Allgäuer Philosophe-Däg - Was isch a Leabe wert ?



Solang alls guet goht, ka ma zfriede sei ond solang ma do ka, was ma will, isch ma a glücklichar Mensch. Aber wehe, wenns huret, wenn Ebbs it so goht, wie s sei sott, dann siehts bei de moischte Leit minder aus. Grad au beim Schorsch.
So bled ka s hergau: beim Gräs reache isch ar mit m Reache in am Buschel Krottestängel hänge bliebe. Ogeduldig, wien ar isch, hot ar glei reacht wiascht am Reache rumgrisse ond well des nix gnützt hot, hot ar mit allam Gwalt ond einigem Gegosche am Reache zoge. Die Krottestängel sind aber stärker als de Reache gweah: dr Stiel isch rausgrisse ond de Schorsch hot an Putzelbaum hinderse gmacht.
Bei der Aktion hot ar sich am Haxe irgendwas verzerrt, ar hot mole schier numma laufe kenne. Zuedeam war de Reache hie, a Reageweatter isch aufzoge ond hot m s Heu versauet; des hot alls grad zämetpasst. Do wars gschwind rum mit m zfriedene Leabe.
Guet, des mit m Gräs ond mit m Reache war it so schlimm, aber an der Zerrung hot ar scho über zwie Wucha leide miesse. Itamole mit m Bulldog hot ar meh fahre kenne, well s Kupple dermassen weh dau hot.
Do merkt ma dann, wie wichtig es isch, wenn ma an guete Freind hot, so wie de Schorsch sein Kare. Der isch in der Zeit allat mole zum Schorsch naufgfahre ond hot n mit in de Fleacke ra gnomme, sei s zum Eikaufe oder dann vor allem zum Eikehre.
An am sette Obend in dr Sonne - de Schorsch dät iatz Folgendes sage: "Also, d Sonne isch scho untergange, des hoißt aber it, daß mir au untergange wäret, blos well mer no in dr Sonne hocket, gell. Eis wiads au it hoiß, in dr Sonne, obwohl se an gherige Duscht machet. Ond auf d Nacht zue isch es in dr Sonne am gmietlichschte, obwohl d Sonne ja untergange isch. An Sonnebrand fiechet mer it, der hot nämlich bei eis nix mit ar rote Haut zum due."
- also am Obend in dr Sonne hocket se gmietlich im Neabezimmer, jedar a Halbe vor sich dana ond de Schorsch liest de Allgäuar. A wink wundergean isch ar scho, de Schorsch, ohne sein Allgäuar fehlt m was. Ar will doch wisse, was Drhoi rum alls los isch, bei eam dob aufm Buckel, do kriegt ma ja suscht gar nix mit, sait ar allat.BR> De Kare hot n scho druff aufmerksam gmachet, daß es nuierdings Satellitenempfang für de Fernsehar gäb, mit deam ma ganze Heife Programm reikriege kinnt. Sogar digital, wenn ar des ma. Aber de Schorsch hot zescht blos auf die wieschte Salatschüssla an de Häuser dana goschet, bis ar a paar Mole beim Kare gseah hot, daß des gar it so dumm isch; ond seit deam hot de Schorsch au so a Salatschüssel an de Hauswand dana. Iamole isch es gar it so ohne, wenn ma a bitzle mit dr Zeit goht.
Aber sei Allgäuar mit m Lokaltoil, dean ka koi no so große Schüssel ersetze, der bleibt m wichtig.
Wie ar heit so in dr Zeitung liest, schüttlet ar de Grind, dann kittret ar a wink ond drnoch wiad ar zmole riebig. Ganz klar: de Schorsch denkt noch.
Des kennt de Kare scho guet gnue, ar bschtellt sich bei dr Lizzy no a Halbe ond an saure Käs. Dean loht ar sich hörbar schmecke, während de Schorsch in sei Bierglas neilueget.
D Zeit goht rum, de Käs isch weg, s Bier au, de Kare isch zfriede mit sich ond dr Wealt.
De Schorsch verzellt m Kare, was eam vorher im Grind rumgange isch.
"Los amole, Kare, i ha dir doch vo Drexlars Naze verzellt, deam sei Fehl, s Dorle, die hot doch letscht Johr gheiret, an Inscheör, gell." De Kare nickt. "Ja, die mit m Kind." - "Woll, die mit m Kind. Des müsst iatz dann bald auf d Wealt komme. Um des gohts mer:
Des war so a Gfrett, hot mir de Naze verzellt. Sui boide als Eltre hand ja escht ghert, daß s Dorle schwanger isch, wenn se im 6. Monat gweah isch. Do hot ma es au numma verstecke kenne. Des war frei scho a Sauerei, gell."
"Worum ?" frogt de Kare. - "Wells Dorle on ihr Ma, die hand ja ewig rumdau, ob se des Kind überhaupt wend. Die hand des Kind auf alle Krankhoita, Vererbungsfehlar ond was woiß i no alls untersueche lau ond wehe, des Kind hett au blos a bitzle was ghet, dann hättet s es glei wegmache lau."
De Kare isch entsetzt: "Na, komm blos, du moinsch, die hättet des Kind abtriebe ?" - "Ja, genauso wars." De Schorsch isch au entrüstet: "Gell, des ka ma sich gar it vorstelle. De Naze hot gsait, die hättet no im 5. Monat die letschte Untersuechunga mache lau, ob des Kindle au gwiss gsond ond reacht isch. Ond dann escht hand se es de Eltre gsait, vo der Schwangerschaft. Stell dr des amole vor! Deane hätt i was verzellt, ond zwar nix Netts. De Naze war scho au erbar seer, wo ar des ghert hot."
De Kare frogt: "Ja, ond worum hand se des so gmacht ?" - "Was i woiß, sind die boide ganz ähmle, bei deane gilt blos, was ganz perfekt isch, suscht nix. Lue doch mole, wie se hauset ond was se ahand: alls piko-bello, do deafs koi Stäuble ond koi Kretzerle ga, bei deane. Ond so hot es scheints au mit m Kind sei miesse. Blos, wenn des gwiß au gsond ond perfekt isch, dann deafs auf d Wealt komme. S Dorle isch ja no reacht jung, normalerweis macht ma do koine sette Untersuechunga, wie ma bie der gmachet hot, aber se hand des mit Gwalt welle. Ond wehe, do hett ebbas it ganz passt, dann het s glei abtriebe weare miesse, des arme Kind."
De Kare schüttlet sein Grind: "Andre wäret froh, se dätet überhaupt a Kind kriege, ond die machet do so an Zuig. Also, i find des schlimm."
De Schorsch stimmt zue: "Ja, wo kommet mir do na, wenn ma weags jedar Koinigkoit oder blos weags ar Vermuetung, daß des Kind amend it ganz gsund sei kinnt, glei zur Sicherhoit mole des abtreibt, ha ? I ka des it verschtau, do gohts doch um a Menscheleabe, isch denn des nix meh wert ?"
De Kare moint: "Bei a paar Leit zellt des scheints numma so viel. Fiechtig isch des, sag i. Do sind se suscht so gscheit, hands so wichtig, daß jo koinar benochtoiligt wiad, do isch ma gege jedan Krieg, gege s Klima, gege s Atom ond so, aber a Kind, des no it amole auf dr Wealt isch, des isch scheints nix wert.
Mi deichts, als ob Kinder bei eis vo Manke gar numma als reachte Mensche agseah sind. Die miesset halt ins Leabe neipasse, wie a nuiar Kaschte in d Stube nei oder wie a Hund, dean ma sich zum Zeitvertreib aschafft. Des isch verruckt ond krank, sag i, des isch z viel Egoismus."
De Schorsch stimmt m Kare zue, ond d Lizzy, die grad die nächst Halbe bringt, findet des au schlimm. Nochdeam se angstosse hand, sait dr Schorsch zur Lizzy, se soll doch grad no dobleibe ond zuelose. Ar hätt in dr Zeitung was glease, des genau zu deam Thema passt. Ar dät iatz an Tescht mit na mache.
"Do bin i aber gspannt," hot d Lizzy gmoint, isch mit an de Tisch ghocket ond de Schorsch hot losglegt:
"Iatz stellet ui mole a Familie vor. Die waret so arme Leit, friehner mole Handwerkar; dr Vatter war iatz aber immerhin a Kapellmoischter gweah. Sche isch Drhoi it zuegange: Ma ond Frau hand boide reacht gsoffe, d Frau hot dann drzue no TBC kriegt ond dr Ma Syphillis, des isch frei gar koi rare Krankhoit. Trotz der Sauferei, oder vielleicht au weags dere, hand se noranand Kinder kriegt. S Eschte isch vo Geburt a blind gweah, des hot na ja grad no gfeahlt. Später hand se s zwoite Kind scho in frühe Johr auf de Friedhof trage miesse, ond well s dritte Kind komme isch, hand se sich zescht gfreit, sind aber dann herb troffe wore, s Dritte war nämlich taubstumm. Iatz sind do a blinds ond a taubstumms Kind Drhoi gweah, ond des alls in deam Suff ond der Suchterei."
Kare ond Lizzy hand ganz mitleidig glueget. "Also na, so a Schicksal, heienei, " moint d Lizzy.
"Ja, schlimm, gell," macht de Schorsch weiter, "aber is no it ausgstande S vierte Kind war zescht dann doch amole gsund, aber it lang. Des hot dann die TBC vo dr Muettr kriegt ond isch sei Leabe au numma froh wore. Die krank Frau isch dann no oimol schwanger wore. Ond iatz kut mei Frog: wenns detmole scho a Beratungsstelle geabe hett, wie bei eis huitzedag, ond die arme Leit do na gange wäret, was hättet die der do grote ? Oder was dätet ihr boide der Frau rote: soll se s nächste Kind abtreibe oder it ? Wärs do it besser für alle, wenn die Frau koine Kinder meh kriegt ? Packet die nummol a Kind in deane schlimme Zueständ ? Ka ma des der Muetter ond au deam Kind zuemuete, in sette Umständ aufzumwachse ?"
De Kare überlegt it lang ond moint: "Hm, in so am Fall, do dät i mir scho au überlege, ob des iatz reacht isch, des Kind auf d Wealt zum bringe. Aber a Abtreibung käm für mi it in Frog. Des Dorle dät do eventuell anders denke, aber i it."
D Lizzy sait: "So a schlimme Gschicht, die arme Leit, die arme. In de Beratungsstella, do bi i mir sicher, tätet se der Frau scho zum Abtreibe rote, die hättet wahrscheinlich scho ab m zwoite Kind s Abtreibe agfange, so isches leider Gottes."
De Schorsch stimmt zue: "Ja, des denk i mir au. Ond passet auf, iatz kuts: In deam Fall, wo i grad verzellt ha, do hätt ma de Ludwig van Beethoven abtriebe, der isch nämlich des vierte Kind in der Familie gweah!"
Lizzy ond Kare staunet it schleacht über Schorsch sei Gschicht. De Kare moint: "Ja, leck mi am Asch, dr Beethoven! Der hett huitzedag koi Überlebenschance me, sappralott. Ond bei sette, wie deam Dorle scho glei gar numma!"
Ond weil d Lizzy grad do isch, deaf die heit de Schluss-Satz sage: "Wer woiß, vielleicht sind dir zwie die letschte Genies, die d Menschhoit no hervorbrocht hot."



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Bitte keinen Brillenträger - Der aktuelle Stand zur PID