Hahnenkopf (1735m)
Ausgangspunkt: Immenstadt Parkplatz Friedhof
Charakter: Wanderung, ca. 2,5 Std, ca. 900 Hm
Tourenverlauf:
Vom Parkplatz Renksteg bei Oberstdorf fahren wir mit dem Bus zum Christlesee.
Hier steigen wir aus und wandern das Hölltobel hinauf nach Gerstruben.
Auf einem schmalen Wiesenpfad geht es zum Wald, in dem Tobelbach durch eine sehr
schmale Klamm von Gerstruben herab fliesst.
Ein guter Weg führt eng am Bach entlang durch den bunten Laubwald hinauf.
An ein paar Stellen wurden extra Eisengitterböden gebaut, damit man direkt
an die besonders schönen Wasserfälle gelangen kann. Sehr beeindruckend.
Das Hölltobel ist relativ kurz, eng und steil und hat somit einen besonderen,
einen wilden Charakter.
Am oberen Ende mündet der Tobelweg in eine Teerstrasse, die nach Gerstruben
führt.
Gerstruben, diese uralte Bergbauernsiedlung liegt einfach faszinierend. Es liegt
am Anfang des Dietersbacher Tales. Eine von Bäumen gesäumte Strasse führt an
der kleinen Kapelle vorbei, nach hinten ins Tal. Links hinten befindet sich
die Höfats, mit ihren mega-steilen Flanken und Gipfeln.
Auf einer kleinen Kuppe liegt der Berggasthof, der einen Besuch wert ist. Von
seiner Terasse aus hat man einen wunderschönen Blick.
Ich wandere den Pfad hinter dem Gasthof entlang, vor zur einem Stadel. Von dort
geht es die Wiese hinauf zum Wald und im Wald dann in Serpentinen immer bergauf.
Nach dem Wald öffnet sich eine Hochwiese: das Gerstrubner Älpele.
Nach einem Stück Aufstieg über die Wiese kommt auch eine Alphütte in Sicht.
Dies ist jedoch eine neu gebaute Hütte. Die alte, originale Alpe war schon
seit längerer Zeit verfallen.
Seitlich geht es an der Hütte vorbei und leicht links immer weiter hinauf, bis ich
auf dem Rücken stehe, gerade zwischen dem Riffenkopf links und dem Hahnenkopf rechts.
Ich wende mich nach rechts, leicht bergab in ein kleines Kar und darin wieder hinauf
auf einen weiteren Kamm. Ab hier führt der Weg hinab zu den Lugenalpen und dann weiter
ins Oytal.
Ich jedoch gehe links auf dem schmalen Kamm, der mit Latschen und Büschen bewachsen ist,
hinüber zum Gipfel. Die letzten Meter sind noch steil, aber dann stehe ich auf dem
Gipfel des Hahnenkopfs.
Einen traumhaft schönen Rundumblick kann man hier genießen. Hinüber, übers Oytal zum
Laufbacher Eck, nach vorne, hinab nach Oberstdorf, hinüber zur Höfats, hinüber zum Kegelkopf,
usw. Am besten selber hinaufwandern und sich an dieser schönen Aussicht erfreuen.
Auf dem selben Rückweg wandere ich dann nach Gerstruben hinab, natürlich zu einer
super Brotzeit im Gasthof.
Danach gehts wieder durch das Hölltobel hinab zum Christlesee.
Als Alternative bietet sich auch der schöne Rautweg an, der vorne bei der historischen
Klopfsäge rechts abgeht und dann über die Wiese von Raut nach Gottenried führt.
Eine aussergewöhnlich schöne Tour, gerade jetzt im Herbst, wenn alle Bäume bunt leuchten,
mit allem, was das Herz begehrt: wilde Tobel u. Wasserfälle, alte Bauernhäuser, ein gutes
Gasthaus, eine herrliche Aussicht....was will man mehr ?
Die Geschichte Gerstrubens
Der Sage nach soll Gerstruben sogar älter als Oberstdorf sein. Im Kern ist diese Sage wahr, da die Hochtäler rund um Oberstdorf
schon sehr früh im Sommer alpwirtschaftlich genutzt wurden. Die Ausgrabungen an der Schneiderkürenalpe im Kleinen Walsertal beweisen,
dass auch in den Allgäuer Alpen schon seit der Mittleren Steinzeit reger Betrieb herrschte.
Doch urkundlich ist eine Dauersiedlung in Gerstruben erst für das 14. Jahrhundert nachweisbar. Durch eine Hangkuppe von Norden
und Osten her geschützt, eignete sich diese Stelle besonders gut für eine Ansiedlung.
Name
Insbesondere im Mittelalter, als bei uns das Klima teils weitaus wärmer war als heute, wurde hier Gerste angebaut. Das bestimmte wohl
den vorderen Teil des Ortsnamens. Der hintere Teil ist etwas schwieriger zu rekonstruieren: Nach Thaddäus Steiner ist "ruben"
wahrscheinlich ein romanisches Wort, das so viel wie "überwachsener Murkegel" bedeutet. Der Name taucht übrigens von Rubi bis
in die Spielmannsau - Steinrube - fast nur im Trettachtal und seinen Seitentälern auf.
Besiedlung
Im Jahre 1361 erschien der Ortsname zum ersten Male in einer Teilungsurkunde zwischen den beiden Brüdern Oswald und Marquart Heimenhofen,
welche die Rechte über die ehemalig rettenbergischen Familien erworben hatten. In Gerstruben war es eine Frau mit ihren Kindern,
die damals an Oswald ging. Interessant war die rechtliche Stellung der damaligen Bevölkerung, die sich teils unter den Schirm des Tiroler
Gerichts Ehrenberg stellte. Dies ist ausführlich im Buch "Gerstruben" (S. 16 - 36) beschrieben.
Mitte des 15. Jahrhunderts wanderten aus dem Thannberg und dem Kleinen Walsertal weitere Familien zu. Sie waren mit den oft unwirtlichen
Lebensbedingungen in solch einem Hochtal vertraut. Bis Ende des 16. Jahrhunderts waren wahrscheinlich alle Gerstruber Untertanen des Bischofs
zu Augsburg (Pflege Rettenberg).
Lebensgrundlagen
Es stellt sich nun natürlich die Frage, wovon die Gerstruber Familien überhaupt lebten. Die Gerste im "Ortsnamen" gibt sicher den ersten Hinweis.
Da es in den letzten 5 Jahrhunderten auch wärmere Phasen gegeben hatte, ist das zumindest für die Zeiten, in die auch die erste Besiedlung
gefallen sein musste, sicher anzunehmen. Die Flurnamen "Vordere - und Hintere Äcker" beweisen auf jeden Fall, dass Ackerbau betrieben wurde.
Wahrscheinlich wurde auch Flachs angebaut und verarbeitet. Im Keller des Hauses Nr. 2 finden wir noch die Reste eines Webstuhles.
Die meiste Zeit dürfte jedoch die Viehzucht den Haupterwerb gebildet haben. Nicht umsonst versuchten die Schweden 1634 Vieh von Gerstruben wegzutreiben.
Dies gelang ihnen jedoch nicht, weil die Gegend einerseits beinahe weglos war und sich andererseits die Bewohner vehement wehrten.
Trotzdem überstand Gerstruben den dreißigjährigen Krieg und die damit verbundene Pestzeit recht unbeschadet, denn 1637 wurden gar 78 Stück Vieh
für den Ort angegeben. Für die Viehzucht war deshalb auch die "Bergheubat" äußerst wichtig, denn die ortsnahen Wiesen wurden als Äcker und die gut
zugänglichen auf den nahen Alpen für das Vieh benötigt. Einige schwerer zugängliche Fluren, z.B. an der nahen Höfats, waren für die Ziegen des Dorfes reserviert.
Entwicklung im 19. Jahrhundert
Im Jahre 1806 kam Gerstruben nach Bayern. Als kurz darauf die Milchwirtschaft im Allgäu Einzug hielt, profitierte auch der Ort davon und es wurde
eine gut organisierte Alpsennerei eingerichtet. Durch das Gemeindeedikt kam die Ortschaft 1818 zur neugebildeten politischen Gemeinde Oberstdorf.
Da der Unterhalt der Wohnhäuser, Ställe, Schinden und Alphütten, allesamt aus Holz gebaut, sehr umständlich war, denn alles Bauholz musste mühevoll
über den damals sehr steilen Gerstruber Stieg gebracht werden, bauten die Bewohner 1846/47 gemeinschaftlich eine Sägmühle am Dietersbach.
1866 wurde eine neue Straße für das Tal beantragt, jedoch erst 1882 konnte mit dem Bau begonnen werden.
In der Zwischenzeit schien auch der Tourismus das abgelegene Tal wenigstens ein wenig berührt zu haben. Der Bergpionier Hermann von Barth
übernachtete vor seiner Besteigung der Höfats im Juni 1869 in Gerstruben. In seinem Buch "Aus den nördlichen Kalkalpen" (1874) schrieb er:
"Die Besteigung der Höfats wird von Gerstruben aus unternommen, woselbst man auch jederzeit tüchtige Führer erhält; das Mitnehmen eines solchen
halte ich bei dieser Partie für unbedingt geboten." Womit deutlich wird, dass sich neben dem Übernachtungs- und damit verbunden
auch Bewirtungsbetrieb jetzt auch mit dem Bergführerwesen ein Zubrot verdienen ließ.
Landflucht
Trotzdem reichten weder die Milchwirtschaft noch der beginnende Tourismus aus, um das geregelte Einkommen der Dorfbewohner zu sichern.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts erwarben die meisten Gerstruber auch Häuser im Tal. Als man schrittweise den Schulunterricht, der zu Beginn
noch im Ort selbst und später im Schulhaus im Gottenried abgehalten wurde, 1867 ganz in den Hauptort verlagerte, wurde der Schulweg
insbesondere im Winter für die Kinder unzumutbar. Die Schüler wurden deshalb teilweise im Tal bei Verwandten gegen Kost und Logis untergebracht.
Sicher waren es des Weiteren hauptsächlich die Unbilden der strengen Winter - ständige Lawinengefahr, die Abgeschnittenheit von medizinischer
Versorgung u. ä. -, die nicht nur im Dietersbacher Tal zu einer Landflucht gegen Ende des 19. Jahrhunderts führten.
Zwei Häuser wurden schon am Ende des Jahrhunderts in Gerstruben abgebrochen und unten im Tal wieder aufgebaut.
So nahmen die meisten Bewohner im Jahre 1892/93 das Angebot einer Kemptner Elektrizitätsgesellschaft dankbar an, alle damals bestehenden 9 Anwesen zu kaufen.
Am Dietersbach oberhalb des Hölltobels sollte einen Speichersee errichtet werden. Das geplante Kraftwerk wurde jedoch glücklicher Weise nie gebaut.
Rettung der Bauernhäuser
Im Jahre 1896 ging das gesamte Tal in den Besitz des Freiherrn Cornelius von Heyl zu Herrnsheim über, der das Gebiet zu seiner Jagd machte.
Durch Tausch mit dem Prinzregenten Luitpold und durch Zukauf besaß er 1920 ein Eigenjagdrevier von ca. 2600 ha.
Das Haus Nummer 2 wurde zu seiner Sommerresidenz, weshalb es auch heute noch "Baronehüs" genannt wird. Nach seinem Tod 1923 gingen
seine Söhne Cornelius und Max weiter in Gerstruben auf die Jagd. Auch sie waren enthusiastische Jäger und hatten mit Oberjäger Max Speiser
einen noch begeisterteren Weidmann an ihrer Seite. Max Speiser wohnte damals mit seiner Familie im Sommer im Haus Nr. 7.
Nach dem Tod ihres Mannes Max verkaufte Freifrau Annelie 1953 das gesamte Tal an den Verein der Oberstdorfer Rechtler.
Sie setzten die teilweise abbruchreifen Häuser, die heute unter Denkmalschutz stehen, wieder instand und erhielten somit dieses
ganz besonderes Kleinod im Allgäu.
Das Foto mit der Ortschaft, der Kapelle und der schaurigen Höfats im Hintergrund ist sicher eines der beliebtesten Fotomotive des Allgäus.
Eigentlich ist es das wahre "Bergbauernhofmuseum", nichts musste dazugekauft werden - alles war und ist schon da. Deswegen war es folgerichtig,
dass die Rechtler im Jakobehüs ein kleines, aber feines Museum über das frühere Leben in diesem abgelegenen Tal einrichteten.
Text entnommen aus der Homepage: Gerstruben.de. Bitte schauen Sie unbedingt dort hinein, Sie werden eine große Menge an weiteren, sehr
interessanten Informationen finden und dazu noch viele schöne Fotos!
Hier ist der Link:
gerstruben.de
Dietersbacher Tal
Im Hölltobel
Eine sehr enge Schlucht
Toller Wasserfall
Wir erreichen Gerstruben
Gerstruben
So schöne alte Holzhäuser
Was jetzt Museum ist, war früher rauhe Wirklichkeit
In der Bauernstube
Auf dem Weg zum Hahnenkopf
Das Gerstrubner Älpele
Das Gipfelkreuz ist schon in Sicht
Nach links sieht man aus dem Tal hinaus
Vom Gipfel hat man eine fantastische Aussicht in alle Richtungen
Gipfelkreuz des Hahnenkopfs
Die Herbstsonne lässt alles leuchten
Was für ein toller Blick zur Höfats
Die Trettachspitze in der Abendsonne
Am Christlesee