Einträge im Dietmannsrieder Urbarium von 1672 zur Fastnacht und Aschermittwoch

Faßnacht: Es ist der Brauch, dass man am Aftermontag eine heilige Mess hält für alle Brüder
und Schwestern der heiligen Erzbruderschaft unserer lieben Frauen und es kommen gewöhnlich
viele Leute dazu. Am Nachmittag gehen die jungen Leute ins Wirtshaus.
Aschermittwoch: Man weiht die Asche erst nach der Messe. Die Ursache ist, die Leute kommen
gar langsam in die Kirche, alsdann weiht man die Asche und gibt sie den Leuten. Es geht nie-
mand ins Wirtshaus an diesem Tag. Man hat auch keine Predigt, weil jedermann Kempten zu auf
den Jahrmarkt läuft.

Die beiden Einträge sind auf die heutige Sprache und Schreibweise umgesetzt. Wie sich ein
Originaleintrag liest, sei hier durch den Vermerk zur Predigt abgedruckt:
Mann thuet nix anders auff der Kanzl alß Gottes wort predigen, vor und nach der predig, wie
es daß Ritual außweist, betten und nach der predig verkinden.
Es wurden als nach der Predigt vom Pfarrer die kirchlichen Angelegenheiten verkündet. Die
weltlichen Obliegenheiten des Fürstabtes wurden an Sonn- und Feiertagen am oder außerhalb
des Kirchplatzes verkündet.
Vielel gefiel den Leuten nicht, was die Obrigkeit wegen Zahlungen von Zehnten, Zinsen oder
Frondiensten verkünden ließ. Deshalb beschwert sich der Pfarrer darüber und schreibt, dass
durch dieses Verkünden die Leute daran gehindert würden, dem Wort Gottes nachzudenken, das
sie in der Kirche gehört haben. Sie würden mit traurigem Herz heimgehen und oftmals
vil schmach und schwören gehört wirdt.

Autor: Remigius Rauch, Schrattenbach, mit freundlicher Genehmigung.