Burgstall Alt-Waldegg
Aus den Memminger Geschichtsblättern Jahr 1913
Diese Burgstellen an der Iller sind seit fast einem Jahrhundert den Forschern entgangen und nur noch den nächsten Anwohnern, ja selbst diesen nur mehr notdürftig bekannt. Ich habe sie im vorigen
Sommer gesucht und im Waldesdickicht versteckt wieder aufgefunden und will nun veröffentlichen, was über sie zu erholen war.
Geht man von dem Wallfahrtsort Steinbach südlich auf dem Sträßchen nach Kaltenbrunn zu, zweigt an der kleinen Kapelle links ein Fahrweg ab zur Fähre an der Hängermühle. Ist man die obere Stufe
hinab gestiegen, so erblickt man zur Rechten auf der Hochterrasse die ausgedehnten sog. Heiligenwiesen. Da nun, wo sich der Weg in ziemlich tiefem Einschnitt zur Niederterasse der auf dem
Katasterblatt törichterweise als Ambacher bezeichneten, in Wirklichkeit Ampener geheißenen Wiesen hinabsenkt (sie gehören zu dem Weiler Ampo) ist rechts im dichten Gestrüpp die Stätte der einstigen
Burg Waldegg erkenntlich. Sie hat ungefähr quadratische Grundform, fällt östlich sehr steil gegen die Niederterrasse ab und hat auf den anderen drei Seiten einen wenig erhöhten Wall, davor aber einen
ziemlich tiefen Graben. Im Norden und Süden sind in einer Entfernung von etwa 25 m Reste eines Vorgrabens und der aus der Burgstelle selbst westlich ziehende Ausgang stößt nach etwa 25 m auf einen
nordsüdlich ziehenden doppelten Vorwall, der schon draußen in den Heiligenwiesen liegt und im Süden bereits stark verwischt erscheint.
Die Burg Waldegg muss sonach eine massige, fast kastenähnliche Form gehabt haben und bestand wohl nur aus einem einzigen Gebäude, ähnlich etwa wie die Eisenburg ohne den Anbau.
Was über ihre Vergangenheit zu erholen war, verdanke ich außer Aufzeichnungen im Stadtarchiv zumeist Baumanns Geschichte des Allgäus. Danach hatten in der ältesten Zeit die Udalrichinger Grafen von
Bregenz und Buchhorn um Steinbach großen Besitz, der im 11. Jahrhundert die Buchhorner Linie erbte. Nach deren Aussterben kam er 1089 an die weiblichen Nachkommen, die Grafen von Kirchberg, die sich im
12. Jahrhundert wieder in 2 Linien spalteten. Der Hauptzweig der Kirchberger vertauschte 1181 Steinbach an das Kloster Roth gegen Güter in Hart, behielt aber den Teil der Steinbacher Grundherrschaft
der späterhin das Burglehen Waldegg benannt wurde, als Eigentum.
Zu dem Lehen gehörte außer der Burg selbst der sog. Bauhof, das jetzige Ober-Waldegg, das Dörflein Kaltenbrunn und der Hof zum Ruchen (Rauchen, jetzt der Fährhof Unter-Waldegg), samt Gericht, Zwingen
und Bännen.
Im 14. Jahrhunder trugen die Schänken von Otterswang den ganzen Besitz zu Lehen und nach deren Aussterben wurde er dem Memminger Bürgergeschlecht der Mangolt übertragen. 1403 belehnte der Graf Konrad
von Kirchberg den Hans Mangolt damit, der sich fortan von Waldegg zubenannte. Sein Sohn, Junker Jörg, folgte ihm 1450. Er erscheint in den vierziger Jahren und den beiden folgenden Jahrzehnten wiederholt
als Gewähr und Zeuge in Memminger Urkunden. Seine Besitzungen im Günztal, bestehend aus Gut und einer Sölde zu Daxberg, der Moosmühle bei Lauben, 2 Höfen zu Aaerleberg (Erlenberg, nördl. von Dankelsried),
einem Gut zum Schlegelsberg samt dem Vogteirecht über die St. Peterskirche zu Erkheim (jetzt protestantisch) verkaufte er am 3. Mai 1469 an den Memminger Bürger Gebhard Gäb.
Nach seinem Tod 1473 beerbte ihn sein Sohn Hans, der vom Gotteshaus Ottobeuren 1478 noch ein Lehen zu Lachen übertragen erhielt. Im Jahre 1494 weigerte er sich mit seinen Hintersassen der Steinbacher
Kirche den Zehnten zu reichen, gab aber schließlich auf Vermittlung seines Nachbarn Heinrich von Landau zu Lautrach nach.
Seinen Sohn, einen zweiten Jörg, belehnte 1510 Jakob Fugger, der inzwischen Pfandinhaber von Kirchberg geworden war, mit dem Waldegger Besitz. Er trat ihn aber - der letzte seines Geschlechts - 1542
käuflich an den Memminger Georg Hermann ab. Unser Archiv besitzt einen Teilbrief über sein Vermögen vom 19. August 1547.
Von Jörg fiel Waldegg nach 10 Jahren wieder an Anton Fugger zurück. Nun erwarb das Ganze noch 1552 das Stift Kempten, das sich damals stark zu vergrößern suchte, und erhielt es als österreichisches
Lehen. Das Stift blieb weiterhin Herr des Gebiets. Der Fürstabt Rupert von Bodmann ließ das schon sehr zerfallene Schlößchen 1683 mit Zustimmung der österreichischen Regierung abbrechen und die Steine
fortführen zum Bau eines Wohnhauses.
Damit war die Burg also vom Erdboden und bald auch aus der Erinnerung verschwunden.
Nach Dr. v. Kaisers Beiträgen für Kunst und Altertum 1832 soll ein Forstwart Streitel von Lautrach damals "eine Darstellung der ehemaligen Burg" angefertigt haben. Den Hof Waldegg besaß danach dazumal
Bauer Adam Gögler und ein Bauer der gleichen Familie sitzt auch heute noch darauf.
Es kann gut sein, daß Alt-Waldburg, die Zellerburg und der große Wall mit Hügel am Schwansee zusammengehörten.
Die Sage vom Schatz auf Waldegg
Unter den Trümmern der ehemaligen Burg Waldegg im Illertal bei Steinbach soll ein großer Schatz ruhen, der von dem letzten Besitzer
aus dem Geschlechte der Mangold in einer eisernen Truhe vergraben worden sei. Zu Anfang unseres Jahrhunderts versuchte einmal ein
Mann, der davon gehört und die richtige Stelle erfahren hatte, den Schatz zu heben, und grub eine halbe Nacht lang, bis er zur mitter-
nächtlichen Stunde richtig auf die Kiste stieß und sie bloßlegen wollte. Sobald aber die Stunde schlug, erblickte er auf der Kiste einen
schwarzen Vogel, der so fürchterliche feurige Augen gegen ihn machte, daß der Mann vor Schrecken wie gebannt dastand.
Mit dem letzten Glockenschlag aber erdröhnte ein dumpfes Rollen aus der Tiefe, der Vogel sträubte die Federn und stieß einen fürchterlichen
Schrei aus, und nun versanken Kiste und Vogel in die Tiefe.
Den Schatzgräber fand man anderen Tags an der Stelle halb gelähmt und der Sprache beraubt, und es dauerte lange, bis er sich soweit erholte,
um das Erlebnis erzählen zu können. Seitdem hat es keiner mehr gewagt, an die Hebung des Schatzes zu gehen.