Windows X (Spontane Gedankengänge übers Leben aus dem Jahre 1995)
Kennst du die Stimme, die nach Abenteuern ruft ? Die dich im Herzen drängt, aufzubrechen, alles stehen und liegen zu lassen und einem fernen Ziel, den Bergen entgegen zu wandern ?
Die Stimme im Innern, die ruft: du bist eingesperrt, befreie dich, geh hinaus, bewege dich, verändere dich, du musst Neues sehen: Grate und Gipfel, von denen aus alles andere klein
und unbedeutend aussieht.
Kennst du den Geruch des Tauwetters, wenn sich die Natur für den Frühling bereitmacht, für neue Abenteuer ?
Kennst du den Geruch von frischem feuchten Gras, der Walderde, der Fichten, kennst du noch das Rauschen der Bäche und Winde, das Leuchten der Pfade im Sonnenlicht und den griffigen Fels
in deiner Hand ?
Hast du die Sonnenaufgänge, die summenden Insekten, die farbenprächtigen und anmutigen Blumen, das Blau des Himmels, deine unbändige Freude und Lebenskraft schon vergessen ?
Das Herz ist ein neugieriges Kind, voller Entdeckungsdrang, das sich den Garten seines Vaters erobern darf...um alles mit Namen zu benennen.
Schon oft meinte ich, diese Stimme nicht mehr zu vernehmen, taub geworden zu sein, diesen Drang vermissend. Wie freute ich mich, zu entdecken, dass dieses Leben noch in meinem Herzen glüht.
Bilder, die sich im Gedächtnis und im Herzen eingebrannt haben; wie froh bin ich darüber. Niemand kann sie mir rauben oder verbieten, auch wenn der Alltag es mir auffressen will, lebt es.
Ja, so wie ich lebe.
Und so wird die Dankbarkeit Dir gegenüber tiefer, das Begreifen von Glück realer. Ein Stück von Dir offenbart sich in meinen Augen, bleibt fest im Herzen bestehen.
Gnade ist Dein Gesicht und ich bin glücklich, ein wenig davon erkennen zu dürfen.
Kennst du die Vorfreude, sie ist wie Tauwetter, Gurgeln des Wassers in der Regentonne, der Gesang der Vögel, das Rascheln der Blätter im Wald ?
Wie wunderbar ist es, eine Landkarte zu betrachten, die Wege und Pfade, Grate, Wälder, Bäche auszukundschaften, die Gedanken schweifen zu lassen, das Gefühl von Freiheit, die das Herz
durchweht, dies alles in sich aufzunehmen und sich daran aus vollen Zügen zu freuen. In jedem Weg steckt ein Abenteuer, Ungewisses, Freude, die Liebe zur Schöpfung.
Und doch fällt der Abschied von zu Hause schwer, auch wenn er nur für ein paar Stunden ist. Ohne Rückkehrmöglichkeit nach Hause ist jedes Abenteuer kalt und unbarmherzig. Ohne Rückkehr keine
Vorfreude, kein Tauwetter. Dies zu erkennen ist wichtig, sonst widern Abenteuer an, frisst sich Sinnlosigkeit in sie hinein.
Und so träumen meine Gedanken, erhalten Sehnsüchte und Gefühle wiede mal mehr Aufmerksamkeit. Im Augenblick können sie sich nur durch Schreiben einen Weg bahnen. Welche Gnade ist es, dieses
schreiben zu können, reflektieren zu können, vorausschauen und voraussehnen zu können.
Welche Gnade ist es dann aufbrechen zu können und wieder zurückkehren zu dürfen, welche Gnade!
Für mich ist diese Gnade ein Herzensbeweis für Gottes Güte.