Zu den Schwedenschanzen im Kreuzthal(am 23.04.2022)
Ausgangspunkt: Unterkürnach
Charakter: Radtour, 15 km
Tourenverlauf:
An einem trüben, nebligen, kühlen Frühlingstag, kurze Zeit vor dem Regengebiet, das demnächst
wohl eintreffen wird, machen wir eine kleine Radtour ins Kreuzthal zu den Schwedenschanzen.
Wir starten vom Hofgut Unterkürnach aus. Gerade gegenüber der Strasse befindet sich ein Säge-
werk und dort führt links ein Forstweg in ein Seitental, der Kürnach entlang hinein.
Schön still fahren wir am Bach entlang in den Wald. Nach einer Weile geht es in einer Kurve
links ansteigend hinauf. Bald schon kann man einen Blick zwischen den Bäumen hinab auf das Hofgut
erhaschen. Der Weg führt weiter bergauf bis zur nächsten Abzweigung. Über uns erhebt sich steil
die Kanzel. Wir fahren rechts weiter, hinauf bis zur Kreuzung mit dem Gedenkstein an ein Unglück,
das sich hier im Wald am 24. August 1896 ereignete: Der Jüngling Anselm Maidel wurde hier, abends
um 6 Uhr, vom Wurzelstock einer Fichte erdrückt. Er war nur 24 Jahre alt geworden.
Solche tragischen Unfälle ereignen sich leider immer wieder beim Holzmachen, auch noch in heutiger
Zeit.
An der Kreuzung fahren wir geradeaus, weiter bergauf und später dann in einem Bogen hinter der Kreuz-
leshöhe ein Stück entlang. Bald zeigt der Wegweiser nach rechts zur Kreuzleshöhe. Wir folgen ihm,
fahren dann nochmal links und kommen so seitlich vom Gipfelkreuz aus dem Wald.
Vor uns breitet sich der wunderschöne Blick in die Weite aus. Hinten zeigt sich der schneebedeckte
Säntis, im Vordergrund die Baumbesetzten Hügel der Adelegg. Ein erhebendes Gefühl, wenn man nach
einer längeren Strecke im Wald wieder freies Gelände um sich her hat.
Wir radeln links um die Kreuzleshöhe herum und weiter bis zur kleinen Martha- und Magnuskapelle.
Die hübsche Holzkapelle ist noch gar nicht so alt, doch eine Bereicherung für die Gegend hier.
Im Inneren hängen an der Wand viele Sterbbildle von Kreuzthalern, die ich gekannt habe. Ein wenig
wehmütig gehe ich die Namen und Fotos durch. Wie schnell diese Menschen verschwunden sind.
Dann folgen wir der Straße weiter und kommen bald zur Kleinen Schwedenschanze. Gut erkennbar
am Gedenkstein, der dort am Wegrand steht. Von der Schanze selber sind nur noch zwei recht
kleine Wallreste rechts und links der Strasse sichtbar.
Wir stellen hier die Räder ab, denn genau vor uns liegt der Änger. Den besteigen wir jetzt zu
Fuß. Oben auf der Kuppe finden wir, was wir suchten: den Gedenkstein an die Europäische Grad-
messung, die die Krümmung der Erdkugel berechnete. Einer der Messpunkte befand sich hier oben.
Ein historischer Ort, zu dem weder Pfad noch Wegweiser führen. Nur wer davon weiß, findet den
Stein.
Danach geht es zurück zu den Rädern und wir fahren links am Änger vorbei, nochmal leicht berg-
auf, bis vor zur Jägerhütte. Hier ist ein wichtiger Knotenpunkt des Kreuzthals; viele Wege führen
hier zusammen.
Wir fahren geradeaus, nochmal bergauf (Richtung Eschach) bis zur Großen Schwedenschanze. Wieder
verrät und ein Gedenkstein am Weg, dass wir richtig sind. Hier sind noch wesentlich größere
und deutlichere Wälle auf beiden Straßenseiten zu sehen.
Nach ausgiebiger Besichtigung fahren wir wieder zurück zur Jägerhütte und nehmen den Weg, der
steil hinab zur kleinen Goldach führt.
In Kehren fahren wir durch den lichten Frühlingswald. Bald radeln wir direkt an der Goldach
entlang. Von allen Seiten fliessen Rinnsale herab in den Bach, der so langsam immer breiter
und voller wird. Ein wunderschönes Erlebnis, so am Bach entlang durch diese schöne, grüne
Wildnis zu fahren.
Der Weg endet vorne im Kürnachtal an der Hauptstrasse bei Blockhäusle. Wir biegen links ab und
kommen so bald zurück zum Hofgut, wo das Auto parkt.
Fazit: eine sehr schöne, stimmungsvolle Runde im wilden Kreuzthal. Gerade das düstere Wetter
lässt die Gegend besonders auf mich einwirken.
Informationen zur Kapelle Kreuzleshöhe (Martha- und Magnuskapelle):
Die Kapelle wurde im Jahr 2011 von Edmund Eisele erbaut und am 02.09.2012
eingeweiht. Er erfüllt damit ein Gelübde, das er ausgesprochen hat, als sein
Sohn Florian 1984 schwer verunglückte. Mit dem Bau will er auch an seine Mutter
Resi Eisele erinnern. Sie, die "Post-Resi", hat 40 Jahre lang Briefe und Päck-
chen in die entferntesten Winkel im Kreuzthal ausgetragen und täglich dabei
oft 16 km zurückgelegt.
Patrone sind die hl. Martha (29. Juli) und der hl. Magnus (6. September). Der
hl. Magnus ist wie Gallus und Kolumban einer der Allgäuheiligen, welche die
Urbarmachung und Christianisierung des Allgäus im 7. Jahrhundert vorangetrieben
haben. Als Attribut trägt er Abtstab und Buch, zu seinen Füßen liegt ein Drache,
den er der Legende nach überwältigt haben soll. Die hl. Martha, die Schwester
Mariens, gilt als fleißige Helferin und Magd. Ihr Attribut ist bisweilen ein
Kochlöffel.
Infos zur Europäischen Gradmessung (der Stein auf dem Änger):
Als Gradmessung wird eine astronomisch-geodätische Methode bezeichnet, die vom
16 bis ins 20. Jahrhundert zur Vermessung der Erdfigur (des Erdellipsoids) ver-
wendet wurde. Der Name kommt von der genauen Bestimmung jener Distanz, die
zwischen zwei um ein Grad verschiedenen Breitengraden liegt.
Die Methode beruht auf der Messung der Erdkrümmung zwischen weit entfernten Punkten.
Das Prinzip geht auf den alexandrischen Mathematiker Eratosthenes zurück. Er
schätzte den Erdumfang um 240 v. Chr. aus dem 7,2 Grad unterschiedlichen Sonnenstand
zwischen Alexandria und Syene (Assuan). Sein Ergebnis traf den wahren Wert auf etwa
10 Prozent.
Die Methode wurde im frühen Mittelalter von den Arabern verfeinert. In Frankreich maßen
sie 1525 den mittleren Erdradius bereits auf einige Kilometer genau.
Jean Picard bestimmt 1670 als Erster den Meridianbogen Paris - Amiens durch Triangulation.
Damit wurde eine bis dahin nicht mögliche Präzision erreicht.
Die anschliessenden Verlängerungen dieses Meridianbogens bis nach Dünkirchen und Perpignan
Anfang des 18. Jahrhunderts ließen auf eine örtlich variierende Erdkrümmung schließen, also
Abweichungen von der Kugelform.
1862 wurde auf deutsch-österreichische Initiative die Mitteleuropäische Gradmessungs-Kommission
gegründet. Sie wurde 1867 zur Europäischen Gradmessung erweitert. Sie war der Vorläufer der
heutigen geowissenschaftlichen Union IUGG.
Und auf dem Änger steht doch tatsächlich ein Gedenkstein, der an diese wichtigen Vermessungen
erinnert.
In jener Zeit schlossen sich europaweit Wissenschaftler in der 1867 gegründeten Europäischen
Gradmessung zusammen. Ihr Ziel war ambitioniert: Europa sollte von Sizilien bis Skandinavien
mit einem exakt ausgemessenen Dreiecksnetz ausgemessen werden.
Das war die Geburtsstunde der modernen Kartographie.
In ganz Deutschland wurden dafür bis 1877 die notwendigen Gradmessungspfeiler an markanten,
weithin sichtbaren Beobachtungspunkten gesetzt.
Hier in Unterkürnach gehts los
Am Bach entlang
Bald hat man schon eine Aussicht
Weiter hinauf im Wald
Die Kanzel
Kreuzung mit Wegkreuz, Dokumentation eines tragischen Unfalls
Die Kreuzleshöhe
Überall fette Schlüsselblumen
Am Wegrand
Ausblick von der Kreuzleshöhe
Auch bei trübem Wetter schön
Die Kreuzleshöhe mit ihrem Kreuz
Bei der Kapelle
Blick hinab ins Kreuzthal
Nochmal ein Kreuz
In der Kapelle, links an der Wand Sterbbilder von lieben Kreuzthalern, viele kannte ich noch
Sumpfdotterblumen am Weg
Kleine Schwedenschanze
Der GedenksteinInfos zur Schanze
Hinauf zum Änger
Da hinten taucht der Stein auf
Der Stein auf dem Änger - wenige kennen ihn
Das war wohl der Messpunkt
Baumpilz um einen Ast gewachsen
Wie heisst diese Pflanze ? Hinweise gerne an mich
Kleine Ausblicke in die Berge
Die Jägerhütte
An der großen Schwedenschanze
Der GedenksteinInfos zur Schanze
Der Wall
Zurück zur Jägerhütte
Hinab zur kleinen Goldach
Viele Tobel durchziehen die Adelegg
Auf gutem Forstweg
Die kleine Goldach
Hier hat der Sturm einen Riesen gefällt
Unterwegs im Frühlingswald
Steile Hänge zu beiden Seiten
Die kleine Goldach schlängelt sich naturbelassen durch
Holzhütte
Fischweiher am Weg
Pestwurz und Schlüsselblume
Blockwiesen
Unterkürnach