Eine fast schon vergessene Wirtschaft: Gasthaus "Krone" in Eichholz
Artikel von Remigius Rauch, Schrattenbach - vielen Dank!
Heute noch prangt auf dem Ostgiebel des Hauses Eichholz Nr. 1 dieses Relief:
Die Taferngerechtsame (Recht ein Gasthaus zu betreiben), sowie die Poststation kamen vermutlich
1795 auf das Haus. Bis dahin war die Wirtschaft und die Poststation auf dem heutigen Anwesen Nr. 10
an der Straße gegenüber. Der damalige Wirt und Postmeister Jakob Meier von Nr. 10 baute bei der
Vereinödung (Flubereinigung) 1791 den Hof (heute Nr. 2 Heiß) zu seinem Feld hinaus.
Das Anwesen Nr. 10 wurde als Leerhaus verkauft, der dazugehörige Poststall südlich des Hofes Nr. 10
wurde später abgebrochen.
Das Anwesen Gasthaus "Krone" selbst hat eine sehr wechselvolle Geschichte erlebt. Ab 1795 bis 1918 gab
es keine geordnete Hofübergabe innerhalb einer Familie. 13 mal wechselten in diesen 123 Jahren die
Besitzer aus den verschiedensten Gründen jeweils durch Verkauf.
Auch die zum Hof gehörigen Wirtschaftsflächen wurden immer wieder einzeln ver- oder zugekauft. Erst
ab dem Kauf durch Daniel Hopp aus Betzigau im Jahr 1918 blieb der Hof in Familienbesitz. Um 1840
brannte das Wohnhaus nieder, 1905 wurden Stadel und Stall ein Raub der Flammen. Alle Gebäude wurden
wieder aufgebaut.
Die Gastwirtschaft bestand aus einer Gaststube, einem Nebenzimmer und einem Saal im 1. Stock. Die "Krone"
war das Schießlokal des 1860 gegründeten Eichholzer Schützenvereins, ehemals sich als "Zimmerstutzen-
schützengesellschaft Eichholz" bezeichnend.
Über die damaligen Schießverhältnisse berichtete Hans Vetter, Altbauer aus Eichholz, mit etwas Schmunzeln,
aber auch mit leichtem Kopfschütteln. Es gab keinen geordneten Schießstand. Man schoss von der Gaststube
aus durch das Nebenzimmer in die dahinterliegende Küche. Dazu wurde im Nebenzimmer ein kleiner Laden ge-
öffnet, am Spültrog der Küche ein Art Bock festgeschraubt, auf dem die Scheibenhaltung montiert war. Durch
einen Seilzug konnten die Schießscheiben von der Gaststube in die Küche und zurück transportiert werden.
Geschossen wurde zunächst grundsätzlich mit Zimmerstutzen. Erst nach dem 2. Weltkrieg kam als Sportwaffe
das Luftgewehr. Während des Schießens versah die Wirtin Pepi trotzdem in der Küche ihre Arbeiten. "Es war
aber nie etwas passiert", erzählte Hans Vetter. Zur Brotzeit gab es immer Handschüblinge mit Brot. Der Wirt
kam dazu mit einem Korb in die Gaststube, gefüllt mit einer Schüblingkette, wo sich die Gäste jeweils ihrem
Hunger gemäß die nötigen Schüblinge abrissen. Im Saal veranstaltete der Schützenverein auch seine jährlichen
Faschingsbälle. Als nach dem 2. Weltkrieg das Gästegeschäft immer weniger wurde, beschloss der damalige Be-
sitzer Emil Hopp Ende der 1950er Jahre die Wirtschaft zu schließen.
Deshalb wechselte der Schützenverein Eichholz 1957 in den Dietmannsrieder Keller. Das Gasthaus "Krone" in
Eichholz wurde geschlossen, der Hof als Landwirtschaft aber weiter betrieben.