Ludwig Waldmann (12.01.1881-20.12.1946) aus Immenthal und seine Gedenksteine

So sieht der Hof von Ludwig Waldmann heute aus


Eine Entdeckung aus dem Jahresheft 1993 Heimatlergemeinde Obergünzburg
Der Landwirt Ludwig Waldmann war ein ausgesprochener Autodidakt. Sein vielseitiges Können und sein umfangreiches Wissen eignete er sich durch Selbststudium, hauptsächlich aber durch seine Aufgeschlossenheit gegenüber der Natur an. Er nutzte dazu seine Arbeit auf dem Felde und im Walde sowie seine zahlreichen Sonntagsspaziergänge.
Es ist erstaunlich, was er nach zweijähriger Miltärdienstzeit in Metz und nach vierjährigem Fronteinsatz in den Vogesen, in den rund 25 Jahren als Hofinahber neben seiner täglichen Arbeit in Stall, Feld und Wald noch nebenher bewerkstelligte und in Angriff nahm.
Er hielt bei der Bewirtschaftung seines Hofes an der 3-Felderwirtschaft fest und wurde dafür manchmal mitleidig belächelt. Er führte genaue Aufzeichnungen über die Fruchtfolge auf allen seinen Ackerflächen. Auch bevorzugte er damals schon den weniger ertragreichen Dinkel anstelle des Weizens. Um die Gülleaufbringung intensivieren zu können, baute er eine zusätzliche Güllegrube an geeigneter Stelle in der Feldflur mit direkter Zuleitung aus dem Stall.

Natürlich war er auch ein typischer Mächler. Alle anfallenden kleineren Reparaturen - damals waren die meisten Geräte ohnehin aus Holz - führte der selbst aus, wozu er sich eine gut eingerichtete Werkstatt schuf und sich einen großen Vorrat an verschiedenen Hölzern für alle möglichen Bedarfsfälle zulegte.
Ist es da verwunderlich, daß er sich, als der Skisport aufkam, sogar mit der Herstellung von Holzskiern befasste ? Selbst an Kunstgegenstände wagte er sich heran. Mehr lagen ihm allerdings die größeren Holzarbeiten. Hatte der doch schon die Hocheinfahrt mit ihrem riesigen Holzverbrauch fast selbständig ausgebaut. So ging er auch in Zusammenarbeit mit dem damaligen Dorfschmied Josef Greiter daran, mehrere Schneepflüge zu bauen, die von Pferden gezogen wurden.
Durch seine Naturverbundenheit fand er in relativ jungen Jahren schon Zugang zur Heimatforschung, wobei er Unterstützung durch die damaligen Heimatforscher wie Oberlehrer Grünbauer aus Winterrieden, E. Bühler aus Untrasried (er stammte aus Maneberg), besonders aber Dr. Eberl und Dr. Merkt, Kempten, fand. Die Vereinödung und die Besitzfolge auf den Immenthaler Anwesen waren ihm ein besonderes Anliegen. Von einem Angestellten des Neuburger Staatsarchives ließ er sich auf eigene Kosten die entsprechenden Protokolle herausschreiben. Die Wirren der Nachkriegszeit und sein zu früher Tod haben diese Arbeit jäh beendet.

Natürlich hat er sich auch intensiv mit der eigenen Familienforschung beschäftigt und ist damals schon bald an die Grenzen der Forschung innerhalb der eigenen Familie gestossen. Durch viele selbst verfasste Beiträge über die verschiedensten heimatkundlichen Vorgänge hat er den Grunstock für eine Ortschronik gelegt. Seine Kenntnisse in der Heimatforschung verstand er darüber hinaus in der Abfassung von Gedichten und Theaterstücken (Die lange Baindt), in denen er auch viel Gespür für natürliche Ausdrucksweise und Mundart zeigt, auszuwerten.

Es gelang ihm, viele Flurnamen wieder ausfindig zu machen. Etliche davon meißelte er in Findlingsblöcke, die bis heute rund um Immenthal erhalben geblieben sind. Er legte sich eine richtige Steinmetzausrüstung zu und befasste sich in unzähligen Stunden mit der Zurichtung der Steine. Übrigends hatte er sich auch ein beachtliches mineralogisch-geologisches Grundwissen angeeignet.
Daß er sich mit der Wasserversorgung des Ortes befasste, ist fast schon selbstverständlich. Trotz seiner Wortkargheit und Eigenwilligkeit verschloß er sich mit seinen Fähigkeiten nicht der Öffentlichkeit. Er wirkte in vielen Vereinen (Schützenverein, Feuerwehr, Heimatverein) aktiv mit und stellte sich als Kulturwart in den Dienst der Heimatpflege.



Diese Informationen habe ich von meinem Lyriker- und Heimat- Freund, Peter Würl aus Obergünzburg erhalten. Bei ihm kann man auch gern die genauen Standorte der Steine erfragen. Das Suchen nach den Steinen ist wie eine kleine Schnitzeljagd und hat mir viel Freude gemacht. Besonders der versteckte Stein Nr. 17 war eine Herausforderung.....


Die Waldmannsteine

Im Folgenden werden die Steine kurz vorgestellt.

1. Zwischen Obergünzburg und Immenthal, links der alten B12
Inschrift: In dieser Mulde ging die römische Heer-Straße und die alte Landstraße bis 1778




Diese Angaben stammen von Dr. Eberl, die aber heute in Zweifel gezogen werden.

2. Zwischen Obergünzburg und Immenthal, rechts der alten B 12 - auf der Höhe: Stein, Schrift teilweise in Runen
Inschrift: In den Geishausfluren urkundlich 1453 schon so genannt
Im Hause Josef Batzer, Immenthal wird auch der Name "Geißenbuckel" verwendet. Das Kreuz auf der Höhe errichtete die Familie Batzer als Dank dafür, daß ihr Hof 1945 beim Einmarsch der Amerikaner nicht beschädigt wurde. Vor Immenthal, in Richtung Obergünzburg, hatten deutsche Soldaten noch Panzersperren errichtet.





3. An der Südseite der Kapelle von Immenthal: Stein aus Muschelkalk
Inschrift: Hier ruht ein russischer Krieger aus dem Jahre 1799





4. Westlich des mittleren Ortsbereichs am Hungerbach (alter Löschweiher)
Inschrift: Errichtet im Kriegsjahr 1943 von der Dorfgemeinschaft Immenthal







5. Parkplatz am Brand: oberhalb des Parkplatzes Stein mit Bild eines Pudels mit Flasche
Inschrift: Einst ging am Brand des Pudels Spuck - 1938
Die Inschrift bezieht sich auf die Sage vom Brandpudel. Dieser Stein wurde in Zusammenarbeit mit Steinmetz Rudolph, Obergünzburg gefertigt.
Die Sage vom Brand-Pudel:
Um in alten Zeiten nutzbares Neuland zu erhalten, zündete man mit Bäumen und Büschen bewachsene Gebiete an und so entstand freies Land zum Anbau. Das so erhaltene Kulturland nannte man vielfach "der Brand". Ein solches Flustück ist in der Ortschaft Immenthal an der Grenze nach Untrasried. Es führt eine ziemliche Steigung hinan, die links und rechts mit Wald bewachsen ist.
Dort geht es um. Ein Pudel mit feurigen Augen treibt da sein Unwesen. Er springt in der Geisterstunde den nächtlichen Wanderern ins Genick und treibt sie bis zum Morgengrauen im Kreis herum. Erst mit dem Gebetläuten verlässt das unheimliche Tier das geängstigte, schweisstriefende Opfer. Es treibt auch sonst allerhand boshafte Streiche. Die Fuhrleute hatten hier oft Anstände, indem die Rosse nicht mehr weiter wollten und zu zittern und zu schwitzen anfingen, dass sie schäumten. Man glaubte, dass hier ein Sünder die ewige Ruhe nicht finden könne und hier als Pudel sein widriges Leben weiterführen müsse.
Vom Brandpudel erzählt man sich manche Erlebnisse:
Zwei Untrasrieder gingen in vorgerückter Stunde von Immenthal den Brand hinauf. Plötzlich sahen sie beim Mondschein mitten auf der Strasse den Brandpudel liegen. Voll Schrecken machten sie eilends kehrt und gingen von Obergünzburg über das Horn ihrer Heimat zu. Anderntags in der Früh erzählten sie ihre schreckliche Begegnung mit dem Brandpudel. Ein Bauer fuhr nun am Morgen von Untrasried nach Obergünzburg und sah am hellichten Tag den Brandpudel auch. Es war aber nur ein kräftiger Haufen Rossmist, der in der Nacht durch seine dunkle Färbung von der weissen Strasse abstach und im gespenstischen Mondlicht lange Schatten geworfen hat.
Ein Wanderer beobachtete am Brand nachts 12 Uhr beim Eingang in den Buchenwald den Pudel in besonderer Gestalt. Alle Bäumchen neigten sich wie kleine Männchen vor ihm und der Spätheimkehrer vermutete in der sonderbaren Gestalt den Brandpudel. Sofort lief er nach Obergünzburg zurück und ging auf einem Wege - der weit vom Brandpudel entfernt war, seiner Heimat zu.
Heutzutage hätte der Brandpudel gegen die mit Hochgeschwindigkeit rasenden Autos keine Chance mehr....





5.a vom Brandpudelstein links: Am Waldrand entlang führte die alte Straße nach Untrasried. Der Text des dort gesetzten Steines lautet etwa
Hier ging die alte Straße Untrasried
Dieser Stein ist kein Waldmannstein





6. An der Fichte rechts am Brand
Inschrift: Unter Naturschutz gestellt 1936
Die Fichte am Brand ist ca. 120 Jahre alt.





7. Südlich Immenthal an der Straße nach Sellthüren
Inschrift: Hier stand bis 1803 die untere Dörrhütte
Die Dörrhütte wurde früher zum Flachsdörren benutzt. Nach deren Verfall wurde der Flachs in den hofeigenen Brotbacköfen gedörrt.





8. Westlich Immenthal, Nähe Wasserreseve
Inschrift mit Rune: Im Hofener Feld 24 T 1 V 120 R
Der Stein steht auf dem Grundstück Hafenmayer.





9. Auf der Flanke des südlichen Höhenrückens (Axenbühl):
Drei Kreuze für die drei Hartmann-Brüder, ein Bruder ist im 1. Weltkrieg gefallen. Dieser Gedenkstein ist kein Waldmann-Stein. Die Kreuze sind inzwischen verschwunden.



10. Auf dem südlichen Höhenrücken (Axenbühl): Germanisches Sonnenrad mit Tierkreiszeichen, Text, Inschrift heute nicht mehr leserlich
Inschrift: Auf dem Axenbühl







11.Südlich Immenthal, an der Straße zum Hirnhof - Nähe Hartmanns Stadel: Stein mit fürstäbtlichen Wappen
Inschrift: Kammerfeld 29J 51 R





12. Südlich Immenthal, an der Straße zum Hirnhof - an der kleinen Hohlwegstaige
Inschrift: An der Blaichsteig
Flurname, früher Anwesen Angerer, heute Grotz





13. Südlich Immenthal - Waldmanns Feld - Abzweigung Kalkofenweg: Stein mit Rune Blut und Boden
Inschrift: Im Kalkofen-Feld 47 Tw 13 Dez







14. Südlich Immenthal, an der Straße nach Sellthüren - vor der Tobelbachbrücke: Stein mit Abbildung eines Rindskopfes - wohl Auerochsenkopf, da der Flurname Auerochs-Feld ist
Inschrift: Über das Ahorn





15. Südlich Immenthal, an der Straße nach Sellthüren, Steige nach der Tobelbachbrücke (Braunrieder Staig): Stein mit Bild eines Pferdekopfes
Inschrift: Dem Pferd sein Leid ist die Braunrieder Staig



16. Am alten Weg von Immenthal nach Günzach - vor dem Bahndurchlass rechts
Inschrift: Hier stand ein römischer Gutshof, zerstört 233 n. Chr. beim Alamannen Einfall
Diesen Stein setzte Ludwig Waldmann auf Veranlassung von Dr. Eberl





17. Im Gschlief
Inschrift: Hier stand das Badhaus Gschleipf
Altes Bad











18. An der Abzweigung vom Weg nach Sellthüren zum Langhof
Inschrift: Am Grubstaigweg





19. In den Lugenen, einem Wald zwischen Immenthal und Sellthüren:
Hier in dem Wald müssten 6 Waldmann-Steine sein, jedoch habe ich (bisher) nur drei gefunden. Es sind folgende:

Hier geht es in den Lugenen-Wald

Der erste Stein, Inschrift: Bergerstaigweg



Der zweite Stein, Inschrift: Bachtelweg



Der Runenstein, was er wohl aussagt ?










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