Rot an der Rot



Rot an der Rot ist ein kleiner Ort in Schwaben mit einer sehr großen Kirche und einem ehemaligen Kloster. Die alten Gebäude sind in gutem Zustand und sehr schön erhalten. Hier ein paar geschichtliche Informationen zum Ort und den Bauwerken mitsamt seiner Bewohner:

Die Geschichte des Ortes -Kurzfassung- :
Rot wurde erstmals um das Jahr 1100 erwähnt. 1126 gründete Hemma von Wildenburg das Doppel-Kloster Rot (auch Mönchsrot genannt), das von französischen Prämostratenserchorherren besiedelt wurde.
Die Geschichte des Orts ist seitdem eng mit der des Klosters verbunden, das als erste Niederlassung der Prämonstratenser in Schwaben und durch mehrere Klosterneugründungen bald auch überregional einflussreich wurde.
Der in unmittelbarer Nähe gelegene Frauenkonvent wurde um 1380 aufgelöst. Es sind keine Reste erhalten, an der Stelle steht heute die Friedhofskirche. Ab 1379 war das Kloster reichsunmittelbar. 1803 wurde es entsprechend dem Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert und kam zunächst an die Grafen von Wartenberg und kurz darauf durch Adoption an die Grafen zu Erbach-Erbach. Ab 1806 gehörte die Gemeinde zum Königreich Württemberg und dort zum Oberamt Leutkirch. In den Folgejahren verlor der Ort an Bedeutung. Erst 1947 kehrten die Prämonstratenser nach Rot zurück. 1950 kam eine neu gegründete Gemeinschaft der Norbertus-Schwestern hinzu. 1959 verliessen die Prämonstratenserchorherren Rot wieder. Der Schwesternkonvent in Rot blieb bis 2007 bestehen und wurde dann nach Aulendorf verlegt.
Am 1. Juli 1971 wurde Spindelwag eingemeindet, die Eingemeindung von Ellwangen erfolgte am 1. Oktober 1974. Die heutige Gemeinde wurde am 1. Januar 1975 durch Vereinigung der Gemeinde Rot an der Rot mit der Gemeinde Haslach neu gebildet.
Durch diese Eingemeindungen erreichte die Gemeinde wieder ungefähr die Fläche, die es bis zur Säkularisation als geistliches Territorium hatte. Somit ist Rot an der Rot flächenmässig eine der größten Gemeinden des Landkreises Biberach.

Die Geschichte des Ortes -Langfassung-:
Die Gemeinde Rot an der Rot hat derzeit etwa 4200 Einwohner und liegt mit den Ortsteilen Haslach, Ellwangen und Spindelwag an der Oberschwäbischen Barockstrasse zwischen Biberach und Memmingen.
Urkundlich wird das Dorf erstmals um das Jahr 1100 erwähnt, als Adelbert von Wolfertschwenden dem Kloster Ochsenhausen die Hälfte der Pfarrkirche im Dorfe "Rota" sowie Grund und Boden schenkte.
Zusammen mit Kirche und Wirtshaus bildete das Dorf damals den Mittelpunkt einer Grundherrschaft. Die Geschichte der Gemeinde ist bis heute untrennbar verbunden mit dem Werdegang der ehemaligen Prämonstratenser-Reichsabtei.

Seit dem Jahr 1126 liegt am Zusammenfluss von Rot und Haslach die Klosteranlage Mönchsroth. Die noch junge Ordensgemeinschaft der Prämonstratenser, die sich nach ihrem französischen Ursprungsort Premontré nennt, entsandte schon 6 Jahre nach ihrer Entstehung Ordensgeistliche hierher nach Rot. Dieser Umstand nährte die Überlieferung, dass der Ordensgründer selbst, der hl. Norbert, bei der Gründung des Klosters Rot anwesend gewesen sei. Tatsächlich entfaltete sich das junge Kloster in Rot schnell zu so hoher Blüte, dass von hier aus weitere Prämonstratenserklöster in rascher Folge entstehen und besiedelt werden konnte wie 1137 Wilten bei Innsbruck, 1145 Weissenau, 1147 Steingaden, 1152 Kaiserslautern udn 1171 Obermarchtal. 1179 wurde Rot durch ein Privileg Kaiser Friedrichs II. unter unmittelbaren kaiserlichen Schutz gestellt und damit der Grundstein für die spätere Reichsunmittelbarkeit des Klosters gelegt.
Das Dorf Rot befand sich als Sitz der Verwaltung und Mittelpunkt des Pfarrsprengels ganz im Besitz der Prämonstratenser. Das Mittelalter brachte für Rot neben der Erhebung zur Reichsabtei den äußeren und inneren Niedergang.
+ In den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs wurde Mönchsroth, das bei einer Visitation im Jahre 1601 noch als im besten Stand befunden worden war, mehr als zweihundertmal geplündert. Erst die geistliche Erneuerung im Zeitalter der Gegenreformation und der wirtschaftliche Aufschwung am Ende des Dreißigjährigen Krieges ließ das Kloster Rot wie alle oberschwäbischen Abteien noch einmal glanzvoll erstehen in der Form, in der es weitgehend immer noch vor uns steht: als Glaubens- Kunst- und Machtzeugnis des süddeutschen Barock.
In den Reichsmatrikeln von Worms aus dem Jahre 1521 wurde das Kloster mit der Stellung von zehn Soldaten und einem Reiter geführt. Zusätzlich wurden 60 Gulden jährlich an das Reichsregiment und das Kammergericht gezahlt. Die Reichstürkenhilfe belief sich 1568 auf 530 und 1599 auf 1407 Gulden.

In dieser Phase bemühte sich Abt Martin Ertle (1672-1711) um die religiöse Bildung der Kleriker. Nach einem verheerenden Brand (Brandstiftung) entschloss er sich zum Wiederaufbau am alten Ort und ließ bis 1689 die hochbarocke Anlage errichten, die sich ausser einem im 19. Jahrhundert abgebrochenen östlichen Gebäudeflügel mit Bibliothek und Kapitelsaal bis heute erhalten hat. Die Erneuerung der Kirche erfolgte im Anschluss daran bis 1702.
Das 18. Jahrhundert ist geprägt von Kontinuität und Wohlstand, die Rot zu einem Großteil Abt Hermann Vogler (1711-1739) verdankte. Dieser Barockprälat hatte sich sowohl der Seelsorge als auch dem Bauen verschrieben. An die Zeit der klösterlichen Eigenwirtschaft erinnert das gewaltige Ökonomiegebäude, das in den Jahren 1724-1728 erbaut wurde und das mit seinen Lüftelmalereien in der Ortsmitte auffällt.
Die Geschichte des Reichsstifts Mönchsroth fand 1803 ein jähes Ende, als nach dem Frieden von Lunéville die Reichsgrafen für den Verlust ihrer linksrheinischen Gebiete durch die Säkularisation der geistlichen Staaten im Reich entschädigt wurden.
Am 25. Februar 1803 sprach die Reichsdeputation den Ort Mönchsroth dem Grafen Ludwig von Wartenberg zu, der den Komplex unter dem neuen Namen Rot an der Rot schon am 1. März desselben Jahres in Besitz nahm.
Die Chorherren mussten den Besitz verlassen, das Kloster wurde zum Aussterbekloster erklärt und durfte keine Novizen mehr aufnehmen. Wartenberg erschien mit seinen reichsgräflichen Beamten, die alle evangelischer Konfession waren. Im ehemaligen Refektorium der Kanoniker wurde ein provisorischer protestantischer Betsaal eingerichtet. Das Klostergebäude diente, auch unter den späteren Erben, den Grafen von Erbach, als gräfliches Jagdschloss. Die Klosterkirche und die Bruderschaftskirche St. Johann am Friedhof wurden später durch die Pfarrgemeinde Rot abgelöst. 1934 erwarb die Württembergische Landsiedlung Teile der Klostergüter und siedelte 22 neue Bauernstellen mit einer Größe von 8 bis 60 ha an.
Nach einer zwischenzeitlichen Nutzung der Klostergebäude durch die Stadt Stuttgart folgte von 1949-1959 der Versuch, den Prämonstratenserorden erneut in Rot anzusiedeln. 1960 wurde das mittlerweile in der Bausubstanz bedrohte Klostergebäude von der Diözese Rottenburg-Stuttgart angekauft und nach seiner vorbildlichen Restaurierung das Jugend- und Bildungshaus St. Norbert eingerichtet.
Nach dem freiwilligen Anschluss der früher selbstständigen Gemeinden Spindelwag und Ellwangen und der durch das Gemeindereformgesetz verfügten Eingemeindung von Haslach zählt Rot an der Rot 2007 rund 4200 Einwohner. Nach wie vor bestehen in Ellwangen und Haslach Ortsverwaltungen, welche die Bürgernähe der Verwaltung gewährleisten.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Gemeinde große MÜhe gegeben, den vertrauten Lebensraum unter Bewahrung seiner liebgewordenen Eigenart auszubauen und zu gestalten. Die topographische Lage und die dadurch bedingte Hochwassergefahr verlangten die Kultivierung der Bäche und die Erstellung von Rückhaltebecken in Haslach und Spindelwag, deren Seenlanschaft auch der Naherholung dient. Die Ökonomieanlage wurde mit großem Kostenaufwand denkmalgerecht restauriert und beherbergt heut die Gemeindeverwaltung, die Kreissparkasse, die Roter Bücherei und dient als "Haus der Vereine". Die Gebäude der Grund- und Hauptschule, Kindergarten, Turnhalle, Festhalle und Sportplatz geben der Gemeinde ein neues Gesicht.

Wegen seiner vielen Türme heisst Rot im Volksmund auch "oberschwäbischer Kreml". Alle Gebäude im Klosterhof sind kunstvoll bemalt, und es lohnt sich, genau hinzusehen. Was hier die Jahrhunderte überdauert hat, ist in den vergangenen Jahren mit großem finanziellem Aufwand denkmalgerecht restauriert und renoviert worden. Wer Rot an der Rot näher kennen lernen will, kann auf dem "Mönchsrother Pfad" den Spuren des alten Klosterortes nachspüren. Von der ehemaligen Klosterkirche aus führt der Weg über die Ökonomieanlage zur Bruderschaftskirche St. Johann im Haslachtal. Auf 24 Schautafeln ist die Geschichte des Klosterortes nachgezeichnet.


Das Erdölfeld Mönchsrot
Im Jahre 1958 entdeckten zwei Landwirte aus Rot an der Rot auf ihren Grundflächen eine Ölquelle. Das tatsächliche Ölfeld lag in 1500 Meter Tiefe, ungefähr dort, wo der Ellbach in die Rot mündet. Dort befinden sich Gesteinsschichten, sogenannte Bausteinschichten des Oberen Oligozäns als Abschluss der Unteren Meeresmolasse. In der Hochzeit förderten 18 Förderpumpen und ca. 35 Beschäftigte im Schnitt 200 Tonne Öl pro Tag.
Durch eine Pipeline wurde das Öl in das benachbarte 5 km entfernte Tannheim im Illertal gepumpt. Vom Tannheimer Bahnhof wurde es mit der Württembergischen Allgäubahn über Memmingen zu einer Raffinerie der Firma Wintershall nach Hannover transportiert.

Wie bei jedem Ölfeld gingen die Fördermengen langsam zurück. Bereits 1984 galt die Ölquelle zusammen mit den oberschwäbischen Feldern in Pfullendorf und Fronhofen als nicht sonderlich ergiebig.
Im Jahre 1995 wurden die Förderlöcher abgedichtet und der Betrieb eingestellt. Die Eigentümer der Grundstücke erhielten von der Firma Wintershall zehn Pfennig jährliche Nutzungsentschädigung für den Quadratmeter Boden. Aus dem Ölfeld wurden bis 1995 1.475.538 Tonnen Öl gefördert.
Die gesamte geförderte Menge an Öl der Jahre 1958 bis 1995 wurde in insgesamt 29.478 Mineralölkesslwagen der Bahn verladen. Würde man die Kesselwagen aneinanderreihen, so entspräche es einer Strecke von 433 Kilometern.
Zur Erinnerung an die Ölförderung in Rot an der Rot wurde am Ortsausgang an der Strasse nach Ochsenhausen eine restaurierte Tiefpumpe mit Bildtafel aufgestellt.







Die Geschichte der Bruderschaften in Mönchsroth:
Bruderschaften sind religiöse Gemeinschaften, die mit Werken der Frömmigkeit und der Nächstenliebe in Gottesdiensten, Gebeten, Andachten, Prozessionen und Wallfahrten zur geistigen Erbauung beitragen wollen.
Bruderschaften sind seit dem Mittelalter bekannt. Sie konnten nur durch bischöfliches Dekret für einen bestimmten Ort mit geregelten Intentionen eingerichtet werden.

In Mönchsroth wurde anlässlich einer Klostervisitation durch Nuntius Ninquarda, einem Dominikaner, im Jahre 1579 eine Rosenkranzbruderschaft eingerichtet. Abt Martin Ehrmann von Zell bei Rot (1560-1589), ein kluger Theologe und religiöser Reformer, hat diese Bruderschaft gefördert.
Als Nuntius Caracciolo im Jahre 1715 zu Besuch weilte, erbat sich das Kloster auch die Genehmigung zur Einrichtung einer Bruderschaft vom Altarsakrament. Zur 600-Jahr-Feier des Klosters im Jahre 1726 wurde mit der Übertragung der Reliquien der Märtyrer-Eheleute Aurelius Renatus und Domitia aus der römischen Cyriacuskatakombe in die Klosterkirche auch eine Ehebruderschaft eingerichtet.
In der Klosterpfarrei gab es ausserdem eine Sebastiansbruderschaft, an die noch heute die Sebastianskapelle in der einst zu Mönchsroth gehörenden Pfarrei Haisterkirch erinnert.
Siehe Tour Richtung Bad Waldsee
Die Bruderschaften gibt es heute in Rot nicht mehr, aber der Geist der Solidarität und Frömmigkeit, der sie prägte, soll weiterleben. Daran erinnert die Bruderschaftskirche.

Das Kloster der Prämonstratenser-Chorfrauen:
Die Klerikergemeinschaften des Prämonstratenserordens waren in ihren Anfangsjahren häufig mit Frauenkonventen gekoppelt.Dadurch entstanden sogenannte Doppelklöster.
Zur Gründerzeit des Prämonstratenserordens suchten auch Frauen an Formen klösterlicher Gemeinschaft. Sie schlossen sich dem Männerorden an, um an Schutz und Freiheiten des Klosters teilzunehmen und von Mönchen religiös geführt und mit Messe und Sakramenten versorgt zu werden.
Im Jahre 1139 untersagte das Zweite Laterankonzil das gemeinsame Chorgebet von Männern und Frauen. Deshalb wurde im Jahr 1141 hier im Haslachtal das Frauenkloster gebaut und unter den Schutz des Hl. Johannes des Täufers gestellt.
Aus dem Frauenkloster jener Zeit sind noch 140 Namen von Schwestern bekannt. Unter anderem waren Töchter der Geschlechter von Buch-Dietenberg-Gutenberg-Günz- Lauterach-Oy-Reute-Schönegg-Schwarzach-Trauchburg-Ummendorf und Waldburg hier eingetreten. Sie führten miteinander ein geistliches Leben. Dem Frauenstift stand eine Meisterin vor.
Das Kloster bestand bis zum Ende des 14. Jahrhunderts auf dem heutigen Friedhofsgelände (von St. Johann, der Kirche vor Rot). Nachdem zu dieser Zeit religiöse Ideale ihre Kraft verloren hatten und die wirtschaftliche Versorgung ganz ungesichert war, löste sich das Frauenkloster auf. Wahrscheinlich wurde der Konvent auch durch eine Pestepidemie von 1349/50 stark reduziert.
Abt Martin Hesser (1420-1457) liess die mittelalterliche Kirche wiederherstellen, die Ruinen des Klosters wurden jedoch abgetragen.

Zum Kloster in Rot an der Rot:
Oberes Tor und Klostermauer
Die äussere Klostermauer ist nur noch in Teilen vorhanden. Erhalten geblieben sind die beiden Eingangstore: Das Obere Tor im Westen und das Untere Tor im Osten des Klosterareals.
Die Klostermauer war mit 12 Wachtürmen bestückt. Davon ist nur noch ein Türmchen am südwestlichen Ende der Mauer auf dem höchsten Punkt des inneren Klosterbezirks erhalten geblieben.
Das Obere Tor, ein Torturm mit zweigeschossigen Flügelbauten, wurde im Jahr 1714 erstellt. Die Bemalung ist nicht mehr ursprünglich. Sie wurde 1911 durch den Münchner Maler Richard Aich verändert und 1951 erneuert.
Das gedoppelte Turmportal ist im Jahr 1995 neu gezimmert und nach dem Original bemalt worden. Der gekrönte Reichsadler ist das Zeichen der Reichsunmittelbarkeit, das Brustbild zeigt das Wappen des Erbauers, Abt Hermann Vogler (1711-1739).
Das Torhaus diente dem Wachpersonal und vermutlich auch für Gäste des Klosters als Herberge. Nach Aufhebung des Klosters im Jahre 1803 wurde das Gebäude bis 1968 als Rathaus der Gemeinde genützt.

Klosterbrauerei und Gesindehaus:
Mitten im Dreißigjährigen Krieg, im Jahre 1630, begann das Kloster mit der Bierbrauerei und errichtete 1692 hier ein eigenes Brauereigebäude. Der hufeisenförmige Bau beherbergte im linken und mittleren Flügel die Brauerei und die Mälzerei. Der rechte Flügel diente als Gesindehaus.
Die Brauerei brannte 1866 ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Im mittleren und rechten Gebäudeteil waren bis zum Jahre 1966 Gemeindewohnungen und das Mesnerhaus untergebracht.
An der Stelle des abgebrochenen alten Gebäudes wurden 1967 Rathaus und Apotheke erbaut. Die Apotheke zog 1979 in einen Neubau an der Oberen Strasse, das Rathaus wurde 1990 in die restaurierte Ökonomie verlagert.Heute gehört dieses Haus als Kloster St. Maria der Gemeinschaft der Norbertusschwestern.

Der Abt und Komponist Nicolaus Betscher:
Zur Tradition der süddeutschen Klöster gehörte eine besondere Liebe zur Musik. Oft hing die Aufnahme eines neuen Konventualen von seinen musikalischen Fähigkeiten ab.
Die Mönche konnten nicht nur vorzüglich ihre Instrumente spielen und singen, was der Biberacher Musikdirektor Justin Heinrich Knecht (1752-1817) anlässlich einiger Aufführungen von Joseph Haydns "Schöpfung" 1802 unter Mitwirkung zahlreicher Konventualen aus Schussenried, Obermarchtal, Weingarten, Ochsenhausen und Rot staunend bestätigte.
Es sind auch werke schwäbischer Klosterkomponisten wie Isfried Kayser, Sixtus Bachmann (Obermarchtal), Wilhelm Hanser (Schussenried), Franz Xaver Schnitzer (Ottobeuren) in zahlreichen Handschriften überliefert und zum Teil von den damaligen Zentren Augsburg, München oder Wien gedruckt verbreitet worden.
Orchestermessen und verschiedenste geistliche Werke des letzten Roter Abtes Nicolaus Betscher sind in Archiven erhalten geblieben und erinnern in ihrem Stil an die Salzburger Kirchenmusik Michael Haydns.
Die unterhaltsamen "Gesellschafts Lieder wider die Mode..." des "Reichs Praelat zu Roth in Schwaben" sind um 1800 in Augsburg erschienen. Der Titel einer 1791 für das Kloster Rot angefertigten Handschrift bestätigt die Vermutung, dass neben einer theologischen Verbindung zur Universität Salzburg auch enge musikalische Kontakte bestanden haben: "Die Antiphonen des gregorianischen Gesangs mit Begleitung, die Baß-Stimme komponiert durch den seit langem berühmten Salzburger Organisten Herrn Johann Michael Haydn.
Auf Geheiss des verehrungswürdigsten, berühmtesten und großmächtigen Abtes - Nicolaus, des Schöpfers von Musik und deren allergnädigsten Förderer zum Gebrauch des Chores von Rot.."


Zur Geschichte des Prämonstratenser-Reichsstifts Mönchsrot:
1126 Klostergründung, Stiftung der Hemma von Wildenberg
1140 bis 1360 Frauenkloster bei St. Johann
Wiederbesiedlungenö und Gründungen von Mönchsrot aus in dieser Zeit:
1137 Wilten bei Innsbruck
1145 Weißenau bei Ravensburg
1147 Steingaden
1152 Kaiserslautern
1171 Obermarchtal
1179 Reichsunmittelbarkeit
1495 Sitz im Reichstag
1616 Blutgerichtsbarkeit
1618 bis 1681 Dreissigjähriger Krieg, ca. 200 Plünderungen
1681 Kirche und Kloster durch Brand zerstört
1716 Klosterbrunnen aus Wertacher Marmor
1724 Neubau der Ökonomie, Siedlung Kreuzmühle
1739 bis 1741 Bau der Bruderschaftskirche St. Johann
1783 bis 1786 Abriss der Barockkirche, Bau der frühklassizistischen Klosterkirche
1803 Säkularisation und Enteignung aller Gebäude und Besitztümer, Übereignung an den Grafen von Wartenberg, später Graf von Erbach-Erbach und
Graf von Wartenberg-Rot
1840 Abriss des Bibliotheks- und Krankenflügels, eines Großteils des Kapitelsaales und des Kreuzgangs.
Die Kirche St. Verena geht in das Eigentum der Pfarrei über.
1934 Die Württembergische Landsiedlung erwirbt das Klostergebäude, die Ökonomie und die Ländereien und siedelt Voll- und Nebenerwerbslandwirte an.
Weiterverkauf des Klostergebäudes an die Stadt Stuttgart, die es als Kindererholungsheim nutzt.
1936 bis 1943 Arbeitsdienstlager im Klostergebäude, Trockenlegung der meisten Fischweiher.
1943 bis 1945 Nationalpolitische Schulungsanstalt
1949 Wiedereinzug des Prämonstratenserordens
1959 Die Patres verlassen Rot und ziehen in die Prämonstratenserabtei Duisburg-Hamborn
1960 Ankauf des von Verfall bedrohten Klostergebäudes durch die Diözese. Schrittweise Restaurierung. Seitdem Jungend- und
Bildungshaus der Diözese Rottenburg-Stuttgart.


Der Kirchenbau:
Ehemalige Abteikirche und heutige Pfarrkirche St. Verena
Die Kirche wurde in den Jahren 1777 bis 1786 auf barockem Grundriss erbaut. Ein Großbrand hatte die mittelalterliche Kirche im Jahre 1681 zerstört, auf deren Fundamenten eine frühbarocke Kirche errichtet worden war. Diese liess Abt Mauritius Moritz (1760-1782) abbrechen, um eine Kirche im "neuen Stil" aufzubauen. Er erlebte aber nur noch den Aufbau des Chorraumes. Nach seinem Tod vollendete sein Nachfolger, Abt Willebold Held (1782-1789) den Kirchenbau nach eigenen Plänen. Während der Bauzeit stürzte das Gewölbe des Kirchenschiffs ein, wobei 6 Bauleute ums Leben kamen. Der Kirchenraum wurde nach Wiederherstellung der Kirchendecke von Stukkateur Franz Xaver Feuchtmayr und Hofmaler Januarius Zick im Stil des Frühklassizismus ausgestaltet.
Der Kirchenbau dokumentiert den unverwechselbaren Übergangsstil vom Barock zum Klassizismus. Die Abneigung gegen übertriebene Auszierung und der Wille zum klassizistischen Denken und Formempfinden verleihen dem Kirchenraum Klarheit, räumliche Einheit und majestätische Zurückhaltung.
Die Westfassade ist von klassizistischer Klarheit geprägt. Die schlichte Portalfassade wird durch drei toskanische Pilaster gegliedert. Unter dem Dreiecksgiebel steht die Kirchenpatronin Verena, eine barocke Terrakottafigur. In den Nischen sind die geschnitzten Skulpturen der Ordensheiligen St. Norbert und St. Augustinus aufgestellt.
An der Ostseite befinden sich zwei dreigeschossig verjüngte Türme mit zweifach eingeschnürten Kuppeln. Sie bilden mit dem turmreichen Klosterbau eine prächtige Türmegruppe. Sie hat der Klosteranlage den Namen "Oberschwäbischer Kreml" eingebracht. Die Steinfigur des Heiligen Mauritius auf dem Rundgiebel der Ostfassade symbolisiert Vertrauen und Schutz.

Der Heilige Norbert von Xanten, Gründer des Prämonstratenserordens
Norbert, um 1081 geboren, stammte aus dem Adelsgeschlecht der Herren von Gennep an der Maas. Bereits in früher Kindheit wird er in das St. Viktor-Stift in Xanten am Niederrhein aufgenommen und lebt dort in der Gemeinschaft der Kanoniker.
Norbert schliesst sich der kirchlichen Reformbewegung unter Papst Gregor VII. an. Diese sieht in der Erneuerung der Spiritualität der Geistlichen einen Ansatz zur Erneuerung der ganzen Kirche.
Nach einem geistlichen Reifeprozess durch Busse und Entsagung bricht Norbert zu Wanderpredigten auf. Nachdem eine Reform mit seinen Mitbrüdern in Xanten scheiterte, reift in ihm der Entschluss, mit Gefährten eine eigene Stiftsgemeinschaft zu gründen.
Im Tal von Prémontré bei Laon in Nordfrankreich legt Norbert im Jahr 1121 das Fundament für eine neue Gemeinschaft, den Prämonstratenserorden nach der Regel des Hl. Augustinus. Im 12. Jahrhundert wächst dieser Orden zur größten Priestergemeinschaft in Europa heran.
Im Jahr 1126 wird Norbert zum Bischof von Magdeburg berufen. Das Stift "Unser Lieben Frauen" wird zur Wiege der mitteldeutschen Prämonstratenser und ihrer Mission unter den Slawen.
Am 6. Juni 1134 stirbt Norbert und wird in der Stiftskirche zu Magdeburg bestattet. Seine Heiligsprechung erfolgte 1582 durch Papst Gregor XIII. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurden die Gebeine des Hl. Norbert 1627 von Madgeburg nach Prag in die Prämonstratenserabtei Strachov überführt.

Die Heilige Verena, Patronin der Klosterkirche
Verena wurde nach der Legende um 300 in Theben in Ägypten geboren. Ihr Oheim, der Hl. Mauritius, war der Anführer der Thebäischen Legion, die den christlichen Glauben angenommen hatte. Mit den Thebäern kam Verena nach Europa. Die christlichen Soldaten der Legion erlitten bei St. Maurice im Wallis den Märtyrertod. Verena überlebte und widmete fortan ihr ganzes Leben dem Dienst an den Armen und Siechen.
Zunächst ließ sich Verena in einer Klause bei Solothurn und später in Zurzach nieder. Dort soll sie im Haushalt eines Pfarrers gedient haben, weswegen sie die Patronin der Haushälterinnen ist. In einer Hungersnot soll Verena Korn und Brot erbetet haben. Deswegen wird sie als Patronin der Müller verehrt.
Als sie einmal von Feinden verfolgt wurde, schwamm sie mit einem Mühlstein bei Coblenz durch den Rhein. Darum ist sie auch Patronin der Schiffer.
Als Attribut der heiligen Verena gelten Krug, Kamm und Brot, die Zeichen der Nächstenliebe. Die Darstellung mit Fisch und Ring geht auf eine Legende zurück, nach der sie des Diebstahls eines kostbaren Ringes bezichtigt wurde; doch der Ring fand sich im Bauch eines Rheinfisches wieder.
Schon zur Zeit der Klostergründung wird Verena als Kirchenpatronin erwähnt. Ihr Fest wird am 1. September gefeiert.

Die Klosteranlage:
Die Anlage im Stil des Hochbarock wurde nach Plänen des Abtes Martin Ertle (1672-1711) erbaut. Ein Großbrand im Jahre 1681 hatte den spätgotischen Klosterbau zum größten Teil vernichtet. In den Jahren 1681-1699 entstand der Neubau. Von der abgebrannten, unter Abt Martin Hesser (1420-1457) gebauten alten Anlage blieb das Mauerwerk des Eckhauses mit Aureliusturm und spätgotischem Staffelgiebel übrig. Diese erhalten gebliebenen Gebäudeteile wurden in die neue Barockanlage einbezogen. An der Südseite kann man noch Reste von Wandfresken erkennen, die 1970 bei der Renovierung des Gebäudes freigelegt werden konnten. Abt Conrad Ehrmann (1501-1520) hat sich mit der Inschrift verewigt:
...dig Herr Conrad ermann Abt diss gotzhus diesen Baw geschaffet zu machen...
Die Reichsunmittelbarkeit der Abtei ist ebenfalls durch ein Fresko dokumentiert: Gekröntes Schild mit doppelköpfigem Reichsadler.

Die barocke Gestaltungsfreude äussert sich besonders am Gästeflügel der Südseite durch
- den achteckigen, reich gegliederten und bemalten Aureliusturm mit der "Armsünderglocke" in der Laterne, ein Hinweis auf die Hohe Gerichtsbarkeit seit 1616;
- die durchgehenden Kolossalpilaster,
- die vertieften Muscheln über den Fenstern,
- die aufgemalten Simskonsolen.
An allen Enden der Gebäudeflügel stehen Turmpaare mit unterschiedlich geformten Zwiebelhauben.
Nach der Säkularisation im Jahre 1803 wurde der einst sechsflügeligen Klosteranlage 1840 der Ostflügel entlang des Chores der Kirche abgebrochen. In diesem Gebäudeflügel befanden sich der Kapitelsaal (ein Viertel davon ist noch vorhanden), die Bibliothek mit 7000 Werken (der Großteil der wertvollen Bücher ist vernichtet worden), der Bibliothekssaal mit kunsthistorisch bedeutender Kassettendecke (heute im Stadtschloss in Erbach/Odenwald eingebaut) und im 2. Stock das Krankenhaus des Klosters. Auch diesen Gebäudeflügel zierten 2 Türme. So erhoben sich früher mit den Kirchtürmen 9 Türme über der Klosteranlage, heute sind es noch 7.
Seit 1960 ist das ehemalige Kloster in Besitz der Diözese Rottenburg-Stuttgart und wird als Jugend- und Bildungshaus genutzt.

Der Klosterbrunnen
Inmitten des Klosterareals wurde im Jahr 1716 unter Abt Hermann Vogler (1711-1739) der Brunnen aus rotem Wertacher Marmor gehauen. Die Mittelsäule war einst reich bestückt mit aus Kupfer getriebenen barocken Beschlägen, Ranken, wasserspeienden Masken und Enten. Auf der Kuppel stand eine Figur der Göttin Fortuna. Die Kupferfiguren sind 1945 verloren gegangen.
Bis zum Jahr 1683 zog sich durch den Klosterhof ein "tieffer und wiester Graben", durch den der Mühlenbach floss, eine Abzweigung der Rot.
Im Jahr 1691 wurde der Graben mit Schutt des abgebrannten Konventsgebäudes aufgefüllt. Ein neuer Mühlengraben wurde eingewölbt und führt heute noch Wasser der Rot unterirdisch durch den Klosterhof. Mit dem Wasserlauf wurden das Mühlrad der Klostermahlmühle und eine Ölmühle angetrieben. Auch die Gerberei wurde mit Wasser versorgt. Ausserdem nützte man die Wasserkraft für die Holzbearbeitung. Auch das Kloster selbst wurde durch ein Kanalsystem aus diesem Bach mit Wasser versorgt.
Quellen für alles: Wikipedia, Homepage der Gemeinde Rot und die Infotafeln des Mönchsrother Weges



Rot an der Rot ist auch in folgenden Touren dabei:

Nach Rot an der Rot
Haslach-Gutenzell
Nach Wain
Seibranzer Hinterland
Hauerz-Ochsenhausen

































Zurück