Burgruine Wagegg



Die Burg Wagegg war einst das Lieblingsschloss der Kemptner Fürstäbte.
Die Burgruine liegt über der Strasse Börwang - Wildpoldsried.
Der Abbruch von Burg und Schloss Wagegg zählt zu den dramatischsten und bedauerlichsten Verlusten historischer Bausubstanz im gesamten Allgäu: Heute unvorstellbar erhob sich hier einst ein prachtvolles Barockschloss, überragt von der Turmruine einer mächtigen mittelalterlichen Burg.

Nach der Burg nannte sich eine niederadelige Familie, die erstmals 1176 mit einem Walter von Wagegg, Dienstmann und Ministerialer des Klosters Ottobeuren, erwähnt wird. Die Herren von Wagegg gehörten als Inhaber des Marschallamtes zu den bedeutenderen Dienstleuten des Fürststiftes Kempten. Nach ihrem Aussterben im Jahr 1374 fielen Burg und Herrschaft Wagegg wieder an das Fürststift Kempten, das sie an die Herren von Schellenberg verkaufte. Im 15. Jahrhundert wechselte die Herrschaft dann mehrfach ihre Besitzer und kam 1466 schliesslich an Erzherzog Sigismund von Österreich, der sie drei Jahre später an die Herren von Laubenberg zu Laubenbergerstein verpfändete. Von ihnen brachte es Hans Kaspar von Laubenberg zu Wagegg ab 1500 als kaiserlicher Rat Maximilians I. zu hohem Ansehen.

1525 wurde die Burg im Bauernkrieg eingenommen, aber nicht zerstört. 1580 erwarb das Fürststift Wagegg zurück und liess es - nach einer Plünderung im Jahr 1632 - ab 1642 notdürftig als Jagdschloss instand setzen. Dieses wurde unter den Fürstäbten Rupert von Bodman ab 1715 und Rupert von Neuenstein (1785-93) zu einem prachtvollen Lustschloss mit Tierpark, Garten und Weihern erneuert.
Mit der Säkularisation kam auch für Schloss Wagegg das Ende: die Anlage wurde 1806/07 für 7.188 Gulden auf Abbruch verkauft. Der letzte Seitenflügel wurde 1851 abgerissen. 1976 führte das Forstamt Betzigau eine Notsicherung der Burgruine durch. 1908 wurde der zugehörige Bauhof abgerissen, 1967 das erst 1761 errichtete Jagdschlösschen. Heute verbleiben von der einst so imposanten Anlage kaum noch Reste. Lediglich die Reste eines Tores und Mauerteile sind noch vorhanden.
Der Lageplatz war gut gewählt auf einem hochgelegenen, weithin sichtbaren, ca. 12 m hohen Nagelfluhfels, den ein breiter Halsgraben vom nördlich anschliessenden Höhenrücken abtrennt. Südlich schliesst ein kleines Plateau an, das zuert die Vorburg, später dann das Barockschloss trug. Das unregelmässige Gipfelplateau der hochmittelalterlichen Hauptburg wurde von einer Ringmauer aus Bruchsteinen umfriedet. Vom ehemaligen Bergfried sind am Nordeck des Plateaus noch massive Mauerreste sowie Felsarbeitungen zu sehen.

Von der Vorburg haben sich die Torwand mit Toröffnung sowie Fragmente der Ummauerung erhalten. Die im Zuge ihrer Sanierung überformte Toröffnung zeigt noch ihre Verschlussvorrichtungen und dürfte einem um 1500 erfolgten Umbau angehören. Aus dieser Zeit stammt auch eine Nebentür (Poterne) direkt am Südosteck des rundum steilen Burgfelsens.
Vom ehemaligen Bergfried hat man einen weiten Blick auf die Voralpenlandschaft. Der Fels rund um die Burg ist mit Felsspalten durchzogen. Sie führen zu Höhlen, von denen man vermutet, dass sie von den Burgbewohnern als unterirdische Fluchtwege benutzt wurden. Im Jahr 2018 hat ein Team diese Höhlen neu begangen. Davon haben sie Fotos veröffentlicht.
Sehr spannende Sache. Ich persönlich würde mich nicht trauen, eine solche Höhle zu betreten.

Zu der Burgruine führt ein befestigter Pfad ohne Geländer. Von der über Stufen erreichbaren Aussichtsplattform oben auf der Ruine hat man bei entsprechender Witterung einen umfassenden Blick auf die Allgäuer Alpen.

Die Burgstelle ist in folgender Tour zu finden:

Zur Burgruine Wagegg

Die Bilder zu der Höhle sind in folgender Homepage zu finden:

Burghöhle Wagegg




Hier stand der ehemalige Gutshof der Burg Wagegg und die anliegende Käserei. Dort hat der Schweizer Franz Schelbert 1810 den ersten Emmentaler im Allgäu hergestellt.



















Umzeichnung einer unbekannten älteren Vorlage durch Eugen Felle 1933. Auf dieser Südansicht sthet der qudratische Bergfried noch fast intakt. Im Vordergrund das noch gänzlich intakte barocke Schloss am Platz der einstigen Vorburg, mit seinem ornamentalen Torbau.

Diese Kopie einer älteren Vorlage zeigt Burg und Schloss noch unversehrt von Westen. Sie unterscheidet sich nicht nur in der Perspektive, sondern auch inhaltlich von der Südansicht: Der quadratische Bergfried steht noch intakt, der Hauptburgumwehrung fehlen die Ecktürmchen der Südansicht, im Vorburghof steht eine kleine Kapelle mit Glockentürmchen, am linken Ende ist der Torbau zu erkennen. Die Vorlage muss daher noch ins späte 17. oder frühe 18. Jahrhundert datieren.

Diese Kopie einer älteren Vorlage stellt die Anlage ohne die inzwischen komplett abgetragene Hauptburg dar, während die barocken Wohnflügel sowie der Torbau noch intakt aufragen.

Besonders reizvoll hier waren die ausgedehnten neuen Gärten mit ihren Wasserläufen, Weihern und Alleen, die sich unterhalb des Schlosses erstreckten. Hier dargestellt ist ein geplanter, jedoch nicht realisierter Lustgarten. Das alte Schloss rechts hinten ist naturnah wiedergegeben: der Bergfried der alten Burg ist samt seiner Ummauerung bereits komplett verschwunden. Kopie nach einem Gemälde in der Kemptener Residenz aus dem späten 18. Jahrhundert.

Das 1761 erbaute Jagdhaus diente einst den Fürstäbten als Unterkunft bei der Jagd. Es war hauptsächlich wie die Burg im Sommer bewohnt.



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