Gunzesrieder Tal
Das Gunzesrieder Tal liegt wunderschön eingebettet hinter Immenstadt und der Nagelfluhkette versteckt und vertäumt. Diese Gegend dort ist eine meiner liebsten Regionen für Radtouren und Wanderungen.
Die Geschichte von Gunzesried:
Der Name Gunzesried leitet sich von einem alemannischen Eigennamen "Gunzhart" oder "Gunzo" und dem Wort "Ried" für Sumpfland ab. Im 7. Jahrhundert nach Christus wurde das Tal von alemannischen Bauern besiedelt, die den Wald rodeten und somit das Ried urbar machten. In ihrem germanischen Götterglauben verehrten sie unter anderem die Fruchtbarkeitsgöttin Perchta, den Donnergott Thor und Ziu, den Kriegsgott.
Etwa 100 Jahre später kamen christliche Missionare des Bendediktinerklosters St. Gallen nach Gunzesried, bauten hier eine Kapelle und verbreiteten den christlichen Glauben.
Im Jahre 1612 wurde eine neue Kapelle erbaut und am 12. Dezember zu Ehren der allerseligsten Jungfrau und des heiligen Nikolaus geweiht. Als im Jahre 1796 Gunzesried durch die Franzosen bedroht war, baten die Gunzesrieder ihren Schutzpatron St. Nikolaus um Verschonung und versprachen "hinfüro alle Jahr das St. Nikolai-Fest mit Predigt und Ambt feierlich zu halten". Dies Gelübde wird zum Dank für die Errettung bis heute gehalten.
Schon um 820 soll es Käselieferungen vin der Alpe Gelchenwang an den fränkischen Hof in Kempten gegeben haben. Um 1130 ist diese Alpe unter dem Hochgrat als Besitz des Klosters Isny urkundlich erwähnt. Über tausend Jahre wurde das Vieh auf die Alpen
getrieben, dort wurde die Milch zu Käse, Butter und Zieger verarbeitet. In dem zwischen den Felsen der Nagelfluhkette und den Hüglen der Hörnerkette gelegenen Tal, wurde das Winterfutter für die Tiere, Getreide zum Eigenbedarf und Flachs angebaut. Dieser wurde
durch Spinnen und Weben zu Leinen weiterverarbeitet und an der Leinenbörse in Immenstadt gehandelt.
Etwa ein Drittel der Gunzesrieder Bauern waren freie Bauern. Mit weiteren Freien aus Nachbarorten bildeten sie eine Gemeinde, die "oberer Sturz" genannt wurde. Alljährlich hielten sie gemeinsam mit der Gemeinde des unteren Sturzes und ihrem Oberamtmann aus
Eglofs - Windischgrätz im "Gasthaus Lamm" zu Immenstadt Abrechnung und Gerichtstag. Als Zeichen ihrer Eigenständigkeit trugen die Frauen der Gunzesrieder Freien in ihrer Tracht einen roten Rock, obwohl das Tragen der Farbe rot als Privileg nur den Herrschern
vorbehalten war. Bis heute wird diese Tracht von den Gunzesrieder Frauen und Mädchen an Festtagen getragen.
1808 wurde in Gunzesried eine Vereinödung mit Flurbereinigung, aufgrund der engen Bauweise und der damit erhöhten Brandgefahr begonnen. Die Einwohner bauten neue Höfe in die Einöden hinaus, rissen die alten Häuser ab und verteilten ihren Grund und Boden neu.
So entstand in den Jahren 1808 -1825 beim Umbau von 48 Häusern ein gänzlich neues Dorfbild.
Die Herstellung von Leinen, die jahrhunderte lang dem Allgäu ein sicheres Einkommen bot, fand durch den Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert ein jähes Ende, da der Import und die Verarbeitung von Baumwolle billiger und qualitativ hochwertiger war, als die Leinenherstellung. Durch Carl Hirnbein aus Wilhams, der die Limburger-Weichkäserei aus den Niederlanden in das Allgäu brachte, konnte sich als neues wirtschaftliches Standbein die Milchwirtschaft entwickeln. Die für Gunzesried wichtigste Neuerung aber war die
Einführung der Emmentaler-Käserei durch Schweizer Sennen. Johann Althaus aus dem Emmenthal produzierte um 1830 auf der Au Alpe im Gunzesrieder Tal Schweizer Käse. Damit ist das Gunzesrieder Tal die Wiege für die Herstellung von Emmentaler Käse in
Deutschland. Man begann nun Käse nicht nur auf der Alpe, sondern auch im Tal zu produzieren. Im Jahre 1892 gründeten die Bauern von Gunzesried eine Sennerei-Genossenschaft und bauten das heute noch existierende Gebäude.
Die Gunzesrieder hielten trotz des Strukturwandels der Milchwirtschaft seit den fünziger Jahren des 20. Jahrhunderts als die meisten Dorfsennereien im Allgäu wieder aufgegeben wurden, an ihrer Sennerei fest.
Um die Jahrhundertwende beginnt die Geschichte des Fremdenverkehrs in Gunzesried. Die Menschen aus den Städten und dem Flachland entdeckten die heilsame Wirkung des Gebirgsklimas und der Bewegung in freier Natur. Noch vor dem ersten Weltkrieg kamen
die ersten Skifahrer nach Gunzesried. Seit den zwanziger Jahren wurde die Skitour über die Hörnerkette immer beliebter. Tausende fuhren über die Hörner ins Gunzesrieder Tal. Von dort aus ging es nach einer Einkehr mit den Skiern weiter über den "Fabrikhang" nach
Blaichach und dort vom Bahnhof wieder mit dem Sonderzug zurück.
Entnommen aus der Gunzesrieder Homepage.