Das ehemalige Kloster Langnau und der Ort Langnau mit seiner Geschichte / Ritter Arnold
Zur Geschichte des Klosters/ des Ritters:
Der gottselige Ritter Arnold von Hiltensweiler
Ritter Arnold hat nachweislich durch Urkunden Anfang des 12. Jahrhunderts in Hiltenswilare gelebt. Über seine Familien- oder Verwandtschaftsverhältnisse ist nichts bekannt.
Es ist zwar im Totenbuch von Zwiefalten eine Gisela de Hiltenswilare erwähnt, aber über ihr Verwandschaftsverhältnis zu Ritter Arnold gibt es keine urkundlichen Erwähnungen.
Der katholische Gedenktag des Ritters Arnold von Hiltensweiler ist der 1. Mai. Der Name Arnold bedeutet: wie ein Adler waltend.
Arnold war Ritter aus der Burg Alt-Summerau. 1116 war er Mitglied einer von Herzog Friedrich II. von Schwaben anberaumten Versammlung von Adligen in Rottenacker.
Die Legende berichtet von Arnolds Teilnahme am Kreuzzug. Nach seiner Rückkehr habe er mit seiner Frau Junzela eine "Josefsehe" geführt, d. h. aus religiösen Gründen auf Geschlechtsverkehr verzichtet.
Das Jahr 1122
Auf dieses Jahr fällt auch jene Tat, die ihn besonders in seiner Heimat Hiltensweiler und Langnau unvergesslich machte:
Die Stiftung eines Klosters mit dem Zwecke, in Hiltensweiler für immer geregelten Gottesdienst zu haben. Die Urkunde ist datiert auf den 06. Januar 1122. Das Original ist verlorengegangen, aber das Konzept befindet sich im Stadtarchiv von Schaffhausen.
Ausserdem befindet sich eine Abschrift der Urkunde im sogenannten Kopialbuch des Klosters Langnau, das heute im Staatsarchiv in Stuttgart aufbewahrt wird.
Ritter Arnold und seine Gattin Junzela stifteten also dem Kloster Allerheiligen in Schaffhausen
ihren gesamten Grundbesitz, damit in Hiltensweiler ein
Tochterkloster des Benediktinerklosters Am Hochrhein errichtet und
unterhalten werden konnte.
So konnte die kleine Benediktiner-Propstei entstehen.
Die Edelleute Ritter Arnodl und seine Frau Junzela starben kinderlos. Von beiden ist das Todesjahr bekannt. Der selige Arnold soll verlangt haben, dass man seinen Leichnam auf einen Wagen legt, der von zwei jungen Ochsen gezogen werden sollte.
Und dort, wo der Wagen stehenbleibt, solle man ihn begraben.
Es wird vermutet, dass Ritter Arnold im von ihm erbauten Oratorium in Hiltensweiler sein Grab gefunden hat. Aus Junzelas letzter Ruhestatt entstand das Kloster Langnau.
Ihr Grabstein soll stets nass gewesen sein, obwohl er sich im Inneren der Kirche befand. Dies berichteten Augenzeugen im 17.Jahrhundert, und es wurde als Zeichen ihrer Jungfräulichkeit gedeutet.
Unterhalb der Burg Alt-Summerau fliesst das als heilsam geltende "Arnoldsbrünnlein". In der Bodenseeregion wird Arnold als Volksheiliger verehrt.
Aus Urkunden wissen wir:
-1122 Kaiser Heinrich V. nahm Bamberg die Stiftung unter seinen persönlichen Schutz
-1145 Kaiser Konrad III. dem Kloster seinen Schutz und Schirm zusagte
-1149 Papst Eugen III. alle Rechte des Klosters und der Kirche in Hiltensweiler bestätigte
-1154 Kaiser Friedrich I. das Kloster Hiltensweiler mit seinen Zugehörigen anerkannte
-1179 Papst Alexander III. das Kloster als Tochterkloster von Schaffhausen erklärte.
Kloster Langnau
Arnolds Stiftung und Wunsch entsprechend, hatte der Abt von Schaffhausen im Jahre 1122 Mönche nach Hiltensweiler entsandt, die für regelmässigen Gottesdienst sorgten.
Um das Jahr 1200 übersiedelten sie in das günstiger gelegene Langnau im Argental, am Fuße der Steige, die zu Arnolds Kirche hinaufführte. Aus der kleinen Einsiedelei Junzelas entstand die Propstei Langnau, deren Besitz sich nach und nach zu einer kleinen
Grundherrschaft rundete.
Graf Heinrich III. von Montfort erwarb 1389 die Bendediktinerpropstei in der Absicht, sich ein Hauskloster mit eigener Familiengruft aufzubauen.
Das Allerheiligenkloster in Schaffhausen rief seine Mönche zurück, und wegen üblen Zustands des Vaterlands und unzureichender Einkünfte verließen sie das Kloster in einem erbarmungswürdigen Zustand. Heinrich III. rundete sein Hoheitsgebiet mit dem Territorium
der Propstei ab und schuf sich dadurch ein vom Grafenhaus abhängiges Hauskloster, dessen Kasteivogt er war und das er 1405 mit einem strengen Orden besetzte.
Heinrich III. holte im Jahr 1405 Provinzial, Prior und fünf Brüder des Ordens des heiligen Paulus (dieser Orden wurde 1250 in Ungarn gegründet) nach Langnau. Bereits 1359 hatte Heinrich III. mit den Paulinern einen ersten Versuch gewagt und sie in Argenhardt
angesiedelt, einer Mönchszelle im Tettnanger Wald, die zwar klein war, doch bis 1787 existierte.
Die Ordensregel der Pauliner schrieb vor, dass sie von ihrer eigenen Arbeit leben und kein Territorium besitzen sollen. Doch als 1405 Heinrich III. dem Prior und seiner kleinen Schar Padres das Kloster Langnau anbot, übersah der Konvent die Sterafandrohung und
übernahm das Kloster mit allen Besitzungen und Rechten und die Verpflichtungen, immerwährend die Seelsorge in Arnolds Kirche auszuüben, die Familiengrabpflege der Tettnanger Grafen zu unterhalten und jährlich Seelenmessen für die Stifterfamilie zu lesen.
Als erster seines Geschlechts wurde Heinrich III. 1408 in der Klosterkirche beigesetzt. Wenige Jahre später, als während des Konstanzer Konzils Weltpolitik am Bodensee gemacht wurde, nahm Kaiser Sigismund das Kloster unter seinen Schutz und bestätigte
den Montfortern ihre Vogteirechte über das Paulinerpriorat. Auch der neue, 1418 in Konstanz erwählte Papst Martin V. stellte sofort Kloster Langnau und die Kirche in Hiltensweiler unter seinen Schutz und bestätigte alle seine Privilegien.
Die Mönche rückten immer weiter von Ideal der Ordensregel ab. Sie mehrten ihre Güter und sorgten so statt für das Seelenheil mehr für ihr Erdendasein. Um Askese und strenge Ordenszucht scheint es nicht gut gestanden zu haben, als eine Gräfin die Padres
um 1520 ermahnen musste, nicht unordentlich aus dem Gotteshaus zu laufen und rechte Ordnung mit Singen und Lesen zu halten.
Bauern plündern das Kloster Langnau 1525
Natürlich standen bei der Bauernbewegung 1524-1525 nicht religiöse Beweggründe im Mittelpunkt. Die Ursache war die Unzufriedenheit der Bauern mit den sozialen Umständen. Ein Teil des Seehaufens rottete sich auf dem Rappertsweiler Berg zusammen, der
günstig zwischen Ravensburg und Lindau lag und einen Blick bis hinab zum Bodensee bot. Für den Rappertsweiler Haufen gab es in unmittelbarer Nähe das Kloster Langnau, das mit seinen gefüllten Kornkammern und Weinkellern eine ideale Versorgungsbasis
war.
Insgesamt mögen es wohl an die 8000 Bauern gewesen sein. Allgäuer und Oberschwaben, denen bestimmt auch die Langnauischen Leibeigenene angehörten. Sie wurden von Hauptmann Dietrich Hurlewangen, einem Patrizier und verganteten Kaufmann aus Lindau,
der im Gitzenweiler Hof und im Liebträgerhof wohnte, angeführt.
Zweimal, am 24.Februar und am 14.Mai 1525, überfielen die Bauern das Kloster Langnau und plünderten Kirche, Kornkasten, Küche und Keller. Die Langnauer Mönche mussten ihr Kloster für vier Monate verlassen und bei ihrem Vogt, dem Grafen von Montfort,
Schutz suchen. Sie kehrten in ein verwüstetes Kloster zurück.
30-jähriger Krieg
Bald nach der Klosterneugründung 1405 entschlossen sich auch andere Geschlechter, ihre Familiengrabstätte nach Langnau zu verlegen. Im späten 15. Jahrhundert sind dies die Herren von Danketsweiler, für die laut Stiftungsurkunde ein ewiges Licht am St. Paulsaltar
brannte, und die Herren von Unterreitnau, deren Erbbegräbnis 200 Jahre lang in einer kreuzförmigen Kapelle an der Klostermauer war.
Wolf Dietrich von Reitnau, der 1612 verstorbene Erzbischof von Salzburg, schenkte dem Kloster Langnau nicht nur ein Kapital von 600 Gulden zum Lesen von Jahresmessen und für ein ewiges Licht an den Gräbern, sondern auch ein wertvolles Altarbild.
1621 hatte der Paulinerpater Heinrich Thies, Pfarrer in Hiltensweiler, begonnen, die Pfarrbücher zu führen. Bis 1630 stammen alle Einträge von seiner Hand. Dann wurde er als Prior in das Paulinerkloster Rohrhalden bei Rottenburg am Neckar berufen.
Dort starb er und mit ihm der Laienbruder Jacob Strobel 1632, von den Schweden unmenschlich hingeschlachtet, den Märtyrertod, da sie durch keine Versprechungen, Drohungen und Schreckungen zum Abfall vom Glauben gebracht werden konnten.
Auch das Argental wurde von schwedischen und kaiserlichen Soldaten mehrfach heimgesucht und verheerend geplündert. Doch schlimmer als raubende Soldaten traf die Pest die Pfarrei Hiltensweiler: das Totenbuch verzeichnet 168 Pesttote, fast drei Viertel
aller Pfarrkinder.
Die höchst traurige Lage des ganzen Landstrichs schildert Graf Hugo von Montfort 1642, als er schreibt, es sei ihm und seinen Untertanen kaum das Leben übriggeblieben. Sie seien aller Mittel beraubt, so dass sie sogar die zu erwartende Ernte und den Wein, ja
gleichsam die Kutteln im Leib versetzen müssen.
Der bitterste Schlag für das Kloster Langnau war nach all den Requirierungen und Einquartierungen, als die Schweden Teile des Klosters und die Kirche in Schutt und Asche legten, weil sie verärgert über die erfolglose Belagerung Lindaus waren.
Nach dem Westfälischen Frieden begegnete man den schwedischen Verwüstungen mit Neubauten. Das Kloster wurde in den Jahren 1655-58 bis auf wenige Reste neu, freundlicher, bequemer aufgebaut. Doch der eigentliche Klosterbauherr war der aus Langenargen
stammende Prior, Pater Franziskus Wizigmann. Um 1720 ließ er Scheuer, Gerberei und Bäckerei errichten und zwei neue Weinkeller graben.
Der heilige Valentin
Papst Clemens X. verlangte 1676, dass bei einigen Paulinerklöstern Schulen eingerichtet werden, da nur Ordensgeistliche, die ihr Doktorexamen abgelegt hatten, zu Würden kommen sollten. Auch Langnau war als Studienort ausersehen, doch eine Schule kam nie
zustande. Bestimmt war es ein finanzieller Kraftakt des kleinen Konvents von etwa 15 Patres, als einer von ihnen 1730 zu Studien nach Rom geschickt wurde. Auf Anordnung seines Priors brachte er Reliquien mit nach Hause. Die feierliche Übertragung der Gebeine
und die Aufstellung in der Klosterkirche mit zahlreich geladenem Klerus und weltlichen Gästen und ihrem barocken Prunk überstieg beinahe die Kräfte des Klosters.
Auch Graf Ernst von Montfort und seine Gemahlin Antonia waren zugegen.
Die Chronik berichtet: Seit 1737 ist in der Klosterkirche der Leib des heiligen Märtyrers Valentin zur öffentlichen Verehrung ausgestellt und durch manche Wunder verherrlicht.
Manche Kirchenschätze und Andachtsgegenstände sind bei der Auflösung des Klosters Langnau an die Hiltensweiler Dorfkirche gekommen: die barocke Hochaltartafel, die prachtvoll gefasste Madonna mit Kind und die Reliquien des heiligen Valentin. Erst vor wenigen
Jahren von Ordensfrauene im Kloster Reute neu gefasst und in Samtgewänder gekleidet wird der Katakombenheilige jetzt im rechten Seitenaltar der Dorfkirche ausgestellt. Auch die Gebeine der heiligen Militia, nur ein einem von Pappendeckel gemachten Verschlag,
sollen nach Hiltensweiler gekommen sein.
Aufhebung des Klosters Langnau
Nach dem Konkurs des Hauses Montfort kam die Grafschaft 1780 an Österreich. Die Klosterzeit endete sieben Jahre danach, im Todesjahr des letzten Grafen. Bereits 1782 hatte der aufgeklärte Kaiser Joseph II. ein Klosteraufhebungsdekret erlassen, das alle Orden
betraf, die nur geistig tätig waren und die nichts Sichtbares zum Besten der Nächsten und der Gesellschaft beitrugen. Als 1786 angeordnet wurde, den Paulinerorden aufzulösen und sein Vermögen für kirchlich-seelsorgerische und soziale Zwecke einzuziehen, halfen selbst
600 Jahre alte kaiserliche und päpstliche Schutzbriefe nichts mehr.
Das Kloster Langnau wurde 1786 und 1787 in zwei Raten liquidiert und Klostergüter und Klosterbesitz wurde aufgeteilt und versteigert.
Da der Regierung zwei Kirchen in so enger Nachbarschaft zu viel erschienen, sollte die Klosterkirche zur Pfarrkirche umgewandelt werden. Doch die Gemeindemitglieder von Hiltensweiler wehrten sich dagegen sehr heftig. Der Weg von Götzenweiler, Unter- und
Oberwolfertsweiler, von Wielandsweiler, Busenhaus und Degersee hinab nach Langnau war ihnen zu weit. Als ihre Pfarrkirche trotzdem entweiht wurde und nach dem letzten Gottesdienst alle Altargeräte in Kisten zum Abtransport verladen waren, stürmten sie den
Wagen und verhinderten mit Dreschflegeln und Heugabeln die Abfahrt. Die Regierung musste einlenken und gab 1793 die Klosterkirche in Langnau schliesslich zum Abbruch frei.
Die Hiltensweiler führten diese Arbeiten selbst durch und verwendeten das gewonnene Baumaterial für ihr Pfarrhaus und ihr Schulhaus. Sie bauten sogar eine komplette Türe aus dem Kloster im Pfarrhaus ein.
Seit 1408 wurden 14 Mitglieder der Montforter Grafenfamilie in der Klosterkirche bestattet. Ihre Gebeine wurden geborgen und in der Erde unter der Arnoldskapelle an der Seite der neuen Pfarrkirche beigesetzt. Die sicher prunkvollen Epitaphien schätzte man gering,
sie wurden wohl zertrümmert. 1885 wurden nochmal alle Gebeine ausgegraben, eingesammelt und in einem schlichten Eichensarg unter einer schmucklosen Steinplatte inmitten der Arnoldskapelle beigesetzt.
Quelle: www.klosterbruder-langnau.de/geschichte.htm
Das ehemalige Kloster ist in folgender Tour zu finden, bzw. steht mit folgenden Seiten in Verbindung: