Römerkastell Isny-Kleinhaslach
Das Plateau des ehemaligen Römerkastells liegt östlich von Kleinhaslach, einem Vorort von Isny. Gut sichtbar und mit Infotafeln versehen ist es leicht zu finden. Geht man den
Wiesenpfad entlang zum Wald, kann man dort die herrliche Gegend auf einem Bänkchen geniessen.
Allgemeine Infos zur Römerzeit in unserer Gegend:
Die Zugehörigkeit Südwestdeutschlands zum römischen Reich ging kurz nach Mitte des 3. nachchristlichen Jahrhunderts zu Ende. Um 259/60 durchbrachen germanische Stämme
den obergermanisch-rätischen Limes, jene Grenze, die die Römer vom Main zur Donau gezogen und durch Kastelle gesichert hatten.
Die zivile Verwaltung brach zusammen, die Bevölkerung des Alpenvorlandes zog sich auf befestigte Höhen zurück. Bis nach Italien drangen die Alamannen vor und erst Kaiser
Probus (276-282) und seine Nachfolger konnten die Grenze, die nunmehr vom Rhein zum Bodensee und Illerabwärts zur Donau verlief, sichern.
Unter Kaiser Diokletian wurde sie im Jahre 291 ausgebaut und durch zahlreiche Kastelle befestigt.
Zwischen den Kastellen lagen kleine Wachtürme, die Burgi.
Trotz mehrfacher Zerstörung solcher Befestigungen durch die Alamannen konnte diese Grenze bis kurz nach 400 gehalten werden. Dann zog Stilicho, ein römischer Feldherr
vandalischer Herkunft die Truppen nach Italien ab, um Oberitalien gegen Alarich zu verteidigen. Dadurch ging der Raum zwischen Rhein und oberer Donau dem Römischen Reich
endgültig verloren.
Zum Kastell:
Das Kastell Vemania liegt dicht nördlich der römischen Strasse Bregenz-Kempten und hatte die wichtige Aufgabe, den dortigen Grenzverlauf zu sichern.
Wohl um 233 wurde der Platz erstmals durch einen Spitzgraben provisorisch befestigt, der aber lediglich die NNO-Spitze des Plateaus sicherte.
Die älteste Anlage, errichtet um 260, beschränkte sich auf die Spitze des Hügels; durch einen Graben war es gegen Süden gesichert. Nach einer Zerstörung durch die Alamannen
wurde das Kastell vermutlich unter Kaiser Probus wieder errichtet und in Stein ausgebaut.
Der Hügel wurde durch einen tiefen, heute noch sichtbaren Graben vom Hinterland abgetrennt. Einige Meter innerhalb der oberen Kante umzog den Hügel eine unregelmässig abgewinkelte
und durch Türme bewehrte Mauer. Das Tor flankierte zwei halbrund vorspringende Türme. Innerhalb der Mauer standen Kasernen und Stallungen. Ein ziegelgedeckter Steinbau enthielt wohl
die Wohnung des Kommandanten. Zwei Brunnen dienten der Wasserversorgung. Mehrere Schatzfunde, die von den Römern versteckt, aber nicht mehr gehoben werden konnten, verraten uns eine
weitere Zerstörung durch die Alamannen um das Jahr 302/303.
Zur Zeit Constantins (306-337) erfolgte ein Wiederaufbau. Um 350 eine abermalige Zerstörung. Danach dürfte aber ein baldiger Wiederaufbau erfolgt sein. Zum Ende des 360er Jahrzehnts
wurde das Kastell in valentianischer Zeit aus- und umgebaut.
Kurz vor 300 wurde das Kastell von Kempten aus mit einer Reitertruppe, der Ala secunda Valeria Sequanorum belegt.
Nach dem Abzug der römischen Truppen durch Stilicho ging das Kastell zugrunde.
Weitere Informationen
Vemania gehörte zur Kette spätantiker Kastelle des Donau-Iller-Rhein-Limes, das 280 n. Chr. unter Kaiser Probus als Grenze des Römischen Reichs eingerichtet worden ist.
Diese Grenze verlief von Basel rheinaufwärts über den Bodensee und Bregenz nach Kempten, weiter an der Iller und Donau entlang.
Die Besatzung des Kastells hatte den Strassenabschnitt zwischen Isny und Bregenz zu überwachen. Bis zum Abzug der Truppen zu Beginn des 5. Jahrhunderts wurde das Kastell
Vemania immer wieder von Alemannen überrannt und musste ständig um- und wieder aufgebaut werden.
Die erste Grabung ist aus dem Jahr 1490 überliefert. Auf dem damals dem Kloster Isny gehörenden Platz wurde nach verborgenen Schätzen und Gefäßen aus Gold und Silber gesucht. 1855 grub man an mehreren
Stellen nach einem hier vermuteten Isis-Tempel. Vollständig untersucht wurde das Kastell 1966 bis 1970. Die Analyse der Funde lieferte die Daten zur Baugeschichte, von den Funden sind vor allem die rund 2000 Münzen für die
Chronologie für Bedeutung.
Sechs Bauphasen gab es, eine erste provisorische Befestigung um 260 n. Chr., 20 Jahre später wurde das Kastell mit Mauern, Türmen und einer Toranlage errichtet. Die Mauern des Kastells folgen der Kontur des Geländesporns.
Die Steine des Mauerwerks sind sämtlich von Anwohnern entfernt worden, es wurde als Steinbruch benutzt. Das einzige massiv gebaute Haus dürfte als Stabsgebäude mit Dienst- und Wohnräumen des Kommandanten und seines Stabes gedient haben.
Es gab je nach Bauepoche bis zu fünf Baracken in Fachwerktechnik für die hier stationierte Reitereinheit. Trotz der kleinen Kastellgrösse waren Werkstätten für Eisen-, Bronze- und Holzverarbeitung vorhanden. Dies zeigen Funde von Schlackenresten,
Bohrern, Hobeln, Meisseln, Bolzengeschosse und Pfeilspitzen.
Aus den "Haushaltsfunden stammen Scherben von Küchengeschirr. Zum Fundgut zählen insbesondere Münzen, Gold- und Glassschmuck, Baubeschläge und Fahrzeugteile.
Der hier vergrabene Goldschmuck gibt Zeugnis von den unruhigen Zeiten alemannischer
Überfälle und gilt als der bedeutendste römische Schmuckfund nördlich der Alpen.
Unter den 5.700 gefundenen Tierknochen befanden sich ausserdem noch Kamelknochen! Das Tier wurde offensichtlich von der Reitereinheit
"Ala II Valeria Sequanorum''", die vorher in Nordafrika stationiert war, mitgebracht.
Das Modell des Römischen Kastells und einige Fundstücke sind im Museum am Mühlturm in Isny zu sehen.
Alle weiteren Fundstücke sind im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart ausgestellt.
Ein Gedenkstein ist vorhanden.