Die Judenkirche bei Tiefenbach und die dortigen Steinzeitfunde
Der wunderschöne Ort ist immer noch recht wenig besucht, kann also noch als Geheimtipp gelten.
Das imposante Felstor besitzt eine Breite von ca. 15 Metern, eine Höhe von ca. 5 Metern und eine Dicke von 1 bis 2 Metern. Der Durchblick durch das Tor bietet eine hervorragende Sicht auf Oberstdorf und seine Berge.
Die Judenkirche ist ein geschütztes Naturdenkmal.
Eine Erklärung zur Entstehung:
An dieser Stelle hat sich der Schrattenkalk aus der ursprünglich horizontalen Schichtung hochgewölbt. Auf der talseitigen Flanke bildeten sich hierbei Risse und auch die innere Schicht des Gesteins wurde durch Druck gelockert.
Die nicht mehr eingebundenen Gesteinstrümmer der Talseite fielen heraus und es entstand ein natürliches Felstor, da oben ein Felsbalken erhalten blieb. Langsam rutschte auch das hinter der Öffnung liegende Gestein nach, wodurch sich
ein Hohlraum hinter der Gesteinsbrücke bildete, der wie ein chorartiger Raum wirkt und durch den der Weg hindurchführt.
Woher kommt der Name "Judenkirche"?
Wegen des chorartigen Raumes soll der Ort früher "in der Kirche" geheißen haben und durch eine ungenaue Aufschreibung ist daraus "Judenkirche" entstanden.
Die mittelsteinzeitlichen Funde des Grafen Christoff von Vojkffy
Der Wanderweg von der Pfarrkirche von Tiefenbach an den südlichen Felsabstürzen am Ochsenberg, den Jehlefelsen, vorbei zur Judenkirche heißt Graf-Christoff-von-Vojkffy-Weg.
Graf Vojkffy lebte von 1879 bis 1970. Die Oberstdorfer gaben ihm den Beinamen "Boatsche Xavere". Er wurde von ihnen in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht ganz für voll genommen, denn er hatte einen Spleen:
er durchsuchte in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg den Oberstdorfer Talkessel und seine umliegenden Höhlen systematisch nach steinzeitlichen Wohnplätzen.
Doch Herr Vojkffy belehrte seine Kritiker und Spötter eines Besseren und erlangte darauf hin lokale Berühmtheit. Gleich an mehreren Stellen fand er, was er suchte: 683 Steinwerkzeuge aus heimischen Radiolaritgestein, der heute unter dem
Namen Breitachstein bekannt ist. Gründlich und fleissig, wie er war, fertigte er von den vielen Schmal- und Breitklingen, Kratzern uns Sticheln Skizzen an. Die meisten der Originale kamen nach München in die Prähistorische Staatssammlung
und gingen leider durch einen Bombenangriff verloren. Nur noch wenige dieser Artefakte sind dort noch ausgestellt. Ein paar andere sind glücklicherweise ins Heimatmuseum von Oberstdorf gekommen und können dort besichtigt werden.
Dass dieser Mann geehrt werden musste, ist deshalb wohl verständlich.
Warum wurde gerade dieser Weg hier in Tiefenbach nach ihm benannt?
Das ist leicht beantwortet, denn der Weg führt zum Jehlefelsen, unter dessen weiter überhängenden Felsen aus Schrattenkalk Vojkffy einen wichtigen Fundplatz erschloss. Hier hatten in der Mittelsteinzeit vor etwa 10.000 Jahren nomadisierende
Jäger, Fischer und Sammler einen geschützten Sonnenplatz gefunden, an dem sich eine Zeit lang leben ließ. Unterhalb der Wohnstätte soll es noch einen See zum Fischfang gegeben haben. Dieser See war entstanden, als der alte Breitachabfluss
durch den Hirschsprung bei einem Bergsturz verschüttet wurde. Dieser See suchte sich einen neuen Abfluss zwischen der jetzigen Sulzburg und dem Höhenrücken von Jauchen. Nachdem dieser Abfluss sich immer tiefer einschnitt, wurde der
See kleiner und verschwand schliesslich ganz. Das könnte auch erklären, warum der Jelefelsen als Wohnplatz aufgegeben wurde.
Die Judenkirche ist in folgender Tour zu finden: