Auf den Gazzirola (01.08.2022)

Ausgangspunkt: Buggiolo

Charakter: Radtour+Bergwanderung, ca. 1100 Hm, ca. 4 Std.

Tourenverlauf:
Der Gazzirola ist ein Bergrücken, hoch über Lugano und Porlezza, ganz hinten im
Val Cavarna.
Bei einer meiner ersten Bergtouren war ich dort oben und bisher ist mir in mehreren
Anläufen nicht mehr gelungen, noch einmal dorthin zu gelangen. Dieses Jahr ear es
endlich so weit.
Bisher bin ich immer mit dem Rad von Porlezza losgefahren und hatte es nur bis zum
Vorgipfel geschafft, weil ich viel zu wenig zu trinken dabei hatte oder der Wind zu
kalt war und ich meine verschwitzten Shirts nicht wechseln konnte. Jedesmal war es
voll ärgerlich, den Rückweg anzutreten.

Diesmal fuhren wir mit dem Auto hoch bis Buggiolo und haben beim Pass nach Cavargna
geparkt. Von dort aus sind wir dann mit dem Rad weitergefahren, hoch bis zur Kirche
San Lucio in 1540 m Höhe.
Der Weg schlängelt sich durch Hänge voller Farn und Ginster teilweise SEHR steil hin-
auf mit nur wenigen kurzen Erholungsabschnitten. Ich gebe zu, dass ich ein paar Stellen
geschoben habe, gerade auch wg. meiner kaputten Hüfte.

Auf der Hälfte des Weges kommen wir an der hübschen Kapelle Madonna del Cepp vorbei,
von der man einen sehr schönen Blick ins Val Rezzo hat. So romantisch, hier im Schatten
von alten Bäumen auf der primitiven Holzbank eine Rast einzulegen.

Dann schlängelt sich der recht grobe Weg weiter hinauf, teilweise im Bergwald, bis nach
einer Biegung der Passo San Lucio mit der Kapelle und dem Rifugio auftauchen. Während
die Kirche von Ziegen belagert wurde, wurde das Rifugio von Wanderern und Bikern belagert.

Der Passo San Lucio ist ein sehr beliebter, zentraler Pass hier in den Bergen, verbindet
er doch das Val Rezzo mit dem Val Colla und dem Val Cavargna. Von allen Seiten her kommen
die Biker und Wanderer und gehen dann weiter nach Lugano, nach Porlezza, nach Menaggio.

Während meine Frau es sich im Rifugio gemütlich gemacht hat, bin ich zu Fuß aufgebrochen,
um endlich wieder mal zum Gazzirola zu gelangen. Diesmal mit Wechselshirt und Wasserflasche.

Hinter dem Rifugio führt ein Bergpfad direkt am Grat der Bergkette hinauf. Weit hinten kann
man das Gipfelkreuz (war früher nicht da) des Vorgipfels erkennen. Wenn man so hinaufschaut,
denkt man, das wäre ja doch nicht so weit und könnte in kurzer Zeit zu schaffen sein.
Dann ist man unterwegs, den ersten steilen Aufschwung hinauf, nur um festzustellen, dass da-
hinter der nächste steile Aufschwung wartet...und so weiter...und so weiter.

Aber schliesslich kommt das Gipfelkreuz doch näher und weit hinten unten liegt die Rifugio
und noch viel weiter unten der Comer See. Wunderbare Ausblicke hier. Oft ist hier alles in
dichten Wolken. Heute habe ich Glück, und man hat freie Sicht. Dafür war was Objektiv meiner
Kamera von einem Wassertropfen verschmiert, was ich leider nicht bemerkt habe. Ein guter
Grund, es demnächst nocheinmal anzugehen. Vielleicht komme ich sogar noch auf den Camoghé,
dem weit und breit zweithöchsten Berg hier...wer weiß.

Auf jeden Fall war es anstrengend und aber auch ein Hochgenuss, hier oben in der Einsamkeit
unterwegs zu sein. Auf dem Vorgipfel eine kurze Rast, Blick ins Val Colla und Val Cavrargna
und weiter geht es kurz abwärts und dann auf dem Bergrücken auf schmalem Pfad weiter, vor bis
zum Gazzirola.
Der Gazzirola ist ein ganz besonderer Berg. Sein höchste Punkt ist 2116 m und er stellt die Ecke
der Bergkette hier dar, die danach nach rechts abschwenkt zum Monte Stabbiello und weiter geht.
Der Bergrücken ist auch genau die Grenze zwischen Italien und Schweiz.
Auf dem Gazzirola gibt es kein Gipfelkreuz, nur ein Steinmandel und einen Wegweiser. Nach so
vielen Jahren war es so wunderbar, wieder hier oben zu stehen. Ein besonderer persönlicher
Triumph für mich.

Von hier kann man über eine große Scharte in ca. 1. Stunde zum Camoghé wandern (letztes Stück
ausgesetzt) oder die Bergkette weiter entlang gehen oder rechts hinab über einen Höhenweg zum
Monte Bar wandern. Alles wunderschöne Touren, wenn man viel Zeit hat und das Wetter sicher ist.

Das lasse ich alles heute schön bleiben. Ich genieße den Rundblick, die Weite, die Einsamkeit hier
oben und Freue mich einfach nur, hier zu sein.
Dann wandere ich bestens gelaunt auf dem selben Weg zurück zur Rifugio, wo ich dann ein fettes
Käsebrot und einige Aranichata vertilge.
Dass auf dem Rückweg ich mir noch eine Blase am Zeh geholt habe, hat mir die Freude an der Tour
nicht verderben können.

Die Bergketten hier zwischen Bellizona, Lugano, Porlezza und Menaggio sind größtenteils mit Gras
überzogen, in den Gipfelregionen jedoch auch sehr wild und felsig. Über alle Berge führen Pfade
und zahlreiche Routen mit teilweise ausgesetzten Passagen. Sehr oft ist das obere Drittel der
Berge in Wolken und bietet deshalb wenige Ausblicke. Zudem ist es in den Wolken oben dann recht
kalt und wenn man von der Hitze der Seen im Tal hinaufsteigt, muss man unbedingt warme Kleidung
zum Wechseln dabei haben. Man kann die Gipfel natürlich einzeln besteigen. Der höchste Gipfel
ist der Pizzo Gino mit 2245 m. In diesem riesigen, sehr einsamen Gebiet trifft man selten auf
Wanderer. Man kann hier tagelang unterwegs sein. Das Schöne ist, dass diese Berge noch kaum
bekannt sind.


Ganze Hänge mit Ginster und Farn

Die süßen Kleinen

Hinauf in die Berge

Sehr steil



Kapelle am Weg

Blick zurück ins Tal

Ein wunderschöner Rastplatz

Das Val Cavargna mit Pizzo Gino im Hintergrund

San Lucio in Sicht

Oben auf dem Pass, hier gehts hinab in die Schweiz

Oben das Rifugio, ganz hinten der Gazzirola-Rücken, das Ziel

Blick ins val Colla

San Lucio

Die Ziegen haben die Kirche in Besitz genommen







Das Innere der Kirche, man sieht die karge Einfachheit

San Lucio

Kühe auf der Bergweide



Jetzt gehts los

Blick nach Vorne

Ausblicke öffnen sich







Oben der Vorgipfel des Gazzirola

In den Bergen unterwegs: herrlich

Einsam und wild



Hinten der Gazzirola

Auf zum Gazzirola

Gazzirola

Blick zum Camoghé

Einsame Gipfelrast



Ich kann mich nicht sattsehen

Auf dem Rückweg

Rückweg

Wunderbar, hier oben

Rast auf dem Rifugio