Die Burg Fluhenstein



Die Burgruine Fluhenstein liegt oberhalb des Ortes Berghofen bei Sonthofen. Der Name der Burg stammt vermutlich vom althochdeutschen Wort Fluo, das "Fels" bedeutet. Oswald von Heimhofen aus einem der reichsten und geachtetsten Geschlechter des Allgäus begann 1361 mit dem Bau der Burg auf dem steilen Felsen. Sie verblieb in Besitz der Familie, bis Jört d. Ä. von Heimhofen sie 1477 an den Bischof von Augsburg verkaufte. 1500 begann der Bischof mit dem Bau des Nordflügels. 1525 wurde die Burg durch aufständische Bauern geplündert. 1546 von Schmalkaldischen Truppen besetzt. Beim Oberallgäuer Bauernaufstand 1607 wurde Fluhenstein von den Bauern eingenommen, nachdem diese die Wasserleitung abgegraben hatten. 1632 im Dreißigjährigen Krieg versuchten die Schweden vergeblich, die Burg anzuzünden. 1633 konnten sie sie aber plündern. Zwischen 1685 und 1768 wurde die Anlage mehrfach instand gesetzt und umgebaut, ab 1769 war sie dann zwar unbewohnt, soll aber 1785 noch intakt gewesen sein. 1803 wurde sie als Ruine an einen Bauern zum Abbruch verkauft.

Der Graben, der die Anlage nach Osten schützte, wurde zu großen Teilen aus dem Fels herausgebrochenn, nach den anderen drei Seiten fallen die Hänge steil ab. In die Burg gelangte man früher über eine Zugbrücke. Vom Torbau ist nichts mehr erhalten, wohl aber von den übrigen Gebäuden. So z. B. vom einstigen Hauptbau noch zwei von ursprünglich vier Stockwerken. Auch die Reste des halbrunden Ostturms mit den Verbindungsmauern reichen noch zwei Stockwerke hoch.
Im nördlichen Hauptflügel befanden sich im Erdgeschoss die Stallungen, darüber die Unterkünfte der Knechte und Mägde. Im südlichen Flügel lagen im Erdgeschoss die Wirtschaftsräume, darüber wohnte der Burgherr bzw. später der Landamann. An der westlichen und östlichen Verbindungsmauer war ein Wehrgang aus Holz angebracht. Die Kellergewölbe, die teilweise als Gefängnis dienten, mussten zum Teil in den Fels gesprengt werden. Wasser bekamen die Bewohner aus einem Brunnen, der in der Mitte des Burghofes lag.

Hier noch Sagen von der Burg Fluhenstein:
Nicht weit von Sonthofen, in der Berhofer Flur, steht noch heutigentags auf luftiger Höhe Ruine Fluhenstein. Den Mauerresten nach muss es einst eine mächtige, hochaufragende Trutzburg gewesen sein. Aber es war ein verfluchtes Geschlecht, das zu Anfang auf dieser Burg hauste. Wenn man weiss, was dort oben vorgegangen ist, versteht man, dass das Volk der Burg den Namen "Fluchenstein" gab.

In einem fernen Land saß einst ein gewalttätiger Rittersmann auf seinem Schloss. Stolz und übermütig war er gegen seine Untertanen, herrisch und rücksichtslos auch gegen sein eigenes Weib. Das schenkte ihm erst einen Sohn. Als zweites Kind wollte nun der Ritter eine Tochter haben, mit schwarzen Haaren und schwarzen Augen. Aber das zweite Kind war wieder ein Sohn. Darob war der Mann so erzürnt, dass er sein armes Weib im Jähzorn erschlug. Als jener Bub zwanzig Jahre später erfuhr, unter welchen Umständen er zur Welt gekommen war, jagte er zornentbrannt den eigenen Vater unter wilden Flüchen aus der Burg. Der Vater zog lang durch die Lande und gelangte schliesslich ins Allgäu. Der Platz oberhalb Berghofen dünkte ihm geeignet für eine Feste. Mit dem Geld, das er mitgebracht hatte, kaufte er sich an. Es dauerte nicht lang, und schon schwang er wieder die Geißel über den Bauern, die ihm nun aus weit entfernten Steinbrüchen riesige Blöcke herbeischaffen mussten. In harter Fron seufzen Knechte und Mägde, und als am Tag der Vollendung gefragt wird, wie denn nun die neue Burg heißen sollte, da kamen sie auf den Namen "Fluchenstein", weil ihr Bau den fronenden Bauleuten gar so viele Flüche gekostet hatte.
Das kam dem strengen Herrn zu Ohren, und da er an den Fluch dachte, der ihm beim Verlassen seiner ersten Burg von seinem eigenen Kind nachgeschickt worden war, glaubte er, die Bauern wüssten von seiner Vergangenheit. Um nun jegliche Erinnerung daran zu tilgen, habe er, so erzählt die Sage, alle, die am Bau der neuen Trutzburg beteiligt waren, auf der Stelle umbringen lassen. Aber das böse Gewissen gönnte ihm keine Ruhe, bis er zuletzt dem Wahnsinn verfiel und die Fluchburg mit eigener Hand in Flammen aufgehen ließ.

Eine zweite Sage erklärt den Namen "Fluhenstein" auf andere Weise. Danach gehörte einer der frühesten Burgherren dem Geschlechte der Heimhofer an. Nun hatte dieser Burgherr aus seiner rechten Ehe keinen Leibeserben, wohl aber von einer Magd, die auf der Burg diente. Der Sohn der Magd wusste jedoch nicht, wer sein Vater war und ließ gleich dem übrigen Gesinde alle Rohheiten und Zügellosigkeiten des lasterhaften Burgherren geduldig über sich ergehen - bis das Maß voll war. Als schließlich die Bauern der ganzen Umgebung gegen die Burg rückten, um mit dem Zwingherrn abzurechnen, da war es der Sohn jener Magd, der den Aufständischen das Tor öffnete und den Gesuchten gefesselt ihrer Rache auslieferte. Bevor dieser aber an Ort und Stelle den tödlichen Streich empfing, schrie er es laut hinaus, dass sein eigener Sohn es sei, der ihn einem solchen Ende überantwortete. Das letzte Wort des Gerichteten war ein schrecklicher Fluch auf diesen seinen Sohn.
Wo solch ein grausames Schicksal sich erfüllt hatte, wollte niemand mehr wohnen; der Sohn des Zwingherrn lehnte es ab, die Burg zu übernehmen. Die Sage weiss zu berichten, dass er einer von denen gewesen ist, die nach der gewaltsamen Niederwerfung des Bauernaufstandes bei Leubas an den Straßenbäumen gehenkt wurden. So hatte sich der Fluch des verfluchten Zwingherren erfüllt und der Name "Fluchenstein" von neuem bestätigt.


Die Burg ist in folgender Tour zu finden:

Burgstall-Tobel
















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