Der Krummbach von Ochsenhausen


Die folgenden Informationen stammen von Herrn Dr. Lutz Dietrich Herbst mit freundlicher Genehmigung.

An dieser Stelle empfehle ich den Besuch der von Dr. Herbst mitkonzipierten Webseite:
Mühlenstrasse Oberschwaben


Der Krummbach - ein technisches Denkmal aus dem Mittelalter

Der erhöhte Standort des Benediktinerklosters Ochsenhausen zwischen den beidem Rottumtälern ist wohldurchdacht ausgewählt. Kein anderer Bauplatz in Ochsenhausen hätte ein derart reichhaltiges Aufkommen an frischem Quellwasser in seiner unmittelbaren Nachbarschaft sein eigen nennen können.
Deshalb werden die zahlreichen Quellen des Krummbach-Horizontes seit dem späteren Mittelalter in einem Maße genutzt, das im Einklang mit der Natur steht.

Geradezu meisterhaft haben die klösterlichen Ingenieure das naturgegebene Problem der bauchigen Hangformen gelöst. Dammbauten hätten ohne weiteres die Einbuchtungen umgehen können, um das Wasser schnell zum Kloster zu leiten.
Die Mönche waren jedoch an Abkürzungen nicht interessiert, die das Erscheinungsbild der Landschaft zerstört hätten. Vielmehr komponierten sie das Bett der künstlichen Wasserleitung in die bauchigen Formen des Abhanges hinein. Technik wurde also der Landschaft angepaßt, ohne ihr dabei Schaden zuzufügen. Aus diesem Grunde weist der Kunstbach zahlreiche Krümmungen auf, die zu seinem Namen geführt haben.

Der Krummbach - ein Zusammenspiel von Natur und Bautechnik

Zu den Grundsätzen der klösterlichen Wasserbaukunst gehörte es, die Ufer von hangseitig geführten Kanälen mit Bäumen zu bepflanzen. Die dichten Baumkronen ließen nämlich den Bach unter einem kühlen, schattigen Laubdach fließen. Auf diese Weise blieb das Wasser sauerstoffreich und frisch. Der Wuchs von Seggen und anderen Gewässerpflanzen, die den gleichmäßigen Lauf des Wasser behindert hätten, wurde vermieden. Schwemmsande wurden daher nicht aufgestaut. Der Bach blieb seinem Bett treu. Ebenso ersparte das enge Wurzelgeflecht der Bäume hohe Reparaturkosten, die sonst bei Uferabbrüchen entstanden wären.
Die Gefahren, die mit dem herbstlichen Laubfall verbunden sind, waren den Benediktinern ebenfalls bewußt. Sie ließen den Krummbach daher vor seinem Eintritt in den Klosterbezirk durch ein Absatzbecken fließen, dessen Sohle mit Ziegeln ausgekeleidet war. Laub und Schwemmsande konnten sich dort gut absetzen und zur weiteren Kompostierung bergen lassen.

Wie alle Klosterbäche des Mittelalters verhalf auch der Krummbach den Benediktinern von Ochsenhausen zu einer weitgehend wirtschaftlichen Selbständigkeit. Allein schon der Bereitstellung von ausreichendem Löschwasser für den Brandfall schenkten die Mönche ihre größte Aufmerksamkeit. Auch die Klosterküche war an einer ständigen Wasserzuführung interessiert: Schmeckten doch die Forellen aus dem sauberen Krummbach allemal besser als jene Karpfen, die man aus den morastigen Weihern der Umgebung hätte holen lassen müssen.
Ferner konnten die Klostermühlen ihre nötige Antriebskraft vom Bach erhalten. Kernstück dieser Triebwerke war ein Pumpwerk, mit dessen Hilfe Wasser bis zu den unterirdischen Stollen gepumpt werden konnte. Dort spülte es sämtliche Fäkalien fort, so daß die hygienischen Verhältnisse des Klosters geradezu optimal waren.
Die Abwässer gelangten über das weitverzweigte Kanalsystem im Unterlauf des Krummbaches auf die Wiesen. Dort düngten sie jenes Grünland, dessen Erträge wiederum in den klösterlichen Viehställen verfüttert wurden.

Während die Mönche ihr Trinkwasser aus diesem Gebiet durch eine unterirdische Teuchelleitung (=Rohrleitung aus Holz) bezogen, galt das getrennt oberirdisch geführte Wasser stets als Brauchwasser. Die Beschaulichkeit der Brauchwasserleitung läßt kaum die große Bedeutung des Krummbaches für die Energieerzeugung in Ochsenhausen erkennen. So arbeiteten am Höhepunkt der Wasserkraftnutzung um 1880 allein sieben Wasserräder ausschließlich mit Krummbach-Wasser.
Sämtliche Mühlen sind inzwischen abgerissen worden. Heute entzieht lediglich eine Wärmepumpe dem Krummbach Energie für die Heizung der Klosterkirche.

Die beschauliche Idylle des Krummbaches zwischen seinem Ursprung und dem Benediktinerkloster gehörte auch früher zu den verschwiegenen Kostbarkeiten der oberschwäbischen Landschaft. Ungestört von den Bauern im nahen Wiesental der Oberen Rottum suchten hier Generationen von Mönchen innere Einkehr und Zwiesprache mit Gott.
Es ist daher kein Wunder, daß der alte Ruheweg der Mönche nach Auflösung des Klosters (1803) auch von der Bevölkerung zur Erholung entdeckt wurde. Sorgfältig ersetzten die Forstbeamten schadhafte Bäume. Gewissenhaft widersetzten sich die Bürger allen Versuchen, das Wasser zu verunreinigen oder gar den Bachlauf aufzugeben.
Entsprechend zum Stillen Bach des Klosters Weingarten und Motzenbach des Klosters Ottobeuren zählt der Krummbach heute zu den letzten Zeugnissen einer landschaftsgerechten Bautechnik, die die Benediktiner in Deutschland hinterlassen haben.

Der Bach ist in folgender Tour zu finden:

Haslach-Gutenzell-Ochsenhausen

Rund um Ochsenhausen


















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