Kirche Eggmannsried
Das ehemalige Klosterdorf Eggmannsried liegt in Oberschwaben, einer Sakral- und Kulturlandschaft, die bis heute stattliche Kloster- und Kirchenbauten aus dem
18. Jhd. prägen. Die Oberschwäbische Barockstrasse durchzieht dieses Gebiet von der Donau bis zum Bodensee.
Egemannesriet tritt urkundlich ab 1246 mit dem gleichnamigen Ortsadel in Erscheinung. Die zum Kapitel Waldsee gehörige Pfarrkirche St. Jakobus wurde 1275
erstmals genannt. Seit 1296 besass das Prämonstratenserstift Schussenried hier Güter.
Die Edlen von Hummertsried und von Rosenharz waren im Besitz des Patronatsrechtes der Kirche. Sie verkauften dieses am 24. Juli 1349 zunächst an Johannes von
Molpertshaus, der es an das Kloster Schussenried veräusserte.
1508 wurde das Patronat schliesslich dem Reichsstift inkorporiert. Auch das Augustinerchorherrenstift Waldsee verfügte seit 1382 über Besitz in dem Klosterdorf,
während das Zisterzienserinnenkloster Baindt hier seit 1487 begütert war. Der Groß- und Kleinzehnt war bis 1694 im Besitz des Grafen von Wolfegg-Waldsee und
wurde von diesen an das Prämonstratenserstift Rot an der Rot verkauft. Die Vogtei über den Ort ging im selben Zeitraum von der Herrschaft Schwarzach an die
Truchsesse von Waldburg.
Die Baugeschichte der Kirche:
Die mittelalterliche Jakobuskirche von 1275 hat keine schriftlichen Spuren hinterlassen. Erste Quellen beziehen sich auf Reparaturen des Gotteshauses und die
Verbesserung der Innenausstattung und setzen 1550 mit der Weihe des Nebenaltars ein.
Ab 1721 besuchte der Schussenrieder Abt Didacus Ströbele mehrfach Eggmannsried, wie er in seinem Tagebuch berichtet. Hierbei fiel wohl der Entschluss, die Kirche
neu zu errichten, die schier zu Boden gefallen war. Nach einer kurzen Planungsphase erfolgte der Abbruch des Gotteshauses Anfang Juni 1722.
Der alte Turm wurde belassen und später erhöht. Nach der Grundsteinlegung am 25. Juni konnte der Rohbau schon am 3. August in Augenschein genommen werden.
Der Schussenrieder Klosterbaumeister Michael Mohr d. Jg. (1682-1732) erstellte wohl die Risse für den Neubau, auch wenn vielfach sein Nachfolger Jakob Emele (1706-1780)
als ausführender Architekt genannt wird. Mohr war der Lehrmeister von Emele und mit allen wichtigen Bauwerken des Klosters Schussenried betraut. Die plastischen
Arbeiten stammen von Johann Georg Prestel, einem viel beschäftigten Bildhauer aus Ravensburg.
Am 7. September 1723 war die Kirche so weit hergestellt, dass Abt Didacus um die Erlaubnis zur Benediktion nachsuchte. Im Dezember 1724 wurden die beiden
Seitenaltäre und die Kanzel aus der Klosterschreinerei von Schussenried geliefert, denen Hochaltar und Chorgestühl folgten. Die Klosterwerkstatt des Reichsstifts
bildete mit Leonhard Burkhart und Peter Heckler ein bedeutendes Zentrum der Kunstschreinerei. Den plastischen Altarschmuck schuf ebenfalls der Bildhauer Johann
Georg Prestel. Sämtliche Farbfassungen und die Altarblätter stammen von dem vielseitigen Künstler Gabriel Weiß (1682-1760) aus Appenzell.
Nach der Fertigstellung der Innenausstattung erfolgte am 25. Oktober 1725 die feierliche Konsekration durch den Konstanzer Weihbischof Franz Anton von Sirgenstein.
In der Folgezeit gelangten durch Kloster und Stifter weitere Kunstwerke in die Kirche, wie die Heiligenrechnungen nach 1742 belegen. Nach der Instandsetzung
von 1932-1935 konnte von 1978-1983 eine grundlegende Renovierung vorgenommen werden, die auch die Neugestaltung der Altarinsel mit einschloss. Volksaltar und Ambo
mit figürlichen Intarsien erstellte der Künstler Franz Härle aus Bad Waldsee, der seine Arbeit stilistisch an das alte Chorgestühl anlehnte. Als Restaurator war Jürgen
Hohl tätig, dem die Kirche so manches wiederhergestellte Kleinod verdankt.
Die Kirche ist in folgender Tour zu finden: