Badwirtschaft Malleichen
"Ein tolles Ausflugsziel", loben Gäste. "Ein wunderschönes Tal mit der Argen und dem Osterwald", schwärmt Bernadette Maurus, eine der früheren Wirtinnen in Malleichen. Viele Besucher staunen
nicht nur über den Zauber des Ortes, sondern auch über seinen Namen. "Malleichen leitet sich ab vom altdeutschen Wort "Mal" und bedeutet Versammlung oder Gericht, also einen Gerichtsort an den Eichen",
erläutert Historiker Michael Barczyk aus Bad Waldsee. Für ihn ist Malleichen nicht nur "eine der ältesten Allgäuer Siedlungen", sondern auch "ein wahrer Geheimtipp".
Der Gasthof liegt idyllisch, er bietet ein liebevoll erhaltenes historisches Ambiente, einen Biergarten, in dem man die Zeit vergisst und eine uralte Kegelbahn, die nicht nur Nostalgiker begeistert.
Kathi Maurus, die Ortsheimatpflegerin von Röthenbach, kann belegen, daß das Gasthaus Malleichen seit über 400 Jahren besteht. "Der Weg an der oberen Argen entlang ist schon 1522 als wichtige Verbindung
erwähnt."
Anfangs wurde das Haus als eine Schildwirtschaft geführt, also als Platz zum Essen und Übernachten.
Als "2600 Werkschuhe" vom Gasthaus entfernt eine Schwefelquelle entdeckt wurde wurde, kam mit dem Bad ein weiterer Geschäftsbereich dazu. Das Wasser wurde über eine lange Leitung aus Holzrohren zur Badehütte transportiert. Angeblich soll das heilkräftige Wasser die Manneskraft gestärkt haben. Ein solches Bad konnten sich freilich nur wohlhabende Bürger leisten die mit Pferdefuhrwerken nach Malleichen reisten. Im 19. Jahrhundert untersuchte der königliche Landgerichtsarzt Doktor Winter das schwefelhaltige Wasses der Badquelle - und attestierte ihm eine helle Farbe, faden Geschmack und eine Temperatur von 5 3/8 Grad. Nachdem Xaver Steiner bei einer Versteigerung am 30. Januar 1879 die Gastwirtschaft erworben hat, lädt er im "Argenboten" von 3. Juli 1880 zur Wiedereröffnung der um sechs Badezimmer mit Zinkbadewannen erweiterten Badwirtschaft ein:
Unterzeichneter beehrt sich den titl. Herren Honoratioren, werther Bürgerschaft und verehrlichen Nachbarn die ergebendste Anzeige zu machen, dass das alte, berühmte und beliebte Mineralbad Malleichen, Station Röthenbach bei Lindau wieder neu ins Dasein gerufen und neueste bequemste Einrichungen getroffen sind. Werde mich stets bemühen, jeder Aufforderung zu genügen und lade zu der am Sonntag, 20. Juni stattfindenden Eröffnungsfeier mit Musik ergebenst ein.
Xaver Steiner, Badwirth
Immer wieder wechselnden Wirt und Betreiber, bis 1883 mit dem Namen Natterer eine
Familien-Ära begann. Noch heute ist die legendäre Wirtin Babette Natterer eine lebendige Erinnerung rundum. "Der Gasthof war ihr Leben", sagt Susann Maurus, Bernadettes Schwester. Die Zwillinge wissen
vieles mehr über die liebenswerte Gastgeberin, nicht zuletzt, weil sie einige Jahre in deren Fußsstapfen getreten sind. "Der Kult um Babette lebt in Malleichen weiter", auch und gerade auf dem Teller:
"Sie hat ja meist ganz einfache Sachen gekocht, nach alten Rezepten der Region, schlicht, aber von legendärem Geschmack."
Auch das neue Betreiberpaar, Christine Kadzidroga und Thomas Geigenberger, knüpft hier mit dem bewährten Malleichen-Team an und bietet seit Februar zünftiges Selbstgemachtes mit Zutaten aus der Region
- zum Beispiel "Katzegschroi": mit Zwiebeln und Ei angebratenes Siedfleisch.
Oder aber ein Zubertöpfle: Im Mini-Badezuber locken Schweinelendchen auf Eierspätzle. So bleiben Malleichen, Babette und die Tradition der Badwirtschaft lebendig. Vielleicht werden dereinst auch wieder
Gäste ganz in den Zuber steigen...
Mit freundlicher Genehmigung aus der Zeitschrift "Landzunge" übernommen.
Anmerkung vom Illerschorsch: Wer noch mehr über diese reizvolle Wirtschaft erfahren will, muss einfach mal hingehen, einkehren, das Flair genießen. In der Kegelbahn habe ich schon schöne und lustige
Abende verbracht. In den aussergewöhnlich schönen und kreativen Speisekarten der Wirtschaft ist auch noch einiges mehr zur Geschichte zu erfahren.
Die Wirtschaft ist in folgender Tour zu finden: