Dr gschpässig Schorsch - Der Flug nach Nesselwang
Kennet ihr de Maier Schorsch ? Noi ? Ja, dann loset no mol zue:
Dr Schorsch hauset in irgend am Winkel im Allgäu, hindaduss, wo s Teersträßle scho lang in an Feldweg übergange isch, in am alte Baurehof
am Waldrand. Viecher hot ar ausser a paar Schumpe ond Henna koi meh, so wie s halt ibrall mit deane kleine Awease im Allgäu goht - leider.
Do leabt ar zfriede mit sei r kleine Baurerente. So weit isch ja no alls guet, wenn dr Schorsch halt it iamol a Wink gschpässig wär.
Im Fernsehar hot ar letzhin mole an Reisebericht gseah vo am ferne Land, hinter Australien. Wo Australien isch, woiß ar natürlich it, was
juckt n des, ond wo des andre Land do dann isch, woiß ar scho glei gar it. Die Bilder hand eam aber so gut gfalle, daß ar sich vorgnomme hot,
in des Land amole zum roise. A Land mit weite Küsta, Einhoimische ond hohe Berg, so ebbas isch m Maier Schorsch grad reacht.
Bled blos, daß ar numma gwiss gwisst hot, wie des Land denn ghoiße hot. "I glaub, es war Nesselwang oder so ähnlich." Ond auf die Weise isch
es drzue komme, daß dr Maier Schorsch noch Nesselwang fliege welle hot.
Sein Leabtag lang hot ar no koi Urlaubsreise gmacht. Für was au ? Drhoi isch sei Arbat, ond in Fleacke zum Eikehre isch ar allat no komme,
des roicht für an kleine Baure. Sei Wealt isch um de Hof rum, do ghert ar na, de Rescht goht n nix a. Ma sait zwar, hinterm Berg wohnet au
Leit, aber des isch ja no lang koi Grund, do nazumgau.
Daß dr Schorsch dann wellaweg iatz mit Gwalt auf Nesselwang fliege will, ka ma blos sei m Altar zuschreibe. Ar hauset halt au scho viel z
lang ganz alloi mit seine Viecher zamm.
Im Fleacke, neabe dr Kieche geits a klei s Reisebüro, Sonnenland hoißts, ond do isch ar dann am Mädag glei mol nagange. Ar stellt sei
Fahrrad neabe d Tür ond goht nei in de Lade.
Weil niemed zum seah isch, lueget ar sich zescht mol gnau um, wundergean isch ar nämlich scho, dr Schorsch. Alls isch voll mit farbige
Plakate auf deane Palma, Sandstrand ond a tiefblaues Meer druf isch. Ond ibrall flacket oder standet tolle, junge Mädla in knappe Bikinis
omanand, also des findt dr Schorsch dann scho anschprechend. "Wenns no z Nesselwang au sötte Weiber hot," denkt ar sich, "dann dät sich s
Nafliege glei zwoimol rentiere." Weiter hinda im Lade sieht ar no Bilder mit große Stoihäuser druf, mitta in dr Wüste, alls voll Sand ond
halt au meh a paar super Föhla drbei."Also, s scheint ja grad blos bei eis die mindre Weiber zum geabe, die seahnet susch ja ibrall
saumäßig besser aus." Langsam kut sich dr Schorsch in seinem Allgäuer Fleacke gherig benochteiligt vor. "Do wiats höchste Zeit, daß ma
mole nauskut, aus deam alte Mief."
Zmole isch irgendwo vo hinda her dr Kare, deams Reisebüro ghert, auftaucht."Ja, grieß di Schorsch, was führt di denn zu mir ?" - "Servus
Kare, du, i ha do im Fernseh an Bericht gseah, über a Land, weit hinda duss ond des hot mir ja so gut gfalle, daß i mir denkt ha, do
musch mole naluege. I will iatz gau noch Nesselwang fliege."
"So, auf Nesselwang witt fliege, Schorsch, ja do hammer scho was für di." Dr Kare, grad no halbe drimslig vom Mittagsschläfle, hot gar it
gnau nagloset. "S isch halt a weitar Flug, do wiasch dann scho mol zwischbelande müsse, vielleicht in Thailand oder so." - "Des isch mir
wurscht, wenn s no gschwind goht ond s Weatter reacht sche isch." Ma merkt halt scho, daß dr Schorsch no nie gfloge isch. Dr Karl runzlet
d Stirn: "Ganz günschtig wiads au it weare, Neuseeland isch iatzgrad dr Rennar, woisch, do will a jedar na, weags m Herrn der Ringe, gell."
"Sauber, mi interessiert iatz gar koi Schmuck ond feine Herre au it, aber setta Föhla wie aufm Plakat bei dir, die sottet frei scho drbei
sei. Aber, he, was hosch gsait ? Neuseeland ? I will doch auf Nesselwang, pass mer frei auf, gell." Iatz merkt dr Kare escht, wo dr Schorsch
eigentlich na will.
Zescht lueget dr Kare reacht bled, dann fangt ar s Lache a: "Ja mei, Nesselwang, des isch natürlich koi Problem, des hammer glei. Ond günschtig
no derzue na. Do kasch leichtle mit m Bus fahre, do brauchsch ittamol fliege!" Dr Schorsch isch it ganz überzeugt: "Ja, i hätt gmoint, des
Nesselwang wär frei scho saumäßig weit weg, los, des hand se doch im Fernsehar gsait!" - "Ja mei, dr Fernsehar, deam Kaschte kasch it alls
glaube, do isch scho gscheider, daß z mir kusch, des isch gwiss. Lue mol her, do hättet mer a netts Fährtle auf Nesselwang, nächscht Wuche,
am Migde. Do kinntsch mitm Bohrar um Sechse mitfahre ond z Obend um Fünfe nimmt ar d Leit dann meh mit Hoi. Kämesch sogar no zum Futtre no
reacht. Wär des nix ?"
Misstrauisch frogt dr Schorsch, was denn des Fährtle so koschte dät. "Des isch it teuer, um die 20 Euro rum, halt ohne Easse, blos d Fahrt.
Aber du wiasch di ja dann seal versorge könne, z Nesselwang dienet, gell." - "Moinsch ? Ja, i ka doch die Sproch do gar it, ond wer woiß,
was es do alls zum Easse geit, bei deane Eingeborene det. Des isch mir iatz it ganz reacht." Dr Kare grinst ond moint: "Du bisch scho
luschtig, die Nesselwangar wiasch gau it verstau, des geits gar it. Ond mit deane Eingeborene, wie du saisch, do wiasch gut z reacht komme,
die sind gar so gschpässig wie du."
Des hot dr Schorsch itaz it ganz verstande, aber er isch überredet ond bucht beim Kare die Fahrt, nochdeam ar sich no vergewissret hot, daß
ar in Nesselwang au mit Euro zahle ka.
Bald noch dr Fahrt treaffet sich die zwoi wieder mole im Rössle auf a Halbe.
"Ja mei, Schorsch, wie wars denn in Neuseeland, äh, Nesselwang ? Bisch meh guet hoikomme zu deine Viecher ?" Dr Kare klopft m Schorsch
munter auf d Schulter, doch der dut it de gleiche.
Brummlig moint ar blos: "Was Rars isch it gwea." - "Iatz komm, du hosch doch mit Gwalt det na welle, was hot dr denn it passt ?" Dr Schorsch
dreht sich zum Kare ond zerflet: "Ja, d Sproch, die ha i gut verstande, die hand ja genauso gschwätzt wie drhoim. Also für so ebbas muss i
it grad futfahre, Menschenskind noamole! So wie i des im Fernsehar gseah ha, wars glei überhaupt it ond was mi am moischte g ärgert hot, isch,
daß die Föhla grad a ao breschthaft ond wiascht wie bei eis do waret. I glaub, deien schiene Plakat im Lade sind blos a Bschiss."
Zescht hot dr Kare no grinst, aber dann hot ar doch a schleachts Gwisse kriegt.
"Komm Schorsch, des mit Nesselwang war halt nix, aber i bsorg dir an günstige Flug auf Ausralien, do hosch es dann gwiss grad aso, wie s auf
de Plakate im Gschäft aUssieht." Doch dr Schorsch winkt ab: "Na, danksche, i ha d Näs voll vom Verroise, i bleib Drhoi."
Ar denkt no kuz noch ond sait zum Schluss: "Gell Kare, du hosch mi scho wieder bscheisse welle, des Australien do, des isch doch glei
hinter Bregenz dienet!"
Do druf hot dann dr Kare nix meh gsait.
Hochdeutsche Version:
Der eigenartige Schorsch - Der Flug nach Nesselwang
Kennen Sie den Maier Schorsch ? Nein ? Ja, dann hören Sie mal zu:
Der Schorsch lebt in irgend einem Winkel des Allgäus, weit hinten, wo das Teersträßchen schon längst in einen Feldweg übergegangen ist,
in einem alten Bauernhof am Waldrand. Tiere hat er ausser ein paar Jungrindern und Hühnern keine mehr, so wie es überall bei den kleinen
Anwesen im Allgäu steht - leider.
Dort lebt er zufrieden mit seiner kleinen Bauernrente. So weit ist ja noch alles in Ordnung, wenn der Schorsch nicht manchmal ein wenig
eigenartig wäre.
Beim Fernseh schauen hatte er vor kurzem einen Reisebericht von einem fernen Land, weit hinter Australien, gesehen. Wo Australien liegt,
weiß er natürlich nicht, was interessiert ihn dies, und wo das andere Land dann ist, das weiß er schon gleich gar nicht. Die Bilder haben
ihm jedoch so gut gefallen, daß er es sich vorgenommen hat, in dieses Land zu reisen. Ein Land mit weiten Küsten, Eingeborenen und hohen
Bergen, so etwas würde dem Maier Schorsch gerade gefallen.
Dumm war nur, daß er sich nicht mehr erinnern konnte, wie dieses Land denn hieß. "Ich glaube, es war Nesselwang oder so ähnlich." Und auf
diese Weise ist es dazu gekommen, daß der Maier Schorsch nach Nesselwang fliegen wollte.
Er hat sein Leben lang noch keine Urlaubsreise gemacht, wozu auch ? Zu Hause ist die Arbeit und ins Dorf zum Wirtshausbesuch ist er noch
immer gekommen, und dies ist für einen kleinen Bauern ausreichend. Seine Welt ist um den Bauernhof herum, dort gehört er hin, den Rest
geht ihn nichts an. Ein Sprichwort sagt zwar "Hinter dem Berg wohnen auch Menschen", aber dies ist ja noch lange kein Grund, dort hinzugehen.
Daß der Schorsch dann trotzdem unbedingt nach Nesselwang fliegen will, kann man nur seinem etwas fortgeschrittenen Alter zuschreiben. Er
lebte doch bereits zu lange alleine mit seinen Tieren zusammen.
Im Dorf, gleich neben der Kirche gibt es ein kleines Reisebüro mit Namen "Sonnenland", und das hat er am Montag sofort aufgesucht. Er stellt
sein Fahrrad neben der Türe ab und betritt das Geschäft.
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Da niemand zu sehen ist, blickt er sich zuerst mal genau um, er ist nämlich ziemlich neugierig, der Schorsch. Alles ist voll mit bunten
Plakaten auf denen Palmen, Sandstrand und ein tiefblaues Meer zu sehen ist. Und überall liegen oder gehen knackige, junge Mädchen in knappen
Bikinis herum. Also das findet der Schorsch dann schon interessant. "Wenn es nur in Nessewang auch solche Mädchen geben würde," denkt er sich,
"dann würde sich der Flug gleich doppelt lohnen." Weiter hinten erblickt er noch Bilder mit großen Steinmonumenten (Pyramiden), mitten in
der Wüste, alles nur Sand und auch wieder ein paar äusserst hübsche Mädchen dabei."Hm, scheinbar gibt es nur bei uns in der Gegend so
langweilige Mädchen, woanders sehen sie durchwegs besser aus." Langsam kommt sich der Schorsch in seinem Allgäuer Dorf ziemlich benachteiligt
vor. "Es wird höchste Zeit, mal aus diesem Mief herauszukommen."
Inzwischen ist von irgendwo weiter hinten der Kare, der Besitzer des Reisebüros, aufgetaucht. "Ja, grüß dich Schorsch, was führt dich denn
zu mir ?" - "Hallo Kare, du, ich habe im Fernsehen einen Bericht gesehen, über ein Land, sehr weit weg, und das hat mir so gut gefallen, daß
ich mir dachte, da muss ich mal hin. Deshalb habe ich mich jetzt entschlossen, nach Nesselwang zu fliegen."
"So, nach Nesselwang willst du fliegen, Schorsch, ja da habe ich schon was für dich." Der Kare, noch etwas benommen von seinem Mittagsschläfchen,
hatte nicht so genau hingehört. "Es ist ein weiter Flug, da wirst du dann schon einmal zwischenlanden müssen, vielleicht in Thailand oder so."
- "Das ist mir ega, hauptsache, es geht schnell und das Wetter ist schön." Man merkt schon, daß der Schorsch noch nie geflogen ist. Karl
runzelt die Stirn: "Ganz günstig wird es allerdings nicht werden, Neuseeland ist momentan der Renner, weißt du, da will gerade jeder hin,
wegen dem Herrn der Ringe und so."
"Sauber, mich interessiert aber kein Schmuck und feine Herren auch nicht, jedoch dafür schöne Mädels, wie bei dir auf dem Plakat sind, die
sollten schon dabei sein. Aber, he, was sagtest du ? Neuseeland ? Ich will doch nach Nesselwang, gib mir acht."
Jetzt erst bemerkte Kare, wohin der Schorsch eigentlich wollte. Zuerst schaute Kare recht dumm aus der Wäsche, dann fängt er an zu lachen:
"Ja, natürlich, Nesselwang, das ist kein Problem, das haben wir sofort und günstig noch dazu. Da kannst du mit dem Bus fahren, du brauchst
nicht einmal zu fliegen!" Schorsch ist nicht ganz überzeugt: "Aber ich meinte, das wäre schon sehr weit weg, hör zu, das haben die im
Fernseher doch gesagt." - "Ja, der Fernseher, dem Kasten kannst du nicht alles abnehmen, da ist es schon wesentlich klüger, daß du zu mir
kommst, das ist sicher. Schau mal her, da hätten wir eine nette Fahrt nach Nesselwang, nächste Woche am Mittwoch. Du kannst mit der Firma
Bohrer um sechs Uhr abfahren und am Abend um siebzehn Uhr nimmt er seine Leute wieder mit nach Hause. Würdest sogar dann zur Tierfütterung
rechtzeitig ankommen. Wäre das nicht was ?" Misstrauisch fragt Schorsch, was denn die Fahrt kosten würde. "Die ist sicher nicht teuer, so um
die 20 Euro, würde ich sagen, nur dann halt ohne Verpflegung, rein die Fahrt. Aber du wirst dich ja in Nesselwang selber versorgen können,
oder ?" - "Meinst du ? Ich kann ja die Sprache dort gar nicht und wer weiss, was es da zu Essen gibt, bei diesen Eingebohrenen. Das ist mir
jetzt nicht ganz recht." Der Kare grinst und meint:"Du bist schon ein Witzbold, die Nesselwanger wirst du wohl nicht verstehen, das gibts
doch gar nicht. Und mit deinen Eingeborenen, wie du sie nennst, da wirst du schon zurechtkommen, die sind ja gerade so wie du."
Gut, Schorsch ist überredet und bucht die Fahrt beim Kare, nachdem er sich noch vergewissert hat, daß er in Nesselwang auch mit Euro
bezahlen kann.
Bald nach der Fahrt treffen sich die zwei wieder mal im Rössle auf ein Bier.
"Ja Schorsch, wie war es denn in Neuseeland, äh, Nesselwang ? Bist du wieder gut heimgekommen ?" Der Kare klopft dem Schorsch aufmunternd
auf die Schulter, doch der Schorsch ist nicht begeistert. Er brummt nur: "Besonders wars nicht." - "Jetzt komm, du hast doch unbedingt dorthin
gewollt." Der Schosch dreht sich zu Kare um und schimpft: "Die Sprache habe ich ja gut verstanden, die haben schließlich genauso geredet wie
wir und ausgesehen haben sie auch wie wir und auch sonst war alles genauso wie zu Hause. Also für so etwas muss ich nicht extra wegfahren,
Menschenskind. So wie ich es im Fernseher gesehen habe, war es gleich überhaupt nicht, und was mich am meisten geärgert hat, war, daß die
Mädels genauso unattraktiv wie bei uns waren. Ich glaube, deine schönen Plakate im Laden sind nur ein Betrug."
Zuerst grinst der Kare noch, aber dann bekam er doch ein schlechtes Gewissen. "Komm schorsch, das mit Nesselwang war nichts, ok, aber ich
besorge dir jetzt einen günstigen Flug nach Australien, da ist es dann ganz sicher genauso, wie du es auf den Plakaten gesehen hast."
Doch Schorsch winkt ab: "Nein danke, ich habe die Schnauze voll vom Verreisen, ich bleibe zu Hause."
Er denkt noch kurz nach und sagt zum Schluss: "Du Kare, jetzt wolltest du mich schon wieder reinlegen, was ? Australien, das liegt doch
gleich bei Bregenz hinten!"
Darauf hat der Kare dann nichts mehr gesagt.