Der Wolkenschieber
Thomas und Nadine durften in den Ferien mit ihren Eltern in Lugano Urlaub machen. Natürlich war die Freude groß,
aber als sie ankamen, regnete es. Und am nächsten Tag regnete es noch immer. Und am nächsten Tag auch, und so ging es
viele Tage lang weiter. Mit der Zeit hatten sie schon alle Spiele gespielt, kannten die mitgenommenen Bücher bereits
auswendig und wußten einfach nicht mehr, was sie noch tun könnten.
Da entschlossen sich die Kinder, mal eine Bergwanderung zu machen, trotz des Regens. Sie zogen ihre Gummistiefel an
und die Regenkleider und marschierten los, den nächstbesten Berg hinauf. Als sie schon ein Stück weit oben waren, fanden
sie ein Höhle. Neugierig schauten sie hinein. Es war dunkel und aus der Höhle drangen merkwürdige Geräusche. "Das ist
vielleicht ein Bär", meinte Nadine ängstlich. "Ja, wir sind am besten vorsichtig." Thomas schlich sich leise ein Stückchen
in die Höhle. Da entdeckte er, daß das merkwürdige Geräusch ein Schnarchen von einem alten Mann war, der tief in der Höhle
lag und schlief. Neben sich hatte er einen riesigen Brotschieber (wie der vom Michel aus Lönneberga) liegen.
"Thomas, den müssen wir wecken, der wird sonst krank, wenn er hier so lange in dieser kalten Höhle liegt." Nadine schaute
den Mann besorgt an. Thomas rüttelte ihn sanft, bis er aufwachte. "Entschuldigen Sie, daß wir Sie wecken, aber wir haben
Angst, Sie würden sich erkälten, wenn Sie hier liegen und schlafen. Ich hoffe, Sie sind nicht böse auf uns", sagte Nadine
etwas ängstlich. "Nein, nein, Kinder, es war gut, daß ihr mich geweckt habt. Manchmal schlafe ich ein paar Wochen lang und
bemerke gar nicht, daß es schon zu lange Zeit regnet. Ihr müsst wissen, ich bin der Wolkenschieber hier. Wenn die Regenwolken
am Berg hängenbleiben, schiebe ich sie weg, damit die Sonne wieder durch kommt." Thomas platze heraus: "Oh, es regnet jetzt
schon fast zwei Wochen lang, Herr Wolkenschieber, und unsere Ferien sind doch bald vorbei!"
"Na, dann muss ich mich beeilen," sagte der Wolkenschieber und machte sich gleich mit dem riesigen Brotschieber auf den
Weg, den Berg hinauf.
Kurze Zeit später schien bereits die Sonne und es wurde warm. Mit bester Laune wanderten die Kinder zurück und erzählten
alles ihren Eltern. "Ich glaube, ihr seid dort in der Höhle selber eingeschlafen und habt das alles nur geträumt!"
meinte die Mutter lächelnd.
Wer weiß?