Die Kreuzthaler Post-Resl, ein Leben voller Fleiss und Bescheidenheit

Es ist das Jahr 1947. Der große Krieg ist vorbei und jeder versucht, ein ein normales Leben zurückzufinden. Theresia Eisele macht sich auf den Weg zu den einzelnen Anwesen der Gemeinde Kreuzthal, über 15 Kilometer Fußmarsch täglich. Post trägt sie aus, die Post-Resl, wie Theresia Eisele liebevoll genannt wird. Sie bringt Briefe, Pakete und auch Geld, aber die Bürde wird nicht wesentlich leichter, denn sie nimmt auch Briefe, Pakete und Zahlkarten wieder mit hinunter ins Tal zum Postamt.
"Pünktlich und zuverlässig ist die Resl", sagen die Leute. "Selbst im kältesten Winter und bei hohem Schnee ist auf sie Verlass".
Und das will was heissen, denn für die Postbotin gibt es noch keine Fahrstrasse, nur schmale, nicht befestigte Wege und steile Trampelpfade.
Resl liebt ihren Beruf und gibt nie auf, auch wenn heftiges Schneetreiben ihr die Sicht und die Luft nimmt, und sie auf ihrem Weg tief in den Schnee einsinkt. Ärgerlich nur, wenn sie sich bei diesem Wetter wegen einer einzigen Postkarte auf den weiten Weg hinüber ins Ulmertal machen muss. Dafür darf sie die Woche darauf die Renten auszahlen und wird von den Bewohnern voller Ungeduld und Dankbarkeit erwartet.
Und nur durch die Post-Resl erfährt man auf den abgelegenen Höfen die Neuigkeiten aus dem Dorf - also eine Art "Kreuzthaler Nachrichten" in mündlicher Form. Vierzig Jahre hat sie ihren Dienst getan und dabei weit über 100.000 Kilometer zurückgelegt, bergauf und bergab, war zu jedem freundlich und immer hilfsbereit.
1988 erhält Resl den deutschen Verdienstorden, feierlich überreicht durch Gebhard Kaiser (MdL) und Bürgermeister Ernst Windmüller.
Im Haus am Kirchweg zieht sie fünf Kinder groß, drei Mädels und zwei Jungs. "Mutter war sehr pflichtbewusst", sagt Tochter Gaby. "Als ich geboren wurde, ging sie tags darauf schon wieder mit dem Postranzen auf ihre Tour. Hebamme Hilde Bär konnte das zuerst nicht glauben."
"Übrigends", berichtet Tochter Gaby, "die Kreuzthaler Nachrichten hatte Mutter immer ganz genau gelesen. Jedes Detail hat sie interessiert, vor allem die Heiraten, Geburten und Taufen. Alle Ausgaben hob sie sorgfältig auf. Die letzte Ausgabe, die sie gelesen hat, war die vom 01. Dezember, auf der Titelseite mit dem großen Adventskranz der Kirche St. Martin, den ich mit gebunden hatte".
Theresia Eisele, die Kreuzthaler Post-Resl, verstarb wenige Tage darauf am 12.Dezember im Alter von 86 Jahren.

Der Postbote vom Kreuzthal heute:
Die Post kommt bei jedem Wetter - unterwegs mit dem gelben Wagen -
Überall im Allgäu sieht man die kleinen gelben Flitzer - immer flott unterwegs. Für Postboten Artur Fiedler geht s täglich um 6:30 Uhr auf die 70-Kilometer-Tour. Von Buchenberg über Eschach auf 1000 m Höhe und wieder runter ins Tal.
"Oben im Hahnemoos", meint er, "stürmts und schneits schon mal waagrecht. Da ist die Straße innerhalb weniger Minuten zugeschneit. Dann gibts nur eins: im dritten Gang durch die Schneewehe und ja nicht stehen bleiben. Meine Schneeketten helfen da wenig."
Gegenüber früheren Zeiten, wo die Kreuzthaler Post-Resl mit dem Postsack auf dem Rücken über schmale Pfade steigen musste, hat es der Postbote heute mit dem Auto leichter. Die Strecken jedoch sind weiter geworden, die Zahl der Kunden und die Postmenge größer und für ein Schwätzchen bleibt kaum Zeit.
"Mein Beruf macht mir aber Spaß", sagt Artur Fiedler freundlich. "Die vier Jahreszeiten hier im Allgäu liebe ich, genieße den Frühling, wenn rechts und links gelb blühende Löwenzahnwiesen leuchten und im Sommer alles grün ist. Wenn dann im Herbst die Wälder sich bunt verfärben, folgt der Allgäuer Winter - ein richtiger Winter, so wie er sein soll".
"An Regentagen, wenns Herrchen sagt: Hund, bei dem Sauwetter bleibst drin, heut darf nur der Postbote raus, macht es natürlich weniger Spaß. Aber tags drauf kann die Sonne wieder scheinen".
Wie einst die Post-Resl nimmt Artur auch heute noch die Post der Leute mit zum Postamt. In der Großstadt wäre das undenkbar.
Bevor er seine Tour fortsetzt, sagt er noch: "Heute Abend ist Probe im Historischen Theater Buchenberg. Da kämpfe ich auf der Bühne inmitten von Römern und Kelten. Kommen Sie, Zuschauer sind willkommen."

Mit freundlicher Genehmigung von der Redaktion der Kreuzthaler Nachrichten.




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Die kreuzthaler Postbotin

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