Burgstall Wildenegg im Lauratal
(Quelle: Berthold Büchele, Stätten der Herrschaft und Macht, Thorbecke Ostfildern 2013, S. 351-352 - ein hervorragendes Buch; vielen Dank dafür!)
Über dem Lauratal, zwischen Schlier und Weingarten, rechts des Flusses Scherzach, nahe
beim Hof Zundelbach befindet sich der Burgstall von Wildenegg.
Erreichbar ist der Burgstall entweder vom Lauratal her (Parkplatz rechts der Scherzach
und des Zundelbachs) oder vom Hof Schattbuch aus. Beide Zugänge sind nicht gekennzeichnet.
Wenn man vom Hof Zundelbach den Fußweg hinabgeht bis zu der Stelle, wo links ein Forstweg
abzweigt und diesem ca. 300 m folgt, dann befindet sich der Burgstall ungefähr dort ober-
halb des Weges. Nicht sehr leicht zu finden.
Der weiträumige Burgstall, der einst seinen Hauptzugang vom Hof Schattbuch her hatte,
aber wohl auch einen Burgweg vom Lauratal her besaß, weist heute kein aufgehendes
Mauerwerk mehr auf, ist aber an Gräben, Wällen und Mauerfundamenten noch gut ein-
grenzbar.
Es ist nicht seit jeher mit Wildenegg, dem zeitweiligen Sitz der welfischen und dann
staufischen Ministerialen Wildemann (auch viri indomiti oder Wildleute genannt) von
von Wildenegg, identifiziert worden. Als solcher galt in den ersten Landesbeschreib-
ungen die Haslachburg.
Die alte Burg in Wildenegg gelangte 1283 nach dem Verzicht des Ortolf von Irrmannsberg
an Abt und Konvent des Klosters Weingarten.
Wildenegg war wohl nicht identisch mit der um 1269 anscheinend zeitweilig ebenfalls
Wildemannschen Haslachburg, der Burg über Reute, die vermutlich einen ehemaligen
zeitweiligen Sitz einer Nebenlinie darstellte.
Die Burg Wildenegg ist auch der Schauplatz der traurigen Laurasagen und der Sage vom
Ritter von Wildenegg und dem Ritterfräulein Gunda.
Geschichtliches:
Burgherren waren die zumindest zeitweilig die nachweislich seit etwa 1180 genannten
Wildemann (oder Wildeleute). Sie waren ursprünglich welfische, danach (seit 1178/91)
staufische Ministerialen, die zeitweilig auch als Reichsministerialen galten und nach
1254 zeitweilig auch Vasallen der Truchsessen von Waldburg waren. Bis sie dann im 14. Jh.
in die Reichsstadt Ravensburg abgewandert zu sein scheinen.
Ihr Kernbesitz an Gütern und Rechten stammte aus einer umfassenden Vogtei über Güter des
ehemals welfischen Hausklosters Weingarten, die ihnen König Konrad IV. (1250-54) als
Dienstlehen verliehen hatte. Vogteirechte und Güter sowie das Fischereirecht (Fischenz)
in der Scherzach zwischen Schlier und der Mühle von Altdorf lagen durchweg im Umkreis
um das Kloster, z. B. in den Orten Appenberg, Baienfurt, Beckenweiler, Biegen, Burach,
Eratsrein, Fenken, Gessenried, Grub, Hasenweiler, Kanzach, Liebenhofen, Lochen, Richlis-
reute, Schattbuch, Senn, Wetzisreute, Widdach, Wolfsberg, Zundelbach.
Nach einer kurzen Blüte in der ausgehenden Stauferzeit gerieten sie ab der Mitte des 13. Jh.
in wirtschaftliche Schwierigkeiten und traten urkundlich immer häufiger durch Besitzverkauf
als durch Besitzerwerb in Erscheinung.
Ab der Mitte des 14. Jh. finden wir die Wildemann unter den Bürgern der Reichsstadt Ravensburg
und als Mitglieder der Patriziergesellschaft "Zum Esel".
Der Burgstall ist auch unter der folgenden Tour zu finden:
Zur Zundelbacher Linde |
Burghügel