmer gau, au bei eis. Weg mit deane alte Zöpf, des isch
doch sowieso alls it so schlimm."
Schorsch sait leise zum Kare:"Viel gschwätzt ond doch nix gsait, gell." De Kare nickt ond boide loset weiter. Iatz fangt meh a andrar vo deane wichtige
Leit a:"Hand dr ghert, in Kempte dinna isch a Demonschtration gege Abtreibung gweah, vo de Katholike aus. Des hot mi gärgret, sag i ui, daß die weags
so am altmodische Zuig auf d Schtroßa gand. Muess denn des sei ? Des khert doch numma in eisre Zeit nei, huitzedag isch doch klar, daß jede Frau seal
raussueche soll, was se mit ihram Kind mache will, do sollet die Katholike sich doch it eimische, do brauchts au dringend meh Toleranz. Die sollet lieber
für die unterdrückte Fraua demonschtriere oder gege Tierquälerei, do fehlts allat no, gell. Aber vo Abtreibung schwätzt doch koinar meh." Oinar vo dr
CSU stimmt zue:"Do hosch reacht, mit deam Thema kasch koine Wählarstimma it gwinne, des isch numma intressant. Aber so isch d Kieche halt, ewig vo
Geschtern, allat hindadra, die wearet allat no altmodischer, die gand viel z wenig mit dr Zeit."
A zwoitar Katholischar ergänzt no:"Do isch eh so Mankes rückschtändig in dr Kieche, die sottet amend amole mit de Mohammedanar zämetgau, glaubet doch eh
alle an oin Herrgott, gell. Au do sind Toleranz ond a moderns Denke gfrogt." Alle nicket, dann stoßet se a ond oinar moint ganz begeischtret:"Mir
aschtändige Leit sottet halt viel meh zum Sage hau, do däts besser ausseah auf dr Wealt!"
"Reacht hosch, des isches, so sotts sei, genau," alle schwätzet duranand.
"Ja ond die nuieschte Forschung deaf ma it vergeasse, gell," regt sich dann de Doktor auf, "do geits ja au a paar so vo Vorgeschtern, die gege die guete
Stammzelleforschung sind, sogar gege die nuieschte Methoda vo dr künschtliche Befruchtung. Letschtle ha i doch glatt an Baure ghert, der sich sogar
aufgregt hot, daß ma bei de Kieh mit deane nuie Methoda an Haufe befruchtete Eizella oifach futwieaft, wenn ma s numma braucht. A so a Mischt, des sind
doch blos alls Zellklumpe, organisches Material, was ma do für a Theater macht weags deam, des isch fiechtig!"
Do druff sait iatz kaum oinar was, weil sich do niemed so reacht auskennt mit der Sach. Blos oinar moint dann a wink osicher:"Hm, nächt ha i in dr Zeitung
glease, daß bei am Buebe, deam ma settene Stammzella eigimpft hot, dann heifeweis Tumore gwachse sind, des hot frei it so super klunge. Oi hand dann gmoint,
des wär a Frevel an dr Schöpfung. Aber dann ha i mir denkt, dr Obama duet s gherig unterschtütze bei de Amis, ond der isch ja derart a guetar Mensch,
ond i kenn mi do sowieso it so aus, do gang i halt mit dr Zeit. Ond ebbas ka ja sogar beim beschte Fortschritt mole schiefgau, do deaf ma weagsdeam it
allat glei luck lau."
De Doktor stimmt m glei zue, die andre wisset nix derzue zum sage. Alle einiget sich dann halt wieder do druff, daß ma d Zeit it zuruckdrehe ka, ond daß
ma des alls it mit zu vieler Moral aluege sott.
Dann kut, wie s komme muess, nämlich der, wo im ganze Fleacke als NPD-lar bekannt isch, so a alt-Nazi, a Relikt vom Krieg, aber a agseahenar Bürgar, stoht
auf ond weattret los:"Do geits viel wichtigre Sacha, als wie dean Zuigs do, denket doch amole an die verreckte Saukrüppel vo Manager, die eis die
Finanzkrise eibrocket hand! Was des eis Geald koscht, it blos, daß d Ausländar iatz eis d Arbat wegneahmet, iatz hand die ausländische Verbreachar in de
Banka au no eiser guetes Geald higmacht! Des trifft eis frei alle, gell. I sag blos: beim Hitlar hetts des gwiss it gea, daß die au no fette Gehälter ond
Pensiona krieget. Die ganz Bande hätt ma ins Arbeitslager gschpeert, do hettet se dann mole gmerkt, was Schaffe hoißt. So siehts doch aus. Es wiad Zeit,
daß ma eisrem verwoichlichte Volk wieder mole Aschtand ond Zucht beibringt."
Iatz isch mucksmäuslestill wore. Au Kare ond Schorsch sind zämetzuckt. Des isch iatz koim angenehm gweah. Guet, oi denket amend au so, aber laut sage
traut sichs koinar. Bis dann de Evangelisch meh probiert, die Sach zum beschwichtige:"Also, i sag so: dere Moinung bi i iatz it grad ganz aso, wie do
gsait wore isch, gell, aber, i moi, wellaweag miesset mer au do a bitzle tolerant sei, ond jedam aständige Bürgar au sei Moinung lau. Au wenn se iatz
itta vo ar Mehrhoit vertreate wiad, gell, so moin i amole..." Dann hert ma vo alle Seita gschwind Zustimmung wie "Genauso isches, ma muess au mole so
ebbas alose, ma deaf it glei alle s Maul verbiete, Toleranz isch wichtig, wo kämet mer denn do na, ma muess au andre Moinunga gelte lau, gell, Ruhe ond
Friede müss mer wahre, huitzedag ka ma so ebbas au mole sage, d Kommunischte deafet ja au alls sage...usw." A paar hand sogar leise gmoint, daß des a
zeitgemäße Aussag war, in der it alls falsch wär.
So hand se dann alle mitanand agschtosse ond d Stimmung isch dann glei besser wore, die dumm Gschicht war gschwind meh vergeasse.
De Kare hot de Schorsch angschtupft:"Schorsch, do lue her, wie tolerant eisre Leit im Fleacke doch sind. Mensch Maier, des hot mi scho beeindruckt,
wie do die Ruhe bewahrt bliebe isch ond se it glei reacht wiascht dau hand, blos wenn oinar mole an Mischt verzapft. Reschpekt, Reschpekt, ha Schorsch ?
Mir sind halt doch numma so weit hinda dana, wie ma moine kinnt."
De Schorsch isch gar it so begoischtret:"Iatz isch die blöd Mode mit deane Gutmensche, die doch ach so tolerant sind, au bei eis im Fleacke akomme, mir
grausets grad, do krieg i Hennebrupfa, so siehts aus, Kare, des macht mer Angscht. Kapiersch du it, was do los isch ? Des isch koi Toleranz des isch
alls nix weart."
De Kare kapierts natürle it ond wundret sich über de Schorsch. "Bisch heit me gschpässig oder wie ?" - "Na, na, heit mole it. Bei deam Gschwätz vergoht
mer de Spass. Des isch doch alls a verlogenar Mischt, der do verzellt wiad. Die Toleranz vo deane hoisst blos, daß alls was nix isch ond modern isch,
groß agseah isch, daß ma zuelueget wie d Wealt, eiser Land, eiser sches Allgäu de Bach na goht, ond sich no toll drbei vorkut. Aber pass auf Kare, deane
wear i helfe, i gang iatz zu deane num ond sag na ebbas, dann wiasch die wundre, wie tolerant se dann dond, eisre moderne Leit. Ka frei sei, daß i dann
gschwind abhaue muess, vor lauter Toleranz. Duesch mer halt dann mei Bierle mitzahle, gell, mir treaffet eis ja bald meh." So hot de Schorsch gsait, isch
aufgschtande ond an de Neabetisch gange. De Kare hot glei gar nix me drzue sage kenne.
Dienet hot de Schorsch dann glei losglegt:"So Leit, iatz loset mole her, was i Wichtigs zu uirem Dischkurs beizumtrage ha: Die Probleme, die mer hand,
krieget mer nie ganz in Griff, well jedar Mensch vo Haus aus ond im Grund gnomme gar it guet sondern schleacht ond dur ond dur verdorbe isch. Jedar, der
sich mole echt alueget, über sich nochedenkt, ond it ganz verblödet isch, der ka seal do druff komme. Do sind alle Leit gleich, do geits koi Ausnahme.
Koi Gotzigar isch vo sich aus a guetar Mensch. Oft wend mer zwar des Guete, dond aber dann doch des Böse, wer kennt des it ? Wenns überhaupt ebbas Gutes
geit, dann blos mit Gottes Hilfe. Blos dur s Eigreife vo Jesus Christus geits die ganz oifache Möglichkoit, daß eisre Boshäftgkoit vergeabe weare ka
ond Jesus Christus was Guets in eis ond dann dur eis bewirke ka. Do bleibt koi Ehr für eis übrig, do kennet mir eis dann it seal lobe, alles Lob ond alle
Ehr khert do blos Gott. Des wär a oifache Sach, des dät eis echt helfe, blos simmer viel z hoffetig drfür, des wänd mir oifach it. Wer will scho zuegeabe,
daß ar gar it so super isch, wie ar allat duet, ond...."weiter isch de Schorsch dann numma komme.
Auf dr Stell hots an Duranand gea, alle hand laut goschet, d Fäuscht gschüttlet, s isch grad gherig zuegange. "Ja spinnsch den du, du Sekkl, dean Mischt
kasch frei für di bhalte, des will frei koinar here, des isch ja no minder wie s Mittelaltar, lue blos daß de futkusch! So a Schmarre, des stimmt doch
hinda ond voana it, des isch undemokratisch, des isch ja so was vo intolerant!" Des waret no die harmlose Sacha, die se gschriee hand. A paar, de Alt-Nazi
voraus, hand de Schorsch glei mole am Krage packe welle, der hot aber scho drmit greachnet ond isch reachtzeitig zruckgwiche. M Kare hot ar blos no
zuegruefe: "Iatz hosch se gseah, dei moderne Toleranz, Kare! Drweil ha i des alls gar it seal erfunde, des hot alls dr Hl. Paulus gsait, dean dätet se
huit au numma hoiligschpreache, ha ? Alls wied toleriert, solangs blos it d Wohrhoit isch! So isches!"
Dann isch de Schorsch gschwind naus ond fut. Wer woiß, ob it suscht no a Oglück passiert wär.
Was saisch du iatz drzue ? Witt s au amole ausprobiere ?
Hier die Hochdeutsche Version:
Allgäuer Philosophen-Tage - Toleranz -
Kennen Sie die Allgäuer Philosophen-Tage ? Nein ? Ja dann hören Sie mal zu:
Schorsch und Kare sind bereits lange alte Freunde. So unterschiedlich sie auch sind, kommen sie dennoch bestens miteinander aus. Am Mittwoch treffen sie
sich immer in der Sonne auf ein Bier. So nach und nach kommen dann meistens noch ein paar dazu.
Daß sie so jeden Mittwoch ins Gasthaus gehen hat schon eine lange Tradition, und wenn man sie fragt, weshalb das denn so sein muss, sagen sie: Tja, man
muss doch zwischendurch sich unter die Leute mischen, das ist wichtig. Jetzt sind es nur immer die selben Leute, unter die sie sich mischen und das selbe
Geschwätz ist es auch immer, so wie überall in den Dorfgasthöfen in der Gegend. Und wenn es Schorsch und Kare hier nicht gäbe, dann wäre dies eine recht
langweilige Geschichte.
Heute sieht es jedoch auch bei den Zweien nicht gerade interessant aus: sie sitzen schlapp vor ihren Biergläsern, der Schaum ist bereits zusammengefallen.
Das Bier wird schon fast lau, so lau, wie die Beiden sind.
Das kann schon mal vorkommen, entweder, weil sie einen zu anstrengenden Tag hatten oder weil sie nicht so gut gelaunt sind, oder auch sonst, wenn einfach
nichts Besonderes geschieht. Es gibt nicht immer was zu reden, dies gilt besonders im Allgäu.
Die Beiden brauchen auch nicht dauernd ein Thema, über das sie reden können, man kann auch gut in Eintracht nur miteinander schweigen, oft ist es sogar besser.
Am gut besetzten Nebentisch sitzen die Oberen und Wortführer des Dorfes - die sogenannten besseren Leute - und diskutieren. Dies ist der Tisch, an dem die
modernen Leute sitzen, wo die wichtigen Dinge besprochen werden. Deshalb haben Schorsch und Kare dort nichts verloren, sie gehören nicht dazu, und sie
wollen auch nicht dazugehören.
Zuhören, das machen sie schon manchmal gerne, weil die hochtrabenden Unterhaltungen, die drüben geführt werden, bringen die zwei Freunde öfters mal zum
Lachen. Je wichtiger sie sich drüben vorkommen, um so lustiger kann es für Schorsch und Kare werden. So ist es auch heute.
Einer erzählt gerade von etwas, das er gestern im Fernsehen sah:"Oh weh, das Dschungelcamping, das Dschungelcamping, das ist ja so ein dummer Mist. Daß man
solchen Käse überhaupt im Fernsehen erlaubt, wundert mich. Ich habe gestern ein paar Minuten angesehen,dann habe ich ausgeschaltet. Was die Leute dort mit
sich machen lassen, nur daß sie im Fernsehen auftauchen, das ist eine Schande! Zudem kommen immer noch die lästigen Werbepausen in diesen Schmuddelsendern
und später noch die Nackedei-Filmchen, die Esoterik-Sachen und so. Um diese Zeit geht der eine oder andere von unserem Stammtisch ja oft zufällig nach Hause...
..das ist eine Schweinerei, das muss gesagt sein. Man sollte etwas dagegen unternehmen!"
Sofort regt sich Widerspruch, von einem ganz modernen Mitbürger, also von einem eher Evangelischen:" Jetzt komm, das mag schon nicht ganz ok sein, aber
heutzutage sollte man in dieser Hinsicht schon etwas toleranter sein, ja, die Zeiten sind vorbei, in denen dies alles noch verboten war, in denen man die
Leute, denen dies gefällt, schief anschaut. Auch wenn es dir nicht passt, modern ist es, so sind die Zeiten. Man sollte das schon aushalten, schließlich
leben wir ja nicht mehr im Mittelalter. Mich z. B., ärgern jedesmal die idiotischen Superstars, dort werden ja auch Leute als Volldeppen dargestellt und
alle Welt lacht über sie. So etwas finde ich schlimm. Aber man muss halt auch andere Meinungen gelten lassen, Toleranz ist eminent wichtig (keiner hat das
Wort verstanden), gerade in unserer Zeit."
Die andern am Tisch murmeln beifällig und einer meint noch:"So ist es recht, modern und tolerant, so sind wir, dies gilt auch hier bei uns. Weg mit den
alten Zöpfen, das alles ist ohnehin nicht so schlimm."
Schorsch sagt leise zum Kare:"Viel geredet und doch nichts gesagt." Der Kare nickt und beide hören weiter zu. Jetzt fängt wieder ein anderer von diesen
wichtigen Leuten an:"Habt ihr schon gehört, in Kempten war eine Demonstration gegen Abtreibung, von der katholischen Kirche aus. Das hat mich geärgert,
sage ich euch, daß die Leute wegen so einer Altmodischen Sache auf die Strasse gingen. Muss das denn sein ? So etwas gehört doch nicht mehr in unsere
Zeit. Es ist doch heute klar, daß jede Frau selber entscheiden soll, was sie mit ihrem Kind machen will, da sollen sich die Katholiken nicht einmischen,
hier ist noch dringend viel mehr Toleranz nötig. Die sollten lieber für die unterdrückten Frauen demonstrieren oder gegen Tierquälerei,das wäre nötig.
Aber von Abtreibung redet doch keiner mehr." Einer von der CSU stimmt zu:"Du hast recht, mit diesem Thema kann man keine Wählerstimmen mehr gewinnen, das
ist nicht mehr interessant. Aber so ist die Kirche: ewig von Gestern, immer rückständig, die werden immer noch altmodischer, die gehen viel zu wenig mit der
Zeit."
Ein zweiter Katholik ergänzt noch:"Da ist so Manches rückständig, in der Kirche, die sollten mal mit den Moslems sich vereinigen, es glauben doch alle an
einen Herrgott. Auch hier sind Toleranz und modernes Denken gefragt." Alle nicken, dann stoßen sie an und einer meint ganz begeistert:"Wir anständigen
Leute sollten doch viel mehr zu Sagen haben, dann würde es besser aussehen auf der Welt!"
"Recht hast du, das ist es, so sollte es sein, genau," alle reden durcheinander.
"Ja und die neueste Forschung darf man nicht vergessen," regt sich der Doktor auf,"da gibt es ja auch ein paar von Vorgestern, die gegen die gute
Stammzellenforschung sind, sogar gegen die neuesten Methoden der künstlichen Befruchtung. Vor kurzem habe ich doch tatsächlich von einem Bauern gehört,
der sich sogar aufregte, daß man bei den Kühen mit den neuen Methoden viele befruchtete Eizellen einfach wegwirft, wenn man sie nicht mehr braucht. So ein
Mist, das sind doch nur Zellklumpen, organisches Material, was man da für ein Theater macht deswegen, das ist schlimm."
Darauf sagt jetzt kaum jemand etwas, weil in dieser Sache niemand Bescheid weiss. Nur einer meint dann ein wenig unsicher:"Hm, gestern las ich in der Zeitung,
daß bei einem Jungen, dem man solche Stammzellen eingeimpft hatte, dann massenhaft Tumore gewachsen sind, das hat denn nicht so gut geklungen. Einige
meinten dann, das wäre Frevel an der Schöpfung. Aber ich dachte mir, der Obama unterstützt diese Methoden kräftig bei den Amerikanern, und der ist ja ein
derart guter Mensch, und ich kenne mich sowieso nicht so gut aus, da geh ich mit der Zeit. Etwas kann ja beim besten Fortschritt mal schiefgehen, man darf
deswegen nicht gleich aufgeben."
Der Doktor stimmt sofort zu, die anderen wissen hierzu nichts zu sagen. Alle einigen sich dann wieder darauf, daß man die Zeit nicht zurückdrehen kann, und
daß man dies alles nicht mit zu viel Moral betrachten sollte.
Dann kommt es, wie es kommen muss, nämlich der, der im ganzen Dorf als NPD-Mitglied bekannt ist, so ein Altnazi, ein Relikt vom Krieg, jedoch sonst ein
angesehener Bürger, steht auf und wettert los:"Es gibt viel wichtigere Dinge, als das Zeug da, denkt doch nur an diese elenden Hunde von Manager, die uns
die Finanzkrise eingebrockt haben! Was uns das Geld kostet! Nicht nur, daß die Ausländer uns die ganze Arbeit wegnehmen, jetzt haben diese ausländischen
Verbrecher in den Banken auch noch unser gutes Geld vernichtet! Das trifft alle. Ich sage nur: beim Hitler hätte es das gewiss nicht gegeben, daß diese
Verbrecher auch noch fette Gehälter und Pensionen erhalten. Die ganze Bande hätte man in ein Arbeitslager gesperrt, dort hätten sie dann mal gelernt, was
arbeiten heisst. So sieht es doch aus. Es wird Zeit, dass man unserem verweichlichten Volk wieder Zucht und Anstand beibringt!"
Jetzt wurde es mucksmäuschenstill. Auch Kare und Schorsch sind zusammengezuckt. Das war jetzt keinem angenehm. Gut, manche denken vielleicht genauso, aber
laut aussprechen traut es sich keiner. Bis dann der Evanglische wieder versucht, die Angelegenheit zu beschwichtigen: "Also, ich sage so: dieser Meinung
bin ich jetzt nicht gerade, wie sie soeben geäußert wurde, aber ich meine, dennoch müssen wir auch dort ein wenig tolerant sein, und jedem anständigen
Bürger seine Meinung lassen. Auch wenn diese Meinung jetzt nicht von einer Mehrheit vertreten wird, so meine ich zumindest." Sofort hört man von allen
Seiten Zustimmung wie "Genauso ist es, man muss auch einmal so etwas sich anhören, man darf nicht gleich allen den Mund verbieten, Toleranz ist wichtig,
wo kämen wir denn hin, man muss auch andere Meinungen stehen lassen. Ruhe und Frieden müssen wir wahren, heutzutage darf man auch so eine Meinung mal sagen,
die Kommunisten dürfen ja auch alles sagen...usw." Ein paar meinten sogar leise, daß dies eine durchaus zeitgemäße Aussage war, in der nicht alles falsch
gewesen wäre.
So haben dann wiederf alle miteinander angestossen und die Stimmung ist darauf schnell besser geworden, die dumme Sache war schnell wieder vergessen.
Der Kare stupfte den Schorsch an:"Schorsch, da schau her, wie tolerant unsere Leute im Dorf doch sind. Mensch, das hat mich schon beeindruckt, wie sie da
die Ruhe bewahrten und sich nicht gleich ausgeflippt sind, nur weil einer mal Mist redet. Respekt, Respekt, was Schorsch ? Wir sind doch nicht mehr so weit
hinten dran, wie man meinen könnte."
Der Schorsch ist gar nicht so begeistert:"Jetzt ist diese blöde Mode mit denen Gutmenschen, die doch ach so tolerant sind, auch bei uns im Dorf angekommen.
Mir graut es, da bekomme ich eine Gänsehaut, so sieht es aus Kare, das macht mir Angst. Verstehst du nicht, was da los ist ? Das ist keine echte Toleranz,
das alles ist nichts wert."
Kare versteht es natürlich nicht und wundert sich über den Schorsch. "Bist du heute mal wieder komisch oder wie?" - "Nein, nein, heute mal nicht. Bei dem
Geschwätz vergeht mir der Spass. Das ist alles doch ein verlogener Mist, der da erzählt wird. Die Toleranz von denen heißt nur, daß alles, was nicht gut
ist und modern ist, groß angesehen ist, daß man zusieht, wie die Welt, unser Land, unser schönes Allgäu den Bach hinunter geht und sich dabei noch gut
fühlt. Aber pass auf Kare, denen helfe ich hinein in die Schuhe, ich geh jetzt zu denen hinüber und sage ihnen etwas. Dann wirst du dich wundern, wie
tolerant die da sind, unsere modernen Leute. Es kann sein, daß ich dann sofort verschwinden muss, vor lauter Toleranz. Bezahle dann doch mein Bier, wir
treffen uns dann ja bald wieder." So sprach der Schorsch, stand auf und ging an den Nebentisch. Der Kare konnte gar nichts mehr dazu sagen.
Drüben legte Schorsch dann gleich los:"So Leute, jetzt hört mal her, was ich Wichtiges zu eurer Diskussion beitragen kann: Die Probleme, die wir haben,
bekommen wir nie ganz in Griff, weil jeder Mensch von Haus aus und im Grunde genommen gar nicht gut, sondern schlecht und durch und durch verdorben ist.
Jeder, der sich einmal echt betrachtet, über sich nachdenkt, und nicht ganz verblödet ist, der kann selber darauf kommen. Da sind alle Menschen gleich,
da gibt es keine Ausnahme. Kein Einziger ist von sich aus ein guter Mensch. Oft wollen wir zwar das Gute, tun dann aber doch das Böse, wer kennt das
nicht ? Wenn es überhaupt etwas Gutes gibt, dann nur mit Gottes Hilfe. Nur durch das Eingreifen von Jesus Christus gibt es die ganz einfache Möglichkeit,
daß unsere Schlechtigkeit vergeben werden kann und Jesus Christus etwas Gutes in uns und dann durch uns bewirken kann. Da bleibt keine Ehre für uns übrig,
da kennen wir uns dann nicht selber loben, alles Lob und alle Ehre gehört da nur Gott. Das wäre eine einfache Sache, das würde echt helfen, nur sind wir
viel zu stolz hierfür, wir wollen es einfach nicht. Wer will schon zugeben, daß er gar nicht so super ist, wie er immer vorgibt und...." Weiter ist der
Schorsch dann nicht mehr gekommen.
Auf der Stelle gab es ein Durcheinander, alle schimpften laut, die Fäuste wurden geschüttelt, es wurde bedrohlich. "Ja spinnst denn du, du Idiot, den Mist
kannst du für dich behalten, das will niemand hören, das ist ja noch schlimmer als das Mittelalter, verschwinde hier! So ein Schmarrn, das stimmt doch
überhaupt nicht, das ist undemokratisch, das ist ja so was von intolerant!" Dies waren noch die harmlosen Dinge, die sie gerufen haben. Ein paar, der
Altnazi voraus, wollten den Schorsch gleich mal am Kragen packen, der hat aber schon damit gerechnet und ist rechtzeitig zurückgewichen. Dem Kare hat er
nur noch zugerufen:"Jetzt hast du sie gesehen, die moderne Toleranz, Kare! Das alles habe ich nicht mal selber erfunden, das hat alles der Hl.Paulus
gesagt, den würden sie heute auch nicht mehr heiligsprechen, was ? Alles wird toleriert, solange es nur nicht die Wahrheit ist! So ist es!"
Dann ist der Schorsch auf und davon. Wer weiss, ob nicht sonst noch ein Unglück geschehen wäre.
Was sagst du jetzt dazu ? Willst du es auch mal ausprobieren ?