Die Haslachburg im Lauratal

(Quelle: Berthold Büchele, Stätten der Herrschaft und Macht, Thorbecke Ostfildern 2013, S. 325-326 - ein hervorragendes Buch; vielen Dank dafür!)

Über dem Lauratal, links der Scherzach, auf einem ins Tal vorragenden Moränenrücken, etwa gegenüber
dem Burgstall Wildenegg, liegt die Haslachburg. Zugang sowohl vom Lauratal her über einen steilen Weg
als auch vom Lanzenreuter Weiher her auf einem guten Waldweg.

Gelände: ein schmaler Rücken, der links und rechts und im Osten steil in Tobel bzw. Scherzachtal ab-
fällt, wird im Südwesten durch zwei Halsgräben von der Hochebene abgeschnitten, so dass sich zwischen
Zugbrücke und Fußsteig hinab ins Lauratal ein ca. 74 m x 26 m großes Burgareal ergab.

Geschichte: Die Burgherren dürften ehemalige welfische/staufische Ministerialen gewesen sein, sind aber
weder in Urkunden noch anderen schriftlichen Quellen eindeutig identifizierbar, zumal der Name Haslach-
burg nicht den Quellen entstammt, sondern erst später geprägt worden ist. Eine zeitlang soll die Haslach-
burg auch von Herren von Wildenegg bewohnt gewesen sein.

Eine sagenhafte Überlieferung lässt auf dieser Burg den staufischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa geboren
sein, was mehr als unwahrscheinlich ist, nicht nur weil keine zeitgenössischen Quellen dies belegen,
sondern vor allem auch deswegen, weil die Haslachburg damals und bis 1178/1191 eine welfische Burg war.
Es ist ganz unwahrscheinlich, dass der Sohn des staufischen Herzogs Friedrich II. gerade dort geboren
sein soll, auch wenn jener mit der Welfin Judith verheiratet war, und ebenso unwahrscheinlich ist, dass
er, sooft er unsere Gegend besuchte, seinen Wohnsitz in dieser Burg genommen habe. Der Burgname Haslachburg
leitet sich wohl von einer Erwähnung der Burg in dem Abteibuch ab, wo es heißt:
Die Ruinen der Burg liegen nahe dem Wald Haslach, auf der linken Seite, wenn man von Altdorf ausgeht.

Der Barbarossastein:
Unter dem Einfluss der Romantik des 19. Jh. und insbesondere der im Deutschen Kaiserreich der Hohen-
zollern (1871-1918) aufblühenden Stauferbegeisterung griff die Ortsgruppe Weingarten des Schwäbischen
Albvereins 1907 die Legende von der angeblichen Geburt Barbarossas auf der Haslachburg wieder auf und
errichtete ab 1909 mit Spenden ein Barbarossadenkmal, das am 09. Juni 1910 feierlich enthüllt wurde.
Es bestand aus einem riesigen Findling aus Vogt, geschmückt mit einem Reliefportrait Kaiser Barbarossas
und einer Gedenktafel, beide aus Gusseisen. Der Text der Tafel lautet:

Wanderer halt ein
Es kündet dieser Stein
von alter Volkssage
treu bis zu diesem Tage
sonder Fehl noch Lüge
Hier stand Barbarossas Wiege
auch Kaiser Karl der Große
weilte hier mit seinem Trosse
beim Reigen munterer Elfen
auf der Haslachhburg der Welfen



Die Laurasagen:
Laura:
Auf der Haslachburg lebte der alte Ritter Dagobert. Seine einzige Freude war seine Tochter Laura.
Der junge benachbarte Ritter Adalbert wußte sich die Gunst des Vaters und die Liebe der Tochter zu erwerben.
Oft und gerne weilte er in der Burg seiner Geliebten. Schon war er dem Ziele seiner Bestrebungen
so nahe, daß er die Heißgeliebte bald sein eigen nennen durfte.
Am Vorabende der bevorstehenden Vermählung hatte er noch seine Braut besucht und kein Unheil ahnend,
vielmehr trunken vor Freude ob des nahen Glückes, trabte er auf seinem edlen Rosse heimwärts.
Nicht lange aber stund es an, so zeigten sich am fernen Horizonte Gewitterwolken.
Immer dichter häuften sie sich zusammen und immer näher und näher, aber auch drohender rücken sie heran.
Der Blitz zischt wie eine Schlange durch die Luft und der Hall des Donners erdröhnt fürchterlich
in den Räumen der alten Burg.

Plötzlich erreicht ein Blitzstrahl die Zinnen und augenblicklich stund die ehrwürdige Burg
in lichten Flammen. Der Burgherr wird vom Blitze betäubt; das Gesinde flieht.
Zum Glück bewahrt Laura noch so viel Geistesgegenwart und der Himmel verleiht ihr so viel Kraft,
um ihren Vater den überall drohenden Flammen noch zur rechten Zeit entreißen zu können.
Nicht lange aber sollte sie sich ihres so muthig errungenen Erfolges erfreuen, die Betäubung war derart,
daß ihr Vater nach kurzer Zeit in ihren Armen den Geist aufgab. Bei wem sollte nun Laura in dieser
grausigen Nacht Schutz und Hilfe suchen? Nach der Burg ihres Bräutigams zog es sie mit Macht hin.
Doch auch Adalbert war gleichzeitig auf dem Wege zu seiner Braut, denn auf seiner hochgelegenen Burg
wurde er nur zu bald der hochemporlodernden Flamme zu Haslach gewahr. Schnell entschlossen eilte er
seiner Braut und seinem künftigen Schwiegervater zu Hilfe. Schon wollte er die vom Wolkengusse
hochangeschwollene Scherzach überschreiten, als die Wellen ihn mitsammt der Brücke fortrissen.
In diesem schauerlichen Augenblicke kommt auch Laura zur gleichen Stelle und sie sieht beim Leuchten
des Blitzes ihren Bräutigam mit den Wellen kämpfen. Nicht lange besinnt sie sich; sie stürzt sich in die Wogen,
um mit dem, der ihr auf Erden das Liebste gewesen, das gleiche nasse Grab zu theilen.

– Seitdem will mancher ängstliche Wanderer um die Mitternachtsstunde eine Schattengestalt in weißem Gewande
und Nebelschleier von der Lauraburg bis zum großen Stein wallen gesehen haben; ja in den heiligen Zeiten
scheut sie sich nicht, in den Flecken zu gehen, stets ihrer Erlösung harrend, was aus folgender Sage zu entnehmen ist.
Laura harrt ihrer Erlösung:

Fräulein Laura, mit weißem Kleide angethan, einen Bund Schlüssel an sich hängend und ein Wasserkrüglein in der Hand haltend,
erscheint in den heiligen Zeiten an einem unscheinbaren Brünnlein an der Scherzach (ganz in der Nähe der Brücke,
die auf den Hallersberg führt, der Griesle-Mühle gegenüber) und schöpft Wasser also sprechend:
„Ich muss eine Linde tränken und zwar so lange, bis der Baum erstarkt ist. Alsdann wird aus diesem Baum
eine Wiege gefertigt, und dasjenige Kind, welches in derselben gewiegt und auferzogen wird,
erlangt von Gott die Gnade, mich erlösen zu können.“ Dann setzt sie ihren Weg dem Laurathal zu fort.

Der Burgstall ist auch unter der folgenden Tour zu finden:

Zur Zundelbacher Linde


Die Brücke über die Scherzach

Der Burghügel





Der Barbarossastein