Die Besenkapelle auf dem Buchkapf bei Aichstetten




Bei Kinderwunsch pilgern Frauen auf den Bussen. Für Augenleiden ist die
heilige Ottilie zuständig, die heilendes Wasser aus einer Quelle am
Odilienberg im Elsass sprudeln lässt. Doch nicht nur in der Ferne, auch
in der Region gibt es Stätten, an denen Volksfrömmigkeit und der Glaube
an Wunder zusammentreffen.
Ich muss dazu sagen, dass ich von solchen Dingen nichts halte, sie aber
aus heimatkundlichen Gründen interessant finde.
Das Berg-Käppele auf dem Buchkapf bei Aichstetten ist so ein Ort. Es ist
eine der vielen kleinen Besenkapellen, die es im süddeutschen Raum gibt
und die vermutlich auf die Pestzeit zurückgehen. Menschen, welche die
Seuche überlebten, opferten dafür einen Reisigbesen. Einen Besen wohl
deshalb, weil dieser ein Reinigungsgerät ist und sie ja rein von
Krankheit und Seuche sein wollten.

Meist sind diese Kapellen dem hl. Rochus geweiht. Rochus deshalb, weil er
sich im 14. Jahrhundert in Rom um die Pflege Pestkranker kümmerte und deshalb
zum Pestheiligen sowie später zum Fürbitter bei Seuchen, Epidemien und
Hautkrankheiten wurde. "Hier im Allgäu wird er vor allem bei Furunkeln,
auf schwäbisch Oißa - angerufen. Oißa, das sind eitrige Geschwüre, die aus-
sehen wie Pestbeulen", sagt Dr. Manfred Thierer von der Arbeitsgemeinschaft
Heimatpflege im württembergischen Allgäu.
Auch in der Aichstettener Kapelle steht eine Rochus-Statue auf dem Altarauf-
satz, dargestellt als Pilger mit der charakteristischen Pestbeule auf dem
nackten Oberschenkel. Wer sich von dem Heiligen Hilfe erhofft, bringt einen
Besen zu ihm und spricht ein Gebet. Meist suchen die Kranken die Kapelle
nachts heim, transportieren den Besen versteckt, zumal manche Leute über den
Brauch schmunzeln.

Aberglaube oder Volksfrömmigkeit - St. Rochus hat geholfen und scheint immer
noch zu helfen. In der Kapelle auf dem Buchkapf steht ein Duzend Besen. Manche
sind schon länger dort, andere ganz neu. Früher waren es fast ausschliesslich
selbstgebundene Birkenreisbesen, heute stehen vom Hof- bis zum Stubenbesen alle
möglichen Reinigungsgeräte hier als Symbole der Reinigung. Mancher dankbarer
Mensch bringt sie direkt in die Kapelle, lehnt sie an die Wand bei der vordersten
Kirchenbank und wenn das Kirchlein abgeschlossen ist, werden sie am Eingang ab-
gestellt. Und hatten sich früher, als Furunkel noch häufiger und der Gang zum
Arzt seltener war, eine Vielzahl angesammelt, nahm der Kapellenpfleger auch
einmal einen Besen mit Heim, um ihn ganz einfach zum Kehren zu verwenden.
Über den Erfolg einer Wallfahrt zu den Besenkapellen - solche gibt es auch
in Hofs, Immenried, in der Schlossmauer Kißlegg sowie auf der Adelegg - gibt
es unterschiedliche Aussagen.
Wie gesagt, ich halte nichts davon.


Die Kapelle ist in folgender Tour zu finden:

Buchkapf

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