Die Dorfschmiede

Es ist Anfang der 50er Jahre, der Beginn des deutschen Wirtschaftswunders, als Kornel Lerf die alte Kreuzthaler Dorfschmiede übernimmt.Hauptsächlich Pferde sind zu beschlagen, denn Pferde sind zu dieser Zeit die wichtigsten Helfer der Holzfäller und Landwirte.
Vor allem im Wald wird die Kraft der Pferde gebraucht, fürs Rücken der Stämme und den Abtransport zu den Sägewerken. Pferde ziehen die schweren Wagen in der Landwirtschaft und die eisernen Pflüge über die Felder. Sie gehen in steilste Hänge wie auf den Buckel hinten im Ulmerthal, wo man noch Korn anbaut und Heuwangen hoch beladen herunterfährt.
"Bis zu 27 Gäule wurden damals bei uns beschlagen", sagt Maria Lerf, die "Schmiedin", bei einer Tasse guten Kaffees. "Es kamen die Bauern und Holzfäller bis aus Eschach, Friesenhofen, Walkenberg, sogar aus Frauenzell, und das mehrmals im Jahr. Dann wurde neues Eisen in der Esse zum Glühen gebracht, auf dem Amboss geformt und angepasst. Es war eine harte Arbeit, Schweiß treibend, und es roch immer nach verbranntem Horn."
Im Winter, wenn die Schlitten zum Holzrücken eingesetzt werden, sind Kufen zu schleifen, die Krätzer der Schlittenbremsen zu schärfen oder das eien oder andere Sapin zu reparieren. Abends, nach der Waldarabeit, werden die Schlitten gebracht und müssen am nächsten Morgen fertig sein, denn die Arbeit im Wald geht weiter. Bis spät in die Nacht hört man dann oft den Hammer auf den Amboss schlagen. Und man weiß, auf den Kornel ist Verlass.
Die gesamten Wasserleitungen für die "Badsiedlung" macht er und die Dachrinnen dazu. Das Regenrohr wird da mal kurz aufs Moped gebunden, zum Haus gefahren und montiert. Probleme gibt es nicht, die werden gelöst und sei es die Reparatur eines modernen Fahrrads. Steht mal viel Arbeit an, müssen auch die Schmiedin und beide Buben anpacken, damit alles zur rechten Zeit fertig wird.
Für die Dorfbewohner ist die Schmiede ein Treffpunkt und sei es nur, um einen Nagel zu holen oder ein Schwätzchen zu halten.
Trotz der vielen Arbeit findet Kornel Lerf immer noch Zeit, seiner Leidenschaft, der Musik, nachzugehen. Er ist Tenor im Kirchenchor, spielt in der Musikkapelle das Tenorhorn und versäumt kaum eine Probe.
In den 80er Jahren ersetzen dann starke Traktoren die Zugkraft der Pferde. Die Aufträge für die Dorfschmiede werden weniger. Im Jahr 1995 meldet der Schmied, nun 71 Jahre alt, sein Gewerbe ab und stellt den Betrieb ein.
Zufrieden blickt er auf sein Lebenswerk zurück. Im Jahr 2005 ist er nach einem erfüllten Leben gestorben. Am 8. November 2011 wäre Kornel Lerf, der von allen geschätzte Schmied des Kreuzthals, 87 Jahre alt geworden.

Mit freundlicher Genehmigung von der Redaktion der Kreuzthaler Nachrichten.




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