Burgstall Ehrensberg
Ein vergessener Burgstall zwischen Legau und Altusried.
Auszug aus dem Memminger Geschichtsblättle von 1912:
Wenn man von dem Markte Legau ostwärts an der Lehenbühlkapelle vorbei, die nebenbei bemerkt in neuester Zeit sehr gelungen erneuert worden ist, und eine Besichtigung recht wohl verdient, der Iller zugeht,
um an dem schön bewaldeten Steilhang hinab nach Unter-Au zu gelangen, berührt man kurz nachdem man vom Fahrsträßchen abzweigt, zwei Höfe, die die Karte mit Ehrensberg bezeichnet. Dieser Name gilt gemeiniglich
als der einzige Rest einer Erinnerung an ein ausgestorbenes Edelgeschlecht gleichen Namens. Niemand von allen denen, die sich bisher mit den Bodenüberresten unserer Umgegend beschäftigt haben, weder der einstige
Regierungsdirektor von Kaiser, noch Baumann Groß, Spiehler usw. weiß über den Sitz der Ritterfamilie etwas Weiteres anzugeben, als "bei Legau", während doch von fast allen anderen Burgställen die Lage näher
bestimmt wird. Nicht einmal Wilhelm Eberle in seinem Büchlein "Aus Legaus Vergangenheit" vermag Näheres anzugeben. Und doch sind noch ganz deutliche Überbleibsel vorhanden, die einmal einer genaueren
Aufnahme wert sind, ebenso wie sie in das vom Bezirksamt s. Z. angelegte Verzeichnis der erhaltenswerten und zu schützenden Bodendenkmale des Memminger Amtsbezirks aufgenommen gehören. Eine Anfrage bei den
Bewohnern des oberen Ehrenberger Hofes, ob es denn in der Nähe nicht irgendwo einen Burgstall, Buschel, Burgberg oder eine Sage von einem ehemaligen Schloß oder dergleichen gebe, erweckte die Antwort, da vorne
an der Iller im dichten Walde sei ein "Schloßberg". Schleunigst wurde diesem natürlich auf den Leib gerückt. Wenn man von dem Hof auf dem östlich führenden Feldweg bis an den Waldrand vorgeht und sich dann
nordwärts in den teils dichten Waldbestand wendet, überschreitet man bald einen ziemlich tiefen Graben, dem kurz hernach ein zweiter noch viel mehr eingeschnittener folgt. Ist man dessen jenseitigen Hang
hinaufgekommen, wo befindet man sich auf einem erhöhten Punkt, der für eine mittelalterliche Burganlage wie geschaffen ist: Im Osten der Steilabfall gegen die Illerfurche, die hier über 70 Meter tief
eingerissen ist, im Westen ein fast ebenso schroff ausgenagtes Seitental, das aber merkwürdigerweise selbst die bayerische Positionskarte nur schwach und unvollkommen andeutet. Diese kantig nach Norden
vorspringende hohe Landzunge ist durch die zwei von Rand zu Rand durchgezogenen Grabeneinschnitte gänzlich isoliert und schwer zugänglich gemacht gewesen. Die eigentliche Burgstelle weist allerlei Unebenheiten
auf und hat, wie der Bauer sagte, das eine Unangenehme, daß "die Bäume schlecht wachsen". Nordöstlich darunter an der Iller ist eine etwa spitzweckförmige Wiese, die den bezeichnenden Namen "Burgau" führt.
Die Erhaltung dieser Benennungen möchte fast auffallend erscheinen, wenn man bedenkt, daß die Burg selbst schon sicher seit mehreren Jahrhunderten verschwunden ist. Zum erstenmal erscheint der Name dieser
Niederlassung einer Allgäuer Dienstmannsfamilieum 1200. Eines der von Dr. Baumann in der Zeitschrift des Histor. Vereins Schwaben, Bd. V. (1878) veröffentlichten Ottobeurener Totenbücher verzeichnet nämlich
eine Benediktinernonne Offimia soro de Erisberg, deren Jahrtag im Kloster am 17. März gehalten wurde. Sodann kennen wir einen Berthold von Ernsperch, der am 13.September 1259 einer Gerichtssitzung des
Grafen von Heiligenberg (Tettnang) beiwohnte und im März 1260 eine Güterübergabe des Volkmar von Kemnat an das Kloster Paradies bei Schaffhausen bezeugte.
Da dieser 1259 einmal den Zunamen Wielandshoven führt, vermutet Baumann, er habe seinen Sitz damals in Wielazhofen bei Leutkirch gehabt. Doch müsste das nur sehr vorübergehend gewesen sein; denn in einer
Urkunde unseres Stiftungsarchivs vom 5. November 1273 schenkten 4 Herren von Gundolvingen: Swigerus Senior und Junior, Conrad und Bertholdus ihr Eigentumsrecht, das sie an Gütern und Höfen in Hetzlinshofen
besitzen, mit denen Herr B. von Erensperch von ihnen belehnt war,dem Antonierhaus in Memmingen.
Als Zeuge hat der gleiche B. de Erensperch unterschrieben, in dem wir wohl den obigen Berthold suchen dürfen.
Nach dem Erlöschen der Herren von Erisberg ging ihr Besitz an die von Hohentann, die aber gegen Ende des 14. Jahrhunderts sich so verschuldeten, daß sie Erisberg 1399 wieder abstoßen mussten. Bei diesem
Kauf erfahren wir auch den Umfang der Herrschaft Ehrensberg. Am 30.Semptember 1399 verkaufen Elisabeth von Hohentann, geb. von Schellenberg, Hansen von Hohentann sel. Wirtin, und ihre Söhne Rudolf und
Albrecht die Veste Erisperg mit Zugehören: Güter zu Legoe (Legau), Vischenz in der Iller von dem Diessenbach (wohl Rohrach, die bei der Fluhmühle mündet und an der oberhalb der Ort Diesenbach liegt) bis
zum Rauhenstein (wo?), Güter zu dem Roßschenkel, zu dem Aigels, zu dem Landolts, zu Riet, zu der Straß, zu Strimen, zu der vorderen Haid, in der unteren und oberen Au, die Mühlstatt zu Erisperg, stiftische
Lehensgüter zu Legau, zu dem Hochmanns, zu dem Hanen, zu dem Riedergereut, zu dem Kräfogels, zu Härtwisent, zu Brunnen (alles um Legau), und zwar für 2126 Pfd. Heller an den Isnyer Bürger Hans Offenbach.
Offenbach verkaufte alles 1437 wieder an die reiche Leutkricher Kaufherrnfamilie Pontius und von dieser ging die ganze Herrschaft 1448 samt Burg, Bauhof und Mühlstatt für 3000 Goldgulden an den
Kemptener Abt Pilgrim von Wernau über, der erst das Jahr zuvor sämtliche Besitzungen von Hohentann gekauft hatte. Damit verschwindet die Burg aus den Büchern der Geschichte. Es ist wohl zu vermuten, daß
sie, wie so manche gerade in stiftkemptischem Gebiet, dem Bauernkrieg zum Opfer gefallen ist. Seitdem war sogar die Stätte, da sie gestanden, vollkommen verschollen.
Mein Kommentar:
Ist schon erstaunlich, was man an Vergangenem in so alten Unterlagen finden und rekonstruieren kann. Wenn man jetzt auf dem Burghügel steht, ist von Alledem nichts mehr zu sehen.
Diese Informationen habe ich von Peters Burgenseite mit freundlicher Genehmigung abgeschrieben.
Die Burgstelle ist in folgender Tour zu finden: