Verantwortung in der Gesellschaft
Vorwort aus dem DeIgnis-Magazin Nr.28/Dez.2004
<<< Mit freundlicher Erlaubnis der Autoren >>>
Verantwortung - ein großes Wort, allerdings ist in den letzten Jahren mehr und mehr die Tendenz zu beobachten, dass immer
weniger Menschen bereit zu sein scheinen, Verantwortung zu übernehmen. Nachwuchssorgen für verantwortungsvolle Schlüsselpositionen
plagen Vereine, Gewerkschaften, politische Parteien, Christliche Gemeinden und Kirchen.
Warum wird es immer schwieriger, qualifizierte Personen zu finden, die bereit sind, entsprechende Positionen einzunehmen ?
1.Genussorientierung statt Tragfähigkeit
Ein ausgeprägtes Wesensmerkmal unserer Zeit ist das Anspruchdenken weiter Teile der Bevölkerung. Wir erleben einen
Bewusstseinswandel im Sinne ständig steigender Ansprüche bei gleichzeitig sinkender Leistungsbereitschaft. Eine interessante
Beobachtung in diesem Zusammenhang ist der Eindruck von Psychatern und Therapeuten, dass in jüngster Zeit nicht der depressiv
ängstliche Patient im Vordergrund steht, sondern in zunehmendem Maße der eher narzistisch gekränkte anspruchsvolle psychisch
Kranke Mensch.
Dies ist ein Indiz dafür, dass das Streben nach Wohlstand und Genuss zunimmt, bei gleichzeitiger Abnahme der Bereitschaft,
den Preis dafür zu bezahlen. Diese Entwicklung kann man mit dem Schlagwort charakterisieren: Die Menschen dieser Generation
wollen alles, und sie wollen es sofort. Auch die Maßlosigkeit von Mangergehältern und Abfindungen, die in jüngster Zeit zurecht
in aller Öffentlichkeit kritisiert wurden, zeigen in erschreckendem Maße die Tendenz, die eigenen Bedürfnisse über die des
Gemeinwohles zu stellen. Nicht die Sicherung von Arbeitsplätzen und damit die Wahrnehmung von Verantwortung für die
Existenzsicherung der Arbeitnehmer steht im Vordergrund, sondern Gewinnmaximierung zum Wohle einer Schicht immer reicher
werdender Reicher.
2.Massloses Kritisieren gegenüber Verantwortungsträgern
Andererseits hatten es Verantwortungsträger zu keiner Zeit so schwer wie heute. Jeder will mitreden und seine Ansprüche
durchsetzen. Recht machen kann man es kaum noch jemand. Verantwortungsträger stehen im Kreuzfeuer der Kritik und müssen
sich ständig rechtfertigen. Der Vereinsvorsitzende genauso wie der Pastor oder der Politiker. Auch so mancher Pastor hat
mittlerweile vor Gemeindeversammlungen schlaflose Nächte, weil die Veranstaltungen häufig den Charakter von Bundestagsdebatten
annehmen aber weit entfernt sind von christlicher Nächstenliebe. Kein Wunder, wenn sich potentielle Verantwortungsträger
eher auf ihr persönliches Glück konzentrieren anstatt sich ständig "dumm anmachen" zu lassen. Deshalb werden manche
Verantwortungsträger um sich vor dieser Art Schwierigkeiten zu schützen, autoritär, manipulativ und lassen es an Transparenz
vermissen, was zu einer Verschärfung der Situation führt.
3.Prozess des Umdenkens
Notwendig ist ein Prozess des Umdenkens. Wir brauchen in unserer Gesellschaft wieder Menschen, die bereit sind, aus einer
dienenden Gesinnung, Verantwortung zu übernehmen: Opferbereitschaft an Engagement, Zeit und Kraft, um des Gemeinwohles willen,
selbst dann, wenn man sich der Gefahr aussetzt, kritisiert und angegriffen zu werden. Notwendig ist die Bereitschaft, die Last
der Verantwortung zu tragen und sich nicht dann, wenn es schwierig wird, aus der Affäre zu ziehen und so zu tun, als würde es
einen nicht angehen.
Unsere Generation braucht Verantwortliche mit Stehvermögen und einer klaren Orientierung an Werten. Ob die derzeitige degenerierende
Wohlstandsgeneration in ihrer selbstbezogenen Orientierungslosigkeit die Wende schafft, ist jedoch mehr als fraglich.
Für diese Verantwortung kann uns Jesus ein Beispiel sein, der sich zum Wohle und der Rettung der Menschen aufopferte bis zum
Tod. Auch die Aussagen der Bibel sind geeignet in einer Zeit zunehmender Orientierungslosigkeit, Werte und Halt zu vermitteln.